Oberhausen. FC Bayern muss sich vor dem Arbeitsgericht Oberhausen in zwei Prozessen verteidigen: Der Klub hat massiven Ärger wegen seines Fanshops im Centro.
Wenn man gegen den FC Bayern antritt, ist ein Unentschieden ein achtbares Resultat – vermutlich deswegen war dem ehemaligen Leiter des FC Bayern-Fanshops die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als klar wurde: Der Gütetermin vor dem Arbeitsgericht endet tatsächlich gütlich – mit einer gut dotierten „Ablösesumme“ für den Shopleiter, der zudem noch bis Ende Juli seinen Lohn bekommt. Zuvor hatte der Verein ihm die fristlose Kündigung in die Hand gedrückt.
Doch selbst dieser Affront kann die Treue des 50-Jährigen zu seinem Fußballverein nicht erschüttern. „Mir blutet das Herz“, hatte der 50-Jährige schon vorab erklärt, angesichts des Umstandes, dass er vor Gericht gegen seinen Verein und Arbeitgeber antreten musste. Als Bayern-Fan hatte er fast 19 Jahre lang in dem Shop gearbeitet, Ex-Präsident UIi Hoeneß hat ihm sogar mal in einer familiären Notlage massiv geholfen.
Als Mario Götze den Shop feierte, krachte es hinter den Kulissen
Doch in den letzten Monaten hing der Haussegen schief: Als am 4. Dezember Weltmeister Mario Götze und tausende Fußballfans den neuen, vergrößerten Fanshop des FC Bayern München im Oberhausener Centro einweihten, krachte es hinter den Kulissen bereits gewaltig: Das Unterstützungsteam aus München habe sich mehr um Götze und das Büffet gekümmert als um die vielen Tausend Kunden. Der Shopleiter klagt, er habe nicht einmal genug Personal bekommen, um eine zweite Kasse zu öffnen.
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Seine Fehlplanung, so sah es offenbar der Verein. Hinzu kommt: Die Umsätze, so berichtet der Spiegel, sind im Centro Geschäftsjahr 2014/2015 um rund eine halbe Million auf 1,9 Millionen gesunken. Obwohl der neue, größere Shop darauf deutet, dass der FC Bayern im Fußballwesten weiter offensiv spielen will, sahen die Münchener Manager den Shopleiter offenbar nicht mehr im Kader: „Ich habe halt das Maul aufgemacht“, meinte dieser. Jetzt bekommt er einen goldenen Handschlag – und muss künftig schweigen.
Angestellte fordert 5000 Euro Schadenersatz
Ob der FC Bayern in dem morgen anstehenden zweiten Verfahren auch mit einer Geldzahlung davonkommt, bleibt abzuwarten: Dieses Mal geht es um Fragen des Datenschutzes. Nicht nur, dass neun Kameras den Shop besser überwachen als manchen Strafraum: Auch im Sozialraum hängen zwei Kameras – und das ist nach Auffassung des Klägeranwalts Christian Nohr genauso Unrecht wie die Besetzung der Datenschutzbeauftragten mit einer Beschäftigten, die gleichzeitig für Recht und Personal zuständig ist. Auch wenn es sich mit Heide Schwarzenbeck um die Tochter der Club-Legende und des 74er-Weltmeisters Georg „Katsche“ Schwarzenbeck handelt.
Eine Beschäftigte des Fan-Shops forderte jetzt den Abbau dieser Kameras, die Löschung der Daten und 5000 Euro Schadenersatz. „Eine Überwachung von Sozialräumen ist schlicht rechtswidrig“, so der Essener Anwalt für Arbeitsrecht. Vorher, im kleineren Shop, gab es nur eine Kamera im Verkaufsraum. Zudem konnten die Mitarbeiter auf einem Monitor sehen, was die Kamera aufnahm und im Falle eines Diebstahls mit der Polizei die Aufnahmen auswerten.
Heute wissen sie nicht einmal, wo sie in München anrufen sollten, um im Falle eines Falles an die Bilder zu kommen. Auch, dass Ende November alle Mitarbeiter vor einer weißen Wand fotografiert wurden, legt nach Ansicht von Rechtsanwalt Nohr nahe, dass per Gesichtserkennung eine lückenlose Überwachung der Mitarbeiter geplant ist. Nohr vermutet in der Überwachung und der Ablösung des Shopleiters weniger Diebstahlsprävention als den Einzug einer neuen Unternehmenskultur.