Berlin. Der Handelsverband will künftig mehr Geld für Plastiktüten verlangen. Er will mit dem Vorstoß ein Gesetz verhindern.
Plastiktüten sollen ab dem nächsten Jahr deutlich teurer werden: Der Preis pro Tüte an der Ladenkasse im Geschäft werde voraussichtlich mindestens 20 Cent betragen, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ und beruft sich auf einen Entwurf des Handelsverbands Deutschland (HDE). Dessen Geschäftsführer, Kai Falk, relativierte gegenüber unserer Redaktion den Bericht: „In dem Entwurf ist nicht von einer konkreten Zahl die Rede. Wir wollen, dass Einzelhändler den Preis künftig weiterhin freiwillig festlegen können.“
Einzelhandel will Gesetz verhindern
Der HDE verfolgt das Ziel, einen „angemessenen Preis für Plastiktüten“ einzuführen, so der Geschäftsführer. Der Hintergrund: Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte zuvor ein Gesetz angekündigt, dass die Höhe des Tütenpreises regeln sollte. Diesem Plan kam der Handelsverband mit seinem Entwurf zuvor. „Durch die freiwillige Initiative des Handels soll eine gesetzliche Regelung vermieden werden“, sagte HDE-Geschäftsführer Kai Falk unserer Redaktion.
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Große Ketten wie Aldi, Lidl, dm und Rossmann verlangen vom Käufer im Schnitt zehn Cent pro Tüte. Derzeit diskutieren der HDE und das Umweltministerium, wie der deutsche Handel künftig mit den umweltschädlichen Tüten umgehen kann.
Deutschland erfüllt EU-Richtlinie bereits
Hintergrund des Vorstoßes des Handelsverbands sind neue Vorgaben der Europäischen Union. Das Umweltministerium muss eine EU-Richtlinie vom April dieses Jahres umsetzen. Diese sieht vor, den Verbrauch an handelsüblichen Plastiktüten in Europa bis Ende 2025 auf 40 pro Kopf zu reduzieren. Bisher verbrauche jeder Deutsche im Schnitt 71 Tüten pro Jahr, heißt es beim HDE. Damit liegt Deutschland bereits jetzt deutlich unter dem von EU vorgegebenen Teilziel von 90 Tüten pro Kopf bis 2019.
Im Bundesumweltministerium sei man zufrieden darüber, dass der Handel selbst einen Entwurf vorgelegt hat, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag. Ressortchefin Barbara Hendricks (SPD) habe stets eine freiwillige Regelung einem Gesetz vorgezogen.
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Laut der Deutschen Umwelthilfe haben andere Länder sehr viel umweltfreundlichere Regelungen als Deutschland. In Irland, Dänemark und Finnland sei der Verbrauch um 95 Prozent zurückgegangen. Grund war die Einführung einer Plastiktütengebühr in Höhe von 22 Cent. Der Verbrauch sank innerhalb weniger Jahre von 328 Tüten auf 16 Tüten pro Kopf. Ausgenommen von der Regelung sind die sogenannten Hemdchenbeutel, die zum Beispiel für Obst im Supermarkt aushängen.
Gratis-Plastiktüte in Europa auf dem Rückzug
In den vergangenen Monaten hatte es ein Umdenken in der Branche gegeben. Große Unternehmen wie dm oder die Drogeriekette Budnikowsky bieten ihre kleine Tüten nicht mehr kostenlos an.
Insgesamt ist die Gratis-Plastiktüte in Europa auf dem Rückzug: So hat auch England Anfang Oktober eine Gebühr für die Tragetaschen eingeführt. Supermarkt-Kunden zahlen mindestens fünf Pence – knapp sieben Cent. Allerdings gilt das zum Ärger von Umweltschützern nur in Geschäften von Unternehmen, die mindestens 250 Vollzeitbeschäftigte haben. (ls/dpa)