München. Uli Hoeneß ist wieder frei. Er wurde an diesem Montag vorzeitig aus der Haft entlassen. Jetzt steht er vor der schwierigen Frage: Und jetzt?

Uli Hoeneß ist kein Häftling mehr. Exakt nach der Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Gefängnisstrafe wurde der 64-Jährige am Montag vorzeitig entlassen, wie das bayerische Justizministerium in München mitteilte. Einzelheiten zum genauen Zeitpunkt und zum Ort der Entlassung nannte das Ministerium nicht.

Das Münchner Landgericht hatte Hoeneß am 13. März 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Am 2. Juni 2014 trat er seine Strafe an. Bereits Anfang 2015 wurde er Freigänger. Seitdem arbeitete Hoeneß tagsüber in der Jugendabteilung des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern, dessen Präsident er bis zu seiner Verurteilung war.

Uli Hoeneß steht jetzt vor der Frage "War's das?"

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"Das war's noch nicht!" Diese Worte schleuderte Uli Hoeneß am 2. Mai 2014 Freunden wie Gegnern voller Angriffslust und Grimm entgegen. Mit der Freilassung auf Bewährung nach 637 Tagen Haft endet die schwerste Zeit seines Lebens. Hoeneß steht nun vor der Frage: War's das?

Was will er, das 64 Jahre alte Alphatier, was kann er in Zukunft noch bewegen? Eine Antwort hat Hoeneß bisher noch nicht gefunden, versicherte er zuletzt. Zu sehr habe ihm die Haftzeit zugesetzt, körperlich - der einstige Genussmensch hat 18 Kilo Körpergewicht abgenommen -, aber vor allem mental. Das Landgericht Augsburg beschrieb die 21 Monate hinter Gittern, vor allem die sieben im geschlossenen Vollzug, in ihrem Beschluss zu Hoeneß' vorzeitiger Entlassung als wahres Martyrium. Hoeneß sei verleumdet, erpresst und ausspioniert worden. Dennoch habe sich der Häftling stets vorbildlich geführt und nie "für etwas Besseres" gehalten.

Bayern-Präsident Hopfner will Hoeneß nicht im Weg stehen

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Am diesem Montag liegt das alles hinter ihm. Das Aufstehen um fünf Uhr in der Früh. Die morgendlichen Kraftübungen mit Hanteln und Gymnastik, die 45 Minuten auf dem Ergometer. Die 40 Kilometer lange Fahrt um sieben vom Freigängerhaus in Rothenfeld, wo er seit Januar 2015 einsaß, an die Säbener Straße. Mit der Haftzeit endet für Hoeneß auch der Anstellungsvertrag als "Assistent der Abteilungsleitung Junior Team" beim FC Bayern. Um den Nachwuchs will er sich aber auch in Freiheit mindestens einmal pro Woche kümmern, verriet er dem kicker. "Ich habe es jetzt verinnerlicht, da bleibe ich dran", sagte Hoeneß. Und sonst? "Keine Ahnung", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge noch jüngst, "ich habe mit ihm darüber noch gar nicht gesprochen, was er vorhat."

Am selben Tag fand jedoch ein Treffen zwischen Hoeneß, Rummenigge, Franz Beckenbauer und Präsident Karl Hopfner an der Säbener Straße statt. Hoeneß fiebere dem Ende seiner Haftzeit entgegen, berichtete Beckenbauer danach. Weil er es kaum erwarten kann, Nachfolger Hopfner zu beerben? Im Spätherbst könnte sich Hoeneß bei der Mitgliederversammlung wieder an die Spitze seines FC Bayern wählen lassen. Hopfner wird ihm nicht im Wege stehen, das hat er bereits bekräftigt. "Ich glaube, wenn er es werden will, wird er es wahrscheinlich werden", sagte Rummenigge über Hoeneß als neuen, alten Präsidenten. Aber will Hoeneß? "Dass Uli zurück an die Macht will, steht fest", zitierte Sport Bild einen Vertrauten aus dem engsten Bayern-Kreis, "die Frage ist nur: Wird er Präsident und Aufsichtsrat oder nur Präsident?"

Hoeneß will jetzt erstmal "Fußball genießen"

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Hoeneß will seine Entscheidung nach dem Sommerurlaub im Juli verkünden. Sicher scheint, dass es die berühmt-berüchtigte "Abteilung Attacke" vorerst nicht mehr geben wird. Hoeneß will sich nicht mehr in Talkshows setzen und wenn, dann nurmehr als Wohltäter auftreten. Sein Gehalt beim FC Bayern aus 14 Monaten Tätigkeit hat er gespendet, ebenso 10.000 Euro bei einem Anruf kurz vor Weihnachten im Radio. Wenn er sich am 13. März zum ersten Mal wieder bewusst einer breiteren Öffentlichkeit zeigt, tut er es als Laudator in Mönchengladbach für seinen Freund Jupp Heynckes.

In den nächsten Wochen möchte Hoeneß, der drei Jahre Bewährung bekam, "Fußball genießen, ins Stadion gehen und wieder Fan sein". Doch dabei dürfte es nicht bleiben. (sid/dpa)