Freiburg. . In Erfurt und Freiburg wurde der Papst wieder von Tausenden Gläubigen empfangen. Missbrauchsopfer waren dagegen bitter enttäuscht. Bei einem Treffen mit orthodoxen Geistlichen sprach Benedikt sich erneut gegen die Homo-Ehe aus.
Mit von Begeisterung der Gläubigen begleiteten Gottesdiensten und öffentlichen Auftritten hat Papst Benedikt XVI. am Samstag in Erfurt und Freiburg seinen Deutschlandbesuch fortgesetzt. Bei einem Großgottesdienst in Erfurt feierten ihn ebenso tausende Menschen wie bei seiner Ankunft in Freiburg. Massive Kritik am Papst kam von den Verbänden, die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche vertreten.
Der Papst hatte am Freitagabend fünf von der Bischofskonferenz ausgewählte Männer und Frauen getroffen, die von Geistlichen missbraucht worden waren. Die Opferverbände kritisierten scharf, bei dieser Auswahl nicht berücksichtigt worden zu sein. Die Initiative Eckiger Tisch erklärte durch ihren Sprecher Matthias Katsch, „erneut erleben wir die Kirche als ‘vermachtete’ Institution, an der wir abprallen wie von einer Wand.“ Doch nun sei es genug - sie würden nicht weiter den „Unwilligen“ hinterher laufen.
„Verleugnen, verschweigen und vertuschen“
Das Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt reagierte ebenfalls enttäuscht und wütend auf die Art des Treffens. Dieses sei wie zuvor schon in anderen Ländern abgelaufen nach dem Muster „Verleugnen, Verschweigen und Vertuschen“, sagte Norbert Denef, der Vorsitzende des Netzwerks.
In der Messe auf dem Erfurter Domplatz würdigte Benedikt vor knapp 28.000 Menschen den Beitrag der ostdeutschen Christen zum Mauerfall. Die politischen Veränderungen des Jahrs 1989 seien „nicht nur durch das Verlangen nach Wohlstand und Reisefreiheit motiviert“ gewesen, „sondern entscheidend durch die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit“, sagte er in seiner Predigt. Zugleich beklagte der Papst, dass viele Ostdeutsche „mittlerweile fern vom Glauben an Christus und von der Gemeinschaft der Kirche“ lebten.
Massive Sicherheitsvorkehrungen in Erfurt
Der Erfurter Bischof Joachim Wanke bezeichnete den Papstbesuch in der Messe als „Zeichen der Ermutigung für alle ostdeutschen Katholiken, die in der Zeit des Sozialismus das katholische Bekenntnis des Glaubens treu bewahrt haben“. Allerdings blieb die Erfurter Bevölkerung von dem Papstbesuch weitgehend abgeschnitten: Wegen der massivsten Sicherheitsvorkehrungen in der Geschichte der Stadt lag diese zeitweise wie ausgestorben dar. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte, das Ausmaß der Sicherheitsvorkehrungen sei eine Entscheidung der lokalen Sicherheitsbehörden. Der Vatikan habe keine entsprechenden Wünsche aufgestellt.
Nach seiner Weiterreise von Erfurt nach Freiburg begrüßten nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz insgesamt 25.000 Passanten den Papst in der Stadt im Breisgau. Mit launigen Worten dankte dieser dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch für die Einladung. „Er hat mich so bedrängt, dass ich mir gedacht habe, nach Freiburg muss ich wirklich kommen.“
„Einzigartigkeit der Ehe zwischen Mann und Frau“
Wie auch an seinen ersten beiden Besuchstagen hatte der Papst ein dichtes Programm. So traf er Altkanzler Helmut Kohl (CDU) und Vertreter der Orthodoxen. Dabei rief er zu einem gemeinsamen Einsatz aller Christen gegen antireligiöse Tendenzen in der Gesellschaft auf. Gegenwärtig wollten „nicht wenige Menschen das öffentliche Leben von Gott sozusagen befreien“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt .
Gemeinsam träten die christlichen Kirchen für den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod ein. Das unbedingte Festhalten an der Würde jedes Menschen bestärke gläubige Christen dabei, „jedem manipulativen und selektiven Eingriff am menschlichen Leben vehement entgegenzutreten“, betonte Benedikt XVI. Er rief ferner dazu auf, die „Einzigartigkeit der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau vor jeglicher Missdeutung zu schützen“.Der Papst betonte zudem, dass die Orthodoxie der katholischen Kirche am nächsten sei. „So dürfen wir hoffen, dass der Tag nicht zu ferne ist, an dem wir wieder gemeinsam Eucharistie feiern können.“
Abendgebet mit rund 25.000 Jugendlichen unter freiem Himmel
Zusammen mit rund 25.000 Jugendlichen hat Papst Benedikt XVI. im Anschluss seinen ersten Gottesdienst in Freiburg gefeiert. Im Stil der großen Vigil-Feiern bei den katholischen Weltjugendtagen, hatten die Organisatoren auch bei der Deutschlandreise des Papstes einen solchen gleichsam stimmungs- wie schwungvollen Abendgottesdienst unter freiem Himmel ins Programm eingebaut. Unter dem Jubel der Jugendlichen bekannte der Papst „ich habe mich den ganzen Tag auf diesen Abend mit euch gefreut“.
Während auf dem Gelände an der Freiburger Messe nach Sonnenuntergang das Licht einer offenen Flamme vom Altar an tausende Kerzen der Jugendlichen weitergereicht wurde, erinnerte der Papst an das Jesus-Wort „Ihr seid das Licht der Welt“. Er forderte die Jugendlichen dazu auf, ihren Glauben engagiert zu leben und keine „lauen Christen“ zu sein. „Lasst zu, dass Christus in euch brennt, auch wenn das manchmal Opfer und Verzicht bedeuten kann“, rief Benedikt den Jugendlichen zu. „Ich vertraue darauf, dass ihr und viele andere junge Menschen hier in Deutschland Leuchten der Hoffnung sind, die nicht verborgen bleiben.“
Große Messe auf Flughafengelände
Eine „mutmachende Aufforderung an die Jugendlichen, zu ihrem Glauben zu stehen“, fasste Ursula Fehling, Bundesvorsitzende des Bunds der katholischen Jugend (BDKJ) die Ansprache anschließend zusammen.
Zuvor hatte der Gottesdienst einen besonderen Fokus auf katholische Jugendgruppen und -organisationen gelegt, die bundesweit Hunderttausende Mitglieder zählen. Vertreter von Gruppen wie Schönstattjugend, Messdienern, St. Georgs-Pfadfinder oder Katholischer Junger Gemeinde stellten ihre Motivation für ihr Engagement vor und zeichneten so ein buntes Bild der katholischen Jugend in Deutschland.
Nach Berlin und Erfurt ist Freiburg die dritte Station der Reise des deutschen Papstes durch sein Heimatland. Dort feiert Benedikt am Sonntag ab 10 Uhr eine große Messe auf einem Flughafengelände, bevor er sich am späten Nachmittag im Konzerthaus noch einmal mit einer Rede an die Deutschen wenden wird. (tr/afp/dapd)