New York. Die USA wollen möglicherweise mit gemäßigten Taliban in Afghanistan zusammenarbeiten. Das UN-Gremium hat derweil das ISAF-Mandat um ein Jahr verlängert. Der Sicherheitsrat fordert eine Ausweitung des NATO-Einsatzes am Hindukusch. Aufständische haben Nachschub-Konvoi der NATO angezündet.

Die Regierung von US-Präsident Barack Obama prüft bei ihrer Kursbestimmung für den Einsatz in Afghanistan auch eine Zusammenarbeit mit gemäßigten Taliban. Damit die Regierung eine «kluge» Entscheidung für das weitere Engagement am Hindukusch treffen könne, würden «alle möglichen Ansätze» überprüft, sagte Außenministerin Hillary Clinton am Donnerstag in Washington. Dazu gehöre auch eine mögliche Kooperation mit gemäßigten Anhängern der Taliban.

Das Weiße Haus erklärte am Donnerstag, dass die Taliban eine geringere Bedrohung für die Sicherheit der USA darstellten als das radikalislamische Terrornetzwerk El Kaida. Dies nährte Spekulationen, Obama könnte sich gegen eine Aufstockung der US-Truppen entscheiden. Der US-Oberbefehlshaber in Afghanistan, General Stanley McChrystal fordert hingegen die Entsendung von 40.000 zusätzlichen Soldaten, da der Krieg nach seinen Angaben ansonsten binnen einen Jahres verloren gehen könnte.

UN-Sicherheitsrat fordert mehr Truppen in Afghanistan

Der UN-Sicherheitsrat hat eine Ausweitung des NATO-Einsatzes in Afghanistan gefordert. In einer am Donnerstag (Ortszeit) verabschiedeten Resolution forderte das Gremium die Mitgliedsstaaten des Bündnisses auf, «Personal, Ausrüstung und andere Ressourcen» beizusteuern, damit die internationalen Truppen «alle operationellen Aufgaben» erfüllen könnten. Zugleich verlängerte der Sicherheitsrat den ISAF-Einsatz um ein Jahr.

Die von Japan verfasste und einstimmig verabschiedete Resolution 1890 betont ausdrücklich die «Notwendigkeit», die NATO-geführten ISAF-Truppen am Hindukusch zu stärken. Konkrete Angaben dazu, inwieweit das Engagement personell und materiell ausgeweitet werden soll, macht der Sicherheitsrat darin jedoch nicht. Den Einsatz der mehr als 67.000 Mann starken ISAF-Truppen verlängerten die 15 Mitglieder des Gremiums bis zum 13. Oktober 2010.

"Starke Besorgnis" um Sicherheitslage

In der Resolution bringt der Sicherheitsrat seine «starke Besorgnis» über die Sicherheitslage in Afghanistan zum Ausdruck. Er verurteilt darin den Anstieg der Gewalttaten durch Anhänger der radikalislamischen Taliban und des Terrornetzwerks El Kaida und zeigt sich besorgt über die hohe Zahl ziviler Opfer. Es sei wichtig, dass der «funktionelle Charakter, die Professionalität und das Verantwortungsbewusstsein» der afghanischen Sicherheits gestärkt werde, heißt es in dem Dokument.

Die Resolution unterstreiche «den Umfang an internationaler Unterstützung», die für die internationalen Bestrebungen in Afghanistan nötig seien, sagte der britische UN-Botschafter John Sawers. Insgesamt sind rund 100.000 NATO- und US-Soldaten in Afghanistan stationiert, die dort derzeit gegen den schwersten Anstieg von Gewalt seit dem US-geführten Einmarsch im Jahr 2001 kämpfen.

Aufständische in Pakistan zünden Nachschub-Konvoi der NATO an

Mutmaßliche Taliban-Rebellen haben im Nordwesten Pakistans einen für Afghanistan bestimmten Nachschub-Konvoi der NATO angezündet. Insgesamt seien sechs mit Treibstoff und anderen Gütern beladene Fahrzeuge am Freitag in den Außenbezirken der Stadt Peshawar in Flammen aufgegangen, teilte die Polizei mit. Die Last- und Tankwagen parkten demnach vor einem Hotel, als bewaffnete Rebellen den Konvoi angriffen. Die Aufständischen übergossen die Fahrzeuge mit Benzin und setzten sie in Brand.

Die radikalislamischen Taliban verüben immer wieder Anschläge auf die Nachschub-Lieferungen für die internationalen Truppen in Afghanistan. Der Großteil der Fracht wird über den anderen Übergang am Khyber-Pass im nordwestpakistanischen Stammesgebiet über die Grenze gebracht. (afp)