Essen. Eigentlich ist es ganz einfach, Verpackungsmüll zu vermeiden. Man muss es nur tun. Recyclingexperte Thomas Fischer erklärt die größten Abfallsünden.

"Ich weiß, das ist schlecht für die Umwelt. Aber...": Wenn es um Müllvermeidung geht, sind wir Deutschen oft träge. Eine Ausrede gibt's doch immer. Aber warum? Es ist eigentlich nicht schwer, Verpackungen zu vermeiden. Recycling-Experte Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe klärt die zehn größten Müll-Sünden beim Alltagseinkauf auf.

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1. Wegwerf-Kaffeebecher:

Jeden Tag landen sieben Millionen Pappbecher im deutschen Müll – 40.000 Tonnen im Jahr. Dabei lässt sich das leicht vermeiden. Die Umwelthilfe hat den Praxistest gemacht: Mit Mehrweg-Thermobechern sind die Tester durch die Lande gezogen, um sich Kaffee "nachfüllen" zu lassen. Das Ergebnis war eindeutig: Fast alle Bäckereien und Kaffeeketten haben den Becher anstandslos befüllt. Dem stehe rechtlich nichts im Wege, erklärt Fischer: Die Lebensmittelverordnung verbietet es nicht. Es gebe für Mitarbeiter nur zwei Vorgaben: 1. Sie müssen den angereichten Becher auf Dreck kontrollieren. 2. Der Becher darf den Einfüllstutzen der Kaffeemaschine nicht berühren.

2. Plastiktüten:

6,1 Milliarden Plastiktüten nehmen wir Deutschen pro Jahr aus Geschäften mit. Wohlgemerkt: feste Taschen – dünne Obstbeutel sind noch gar nicht eingerechnet. Da sieht Thomas Fischer enormes Einsparpotenzial: "Solche Tüten braucht kein Mensch!" Für einen geplanten Einkauf nimmt man einfach genügend Beutel oder Körbe mit. Und für den schnellen Spontankauf bieten sich Mehrweg-Polyesterbeutel an: Sie sind dünner, leichter und reißfester als Kunststoffbeutel und passen in jede Jackettasche.

3. Verpacktes Obst und Gemüse:

Niemand braucht eine eingeschweißte Gurke – geschweige denn Äpfel in dicken Styroporschalen. "Es gibt immer eine Alternative zu vorverpacktem Obst", weiß Fischer. Meist sogar im selben Laden. Nur bei Discountern sieht's zunehmend schlecht aus: Hier ist inzwischen das meiste verpackt. Dann ist der Laden nebenan die Alternative. "Der Verbraucher hat immer eine Wahl", meint Fischer. "Man muss es nur machen."

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4. Kaffeekapseln:

Drei Milliarden Kaffeekapseln verbrauchen wir Deutschen im Jahr – Tendenz stark steigend. Dabei ist der Abfall durch Nespresso, Tassimo, Tchibo und Co. einer der umweltschädlichsten, den es gibt: Die Alu-Herstellung ist extrem energieintensiv. Thomas Fischer zeigt die Dimension der Abfallmenge: Bei zwei Kilo Kapselkaffee fällt ein Kilo Müll an. Das ist 16-mal mehr als bei normalen 500-Gramm-Packungen. Ganz zu schweigen vom Preis, der ins Unermessliche steigt. Den Trend zu Kapselmaschinen beobachtet Fischer mit Sorge: "Das wird von den Herstellern gezielt gepusht. An Kleinportionierungen verdienen sie viel mehr. Der Müll ist egal." Aber auch hier gibt's Alternativen. Mehrweg-Kapseln sind zwar aus Edelstahl (auch das braucht viel Energie), aber der positive Umwelteffekt ist schnell erreicht. Und die Ersparnis erst recht.

