Düsseldorf. Die Angeklagten der islamistischen "Sauerland"-Gruppe haben erste Geständnisse abgelegt. Die vier Männer sollen sich in Mekka das erste Mal begegnet sein. Ihnen wird vorgeworfen, 2007 Autobombenanschläge auf US-Einrichtungen in mehreren deutschen Großstädten geplant zu haben.

Im Prozess gegen die vier mutmaßlichen Islamisten der «Sauerland-Gruppe» haben die Angeklagten am Montag vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf mit den angekündigten Geständnissen begonnen. Der mutmaßliche Rädelsführer Fritz G. berichtete, er sei den Mitangeklagten erstmals auf einer Pilgerreise im Januar 2005 in Mekka begegnet: «Wir hatten die gleichen Ansichten über den Dschihad.»

Waffen- und Sprengstoffunterricht

Der Angeklagte Daniel S. am Montag im Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf. Foto: ap
Der Angeklagte Daniel S. am Montag im Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf. Foto: ap © AP

Laut G. haben die jungen Männer bei späteren Treffen in Deutschland beschlossen, in den «Dschihad» - den «heiligen Krieg» - zu ziehen. Ursprünglich habe man zunächst über Syrien in den Irak gelangen wollen. Weil das nicht geklappt habe, sei man dann von der Türkei aus per Flugzeug in den Iran gereist - zunächst nur G. und Adem Y. Von Teheran kamen die beiden jungen Männer mit Hilfe von Kontaktpersonen und Schleusern über die Grenze nach Pakistan und wurden dort von Mudschahedin abgeholt.

In der pakistanisch-afghanischen Grenzprovinz Waziristan seien sie dann in einem Terrorcamp einer umfassenden Ausbildung unterzogen worden und hätten Waffen- sowie Sprengstoffunterricht erhalten, berichtete G. Die «rechte Hand» des Anführers des Terrorcamps habe die beiden überzeugt, Anschläge auf möglichst viele US-Amerikaner in Europa zu verüben. «Wir können euch alles geben, was ihr braucht», habe der Mann gesagt. Die Mudschahedin hätten in solchen Anschlägen die Chance gesehen, mit weniger Aufwand einen größeren Schaden anzurichten. Bei Anschlägen auf US-Amerikaner in Afghanistan habe es dagegen immer «viele Misserfolge» gegeben, sagte G. weiter.

Richter beeindruckt von der Offenheit der Angeklagten

«Ich war mir mit Adem einig, dass es unsere Pflicht war, es zu tun, obwohl es eigentlich unsere Absicht war, in Afghanistan zu kämpfen», sagte G. Als einzige Europäer in dem Lager seien sie für die Anschlagspläne die erste Wahl gewesen, auch wenn sie sich selbst als dafür «nicht geeignet» angesehen hätten.

Der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling sagte, das Gericht sei «beeindruckt von dem Umfang und der Offenheit» der Aussagen der vier Angeklagten. Das Vernehmungsprotokoll habe einen Umfang von mehr als 1200 Seiten. Die Aussagen der Angeklagten könnten dazu beitragen, den Prozess schneller zu einem Ende zu bringen. Einen Zeitplan für den weiteren Prozessverlauf könne er aber jetzt noch nicht nennen. Die Angeklagten waren seit Juni von Beamten des Bundeskriminalamtes (BKA) vernommen worden. Als Grund für ihre überraschende Aussagebereitschaft hatten sie unter anderm angegeben, dass sie sich vor Gericht langweilten.

Vorbereitungen in der Ferienwohnung

Die vier mutmaßlichen Islamisten müssen sich seit dem 22. April vor Gericht verantworten. Sie sollen 2007 Autobombenanschläge auf US-Einrichtungen in mehreren deutschen Großstädten geplant haben. Die Männer hatten sich zwölf Fässer mit Chemikalien beschafft und in einer Ferienwohnung im sauerländischen Medebach-Oberschledorn damit begonnen, daraus Sprengstoff herzustellen. Am 4. September 2007 wurden sie in der Ferienwohnung festgenommen. (ddp)