Dresden. Nach dem Mord an einer jungen Ägypterin im Landgericht Dresden ermittelt die dortigen Staatsanwaltschaft nun auch gegen zwei Richter. Dem Präsidenten des Gerichts und dem Richter, der die verhängnissvolle Berufungsverhandlung im Juli geleitet hat, wird fahrlässige Tötung vorgeworfen.

Nach dem Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini im Dresdner Landgericht ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung gegen den damaligen Richter. Oberstaatsanwalt Christian Avenarius bestätigte am Samstag einen Bericht der «Sächsischen Zeitung», wonach entsprechende Ermittlungen gegen den Richter Tom Maciejewski sowie Präsidenten des Dresdner Landgerichts, Gerd Halfar, eingeleitet wurden. Avenarius betonte, dass dies bereits vor einigen Wochen geschehen sei - also vor Beginn des Mordprozesses gegen den 28-jährigen Alex W., der am Mittwoch zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden war.

Strafanzeige gegen die Richter gestellt

Avenarius sagte, seine Behörde sei nach der Strafanzeige des Bonner Rechtsanwaltes Heiko Lesch verpflichtet gewesen, das Ermittlungsverfahren einzuleiten. Lesch vertritt den Ehemann von Marwa El-Sherbini, der bei dem Vorfall am 1. Juli schwer verletzt worden war.

Die Hinterbliebenen werfen den beiden Richtern vor, wegen der mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen im Gericht für den Tod der 31-jährigen Ägypterin mitverantwortlich zu sein. Avenarius betonte, für das Sicherheitskonzept und die Personalausstattung der Gerichte sei das Justizministerium verantwortlich.

Alex W. war wegen Beleidigung von El-Sherbini auf einem Spielplatz vom Dresdner Amtsgericht im November 2008 zu einer Geldstrafe verurteilt worden. In der Berufungsverhandlung vorm Landgericht kam es am 1. Juli zu der Bluttat: Als die im dritten Monat schwangere Frau den Saal verlassen wollte, stürzte sich der Angeklagte mit einem 32 Zentimeter langen Küchenmesser mit einer 18 Zentimeter langen Klinge auf sie und stach ihr in den Rücken. (ap)

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