5. Tetrapack, Einwegflasche, Dose:

17 Milliarden Einwegplastikflaschen gehen jedes Jahr über deutsche Ladentheken. Dabei gibt's auch hier (fast) immer eine Alternative. Die Flaschen werden zwar zum Teil recycelt, erklärt Fischer. Aber Neumaterial ist billiger als Recycling: Durch Fracking in den USA gibt es momentan ein Überangebot an Rohöl. Viele Hersteller verzichten deshalb komplett auf Altplastik. Bei Tetrapacks sieht es nicht besser aus, zumal nur jeder dritte Getränkekarton im Recycling landet. Außerdem kann man für neue Verpackungen aus technischen Gründen kein Recyclingpapier verwenden – es ist immer neues Papier. Mehrweggläser oder Glasflaschen werden zwar auch heiß gespült. Die Umweltbilanz ist dennoch besser: Glas kann 50-mal wiederverwendet werden, PET 20-mal.

6. Käse, Wurst und Fleisch abgepackt:

Klar gibt's Käse auch vorportioniert in der Kühltheke, und das Gehackte wartet auch schon abgepackt in der Truhe. Allerdings immer in stabilen Schalen aus Kunststoff, manchmal sogar in Styropor mit zusätzlicher Folie drum. An der Fleischtheke lässt sich das meiste davon vermeiden, propagiert Thomas Fischer: "Ob ein Steak im dünnen Tütchen oder in der dicken Schale transportiert wird, ist dem Steak egal – der Umwelt nicht." Komplett vermeiden lässt sich Verpackung natürlich nicht. Aber der Unterschied an Energieaufwand und Abfallmenge liegt auf der Hand.

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7. Kleinstpackungen:

100ml Actimel, 50g Fruchtzwerge, 200ml Prosecco in Döschen: Der Trend zu immer kleineren Portionen ist unübersehbar. Für Recycling-Experte Fischer ist der Hintergrund klar: "Damit lässt sich mehr Geld verdienen. Wenn man es umrechnet, dann zahlt man für den Inhalt astronomische Preise. Der Verbraucher wird abgezockt und merkt es nicht!" Der Schaden für die Umwelt ist enorm. Je kleiner die Packungseinheit, desto größer ist in Relation dazu die Verpackung.

8. Mehrfach Verpacktes:

Für Thomas Fischer ist der Fall klar: Einzeln verpackte kleine Schokoriegel in einer weiteren Packung, Gummibärchen in Tüten mit Tüte drumrum – das ist ein reines Marketinginstrument, das mehr Umsatz bringt. Außerdem gaukelt es mehr Inhalt vor. Aber eine Alternative gebe es immer, so Fischer. Man müsse nur genau hinschauen und das doppelt Verpackte "einfach mal nicht kaufen".

9. Transportverpackung von Online-Bestellungen:

Auch das ist Müllvermeidung – und gut für die Stadt, in der man lebt: Einfach mal im Laden kaufen, und nicht im Internet bestellen. Transportverpackungen, Kartons, Styropor, Luftpolsterfolie – Online-Lieferungen brauchen unvorstellbare Massen an Verpackung.

10. Geschenkpapier:

Es hat zwar nur entfernt mit Müllvermeidung im Supermarkt zu tun, aber Geschenkpapier hat trotzdem einen Platz in unserer Liste verdient. Normales Geschenkpapier ist aber gar nicht das größte Problem, so Fischer – das darf gern ins Altpapier. Problematisch ist Papier mit Folienbeschichtung: Damit kann der Recycler nichts anfangen. Die Folie schrumpelt in der Hitze des Recyclingprozesses und stört die Wiederverwertung massiv. Die beste Lösung ist aber, mit Geschenkpapier grundsätzlich sparsam zu haushalten. Wieso sollte man es nicht zweimal benutzen? Oder Omas Geschenk in Zeitungspapier wickeln und vom Enkel bemalen lassen? Und auf Zellophan-Folie kann man umstandslos komplett verzichten. Das Geschenk gefällt auch so – oder nicht.