Düsseldorf. Die Islamische Dschihad-Union, Auftraggeber der "Sauerland-Gruppe", wirbt nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes verstärkt um neue Mitglieder. Dazu bedienten sich die Terroristen moderner Medien und Kommunikationsmittel - sowie gewaltbereiter Islamisten aus Deutschland.

Die als Auftraggeber der terroristischen „Sauerland-Gruppe“ bekannt gewordene Organisation Islamische Dschihad-Union (IJU) baut ihre Struktur nach Ansicht des Bundeskriminalamtes (BKA) weiter aus. So unterhält sie derzeit ein Haus mit potenziellen Selbstmordattentätern in Pakistan, veröffentlicht regelmäßig Botschaften im Internet und bildet in ihren Terrorcamps auch Kinder an Waffen aus, wie eine Sachverständige des BKA am Dienstag im Prozess gegen die „Sauerland-Gruppe“ vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf sagte. Die IJU setze zudem immer häufiger auf Botschaften von deutschen Islamisten, wie dem mit internationalem Haftbefehl gesuchten Eric Breininger.

Innerhalb von anderthalb Jahren seien allein zehn Botschaften des Saarländers Breininger im Internet aufgetaucht, sagte die Sachverständige: „Die IJU benutzt offenbar bewusst deutsche Glaubenskrieger, um andere junge Leute für den bewaffneten Kampf zu gewinnen.“ Breininger ist demnach derzeit Mitglied einer „Märtyrerbrigade“, die Selbstmordattentate vorbereitet. Das BKA geht davon aus, dass es die Gruppe von willigen Selbstmordattentätern tatsächlich gibt. Sie soll zusammen in einem Haus in Pakistan leben.

Anschlag-Videos auf YouTube

Deutschland steht laut BKA als potenzieller Anschlagsort nach wie vor im Visier der IJU. Allerdings sollen die beiden Anführer der Terrororganisation kürzlich umgekommen und durch Stellvertreter ersetzt worden sein.

Laut BKA verfügt die IJU über eine eigene „Medien- und Informationsabteilung“. Seit 2007 veröffentlicht sie regelmäßig Botschaften der Organisation auf zwei Internet-Homepages. Bis heute gebe es 90 Beiträge, die der IJU zuzuordnen seien.

Auch ein Selbstmordanschlag eines aus Deutschland stammenden Islamisten gegen ein US-Militärlager in Afghanistan wird dort mit mehreren „Live-Videos“ professionell vermarktet . Bei dem Anschlag am 3. März 2008 waren laut BKA zwei US-Soldaten ums Leben gekommen.

Die vier im „Sauerland-Prozess“ angeklagten Männer haben bereits gestanden, im Namen der IJU verheerende Sprengstoffanschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland geplant zu haben. Sie wurden 2007 festgenommen. Die IJU ist laut BKA eine ursprünglich usbekische Terrororganisation, die aber auch in Afghanistan kämpft und dort mit den Taliban kooperiert. Ihr Ziel ist unter anderem die Errichtung eines islamischen Gottesstaates in Zentralasien. (ddp)