Erfurt. . Mit einer Messe auf dem Erfurter Domplatz beginnt der dritte Tag der Papst-Reise durch Deutschland. Am Freitagabend hatte sich Benedikt außerhalb des offiziellen Programms mit Opfern des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche getroffen.
Mit einer Fahrt in seinem Papamobil über den Erfurter Domplatz hat Papst Benedikt XVI. am Samstag den dritten Tag seines Deutschlandbesuchs begonnen. Knapp 28.000 Menschen jubelten dem Papst dort vor dem Beginn eines Großgottesdiensts zu. Nach dem Ende der Messe will Benedikt nach Freiburg weiterreisen und dort unter anderem mit Altkanzler Helmut Kohl (CDU) sowie mit Vertretern von Orthodoxen und katholischen Laien sprechen. Für Sonntag sind ein Gottesdienst am Freiburger Flughafen und eine Rede des Papsts im Konzerthaus der Stadt geplant, bevor sein Besuch am Abend endet.
Bischof: Verfehlungen von Priestern offen angesprochen
Papst Benedikt XVI. hat sich am Freitagabend mit einer Gruppe von Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester und kirchliche Mitarbeiter getroffen. Das Treffen fand im Erfurter Priesterseminar statt, hieß es in einer von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Erklärung des Vatikan. Der Papst habe „bewegt und erschüttert von der Not der Missbrauchsopfer“ sein tiefes Mitgefühl und Bedauern bekundet für alles, was ihnen und ihren Familien angetan wurde, hieß es in der Mitteilung.
Bei dem Treffen sind die Verfehlungen von Priestern und Kirchenmitarbeitern nach Angaben des Trierer Bischofs Stephan Ackermann offen angesprochen worden. "Es wurde kein Blatt vor den Mund genommen", sagte der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz gegen Missbrauch am Samstag in Erfurt.
Der Papst habe sich in dem halbstündigen Gespräch jedem einzelnen der fünf geladenen Gäste zugewendet. Dabei habe er seine Beschämung und seinen Schmerz über die Missbrauchsfälle zum Ausdruck gebracht. Das Treffen sei diskret geplant worden, um den drei Männern und zwei Frauen eine ungestörte Begegnung mit dem Papst zu ermöglichen.
Der Papst habe den Anwesenden zudem versichert, dass den Verantwortlichen in der Kirche "an der Aufarbeitung aller Missbrauchsdelikte gelegen ist und sie darum bemüht sind, wirksame Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen zu fördern". Benedikt sei "den Opfern nahe und bringt seine Hoffnung zum Ausdruck, dass der barmherzige Gott, der Schöpfer und Erlöser aller Menschen, die Wunden der Missbrauchten heilen und ihnen inneren Frieden schenken möge".
Papst traf fünf Opfer
Wie der Generalkoordinator der Papst-Reise, Pater Hans Langendörfer, sagte, nahmen drei Männer und zwei Frauen an dem halbstündigen Gespräch teil. Das Treffen sei "sehr, sehr emotional" verlaufen. Bei den Teilnehmern habe es sich um Menschen aus verschiedenen Regionen in Deutschland mit unterschiedlichen Schicksalen gehandelt. Langendörfer sagte, ihm sei klar, dass es Klagen der Opferverbände über die Auswahl der Teilnehmer und die Dauer des Gesprächs geben werde.
Im Anschluss an dieses Gespräch habe der Papst einige Menschen begrüßt, die sich um die Opfer sexuellen Missbrauchs kümmern. Der Missbrauchsskandal hatte die katholische Kirche in Deutschland im vergangenen Jahr erschüttert. In der Folge des Skandals traten zehntausende mehr Menschen aus der katholischen Kirche aus als in früheren Jahren.
Zeitpunkt unklar
Ein Treffen mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester und kirchliche Mitarbeiter hatte im Vorfeld der Reise bereits als wahrscheinlich gegolten. Ort und Zeitpunkt waren aber geheim gehalten worden. Auch bei Reisen in andere Länder hatte der Papst Missbrauchsopfer getroffen.
In den vergangenen Jahren waren eine ganze Reihe von Fällen bekanntgeworden, bei denen sich katholische Würdenträger in Deutschland und anderen Ländern an Kindern und Jugendlichen etwa in Internaten vergangen hatten.
Bei einem Besuch in Großbritannien hatte sich der Papst vergangenes Jahr bei den Opfern entschuldigt und betont, pädophile Geistliche hätten Schande und Erniedrigung über die katholische Kirche gebracht. (afp/rtr)