Berlin/Wiesbaden. Mit der wachsenden Weltbevölkerung steigen auch die Treibhausgas-Emissionen und damit die Risiken von Hunger, Armut und neuen Konflikten. Experten raten, die Fortpflanzung in Ländern der Dritten Welt stärker zu kontrollieren. Die deutsche Gesellschaft wird dagegen immer älter.
Zum erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel bedarf es weltweit einer besseren Familienplanung, konsequenten Gesundheitspolitik und einer stärkeren Frauenförderung. So lautet die Schlussfolgerung des Weltbevölkerungsberichts 2009, den der UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) am Mittwoch - rund drei Wochen vor dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen - in Berlin vorstellten.
Schnelles Bevölkerungswachstum und Industrialisierung im Laufe des vergangenen halben Jahrhunderts haben dem Bericht zufolge zu einem raschen Anstieg klimaschädlicher Treibhausgas-Emissionen geführt. Ein langsameres Bevölkerungswachstum helfe, sich kurz- und mittelfristig besser an Klimaveränderungen anzupassen, denn langfristig trage es zur Verringerung des Klimagas-Ausstoßes bei. Nach Einschätzung von Experten würden bei einem Anstieg der Weltbevölkerung bis 2050 auf acht Milliarden anstelle der bislang projizierten neun Milliarden Menschen etwa ein bis zwei Milliarden Tonnen weniger Kohlendioxid (CO2) freigesetzt.
Frauen in armen Ländern am stärksten betroffen
Laut DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr werden in den Entwicklungsländern jährlich nach wie vor 76 Millionen Frauen ungewollt schwanger. Das Bevölkerungswachstum drohe in vielen Regionen zur Verknappung natürlicher Ressourcen wie Wasser und Ackerland zu führen und damit die Folgen des Klimawandels zu verschärfen. Für die armen Länder entstünden dadurch zusätzliche Hürden beim Kampf gegen die Armut und der Umsetzung von Entwicklungszielen.
UNFPA-Vertreterin Bettina Maas erklärte, arme Frauen in armen Ländern seien am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen hätten. Frauen müsse dabei geholfen werden, „selbstständig Entscheidungen über ihr eigenes Leben zu treffen“. Gefragt sei vor allem mehr Unterstützung bei Bildung und Gesundheit. Mädchen mit einer höheren Schulbildung beispielsweise hätten später eher kleinere und gesündere Familien.
Nur noch 65 bis 70 Millionen Deutsche
Unterdessen kommt das Statistische Bundesamt in seiner neuen Bevölkerungsvorausberechnung zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2060 jeder dritte Bundesbürger 65 Jahre oder älter sein wird. Demnach steigt vor allem der Anteil der Hochbetagten über 80 Jahre deutlich an: 2060 werden es den Berechnungen zufolge 14 Prozent sein, gegenüber derzeit 7 Prozent. Insgesamt werden in Deutschland 65 bis 70 Millionen Menschen leben, heute sind es etwa 82 Millionen.
Die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen geht den Angaben zufolge zurück, weil die Zahl der Geburten bis 2060 stetig sinken und die Zahl der Sterbefälle bis Anfang der 2050er Jahre ansteigen wird. Das jährliche Geburtendefizit - der Überschuss der Sterbefälle über die Geburten - werde bis 2060 auf mehr als das Dreifache zunehmen, erklärte die Behörde.
Weder Zuwanderung noch Kinder bringen Trendwende
An dieser Entwicklung habe die aktuelle Altersstruktur der Bevölkerung einen erheblichen Anteil, hieß es beim Statistischen Bundesamt. Der Bevölkerungsrückgang könne weder durch Zuwanderung noch durch eine höhere Kinderzahl aufgehalten werden.
Während derzeit rund 50 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 bis 64 Jahren sind, werden es den Angaben zufolge 2060 etwa 27 bis 34 Prozent weniger sein. Die Zahl der über 65-Jährigen werde nach 2020 sehr stark ansteigen, weil dann die geburtenstarken Jahrgänge in dieses Alter kämen.
Damit werde auch der Altenquotient - die Anzahl der Menschen im Rentenalter je 100 Personen im Erwerbsalter - erheblich zunehmen: Von heute 34 auf über 50 im Jahr 2030 und dann auf 63 bis 67 im Jahr 2060. Im Falle einer Rente ab 67 werde der Altenquotient 2030 bei 43 oder 44 liegen, 2060 bei 56 oder 59. (afp/ap)