Tokio. . Rückschlag bei der Wasser-Reinigung in dem japanischem Akw Fukushima: Ein Strahlungsanstieg hat die Wasser-Reinigung im verseuchten Akw gestoppt. Die Atombehörde IAEA wirft Japan Versäumnisse im Umgang mit Atomkatastrophe vor.
Im Ringen um eine Stabilisierung des japanischen Atomkraftwerks Fukushima hat der Betreiber Tepco einen Rückschlag erlitten. Kurz nach Beginn der Reinigung radioaktiv verseuchten Wassers musste am Samstag der Einsatz einer Aufbereitungsanlage wegen eines Schadens gestoppt werden. Die Internationale Atomenergiebehörde warf Japan in einem Bericht, der am Montag veröffentlicht werden soll, Versäumnisse im Umgang mit dem Unfall vor.
Die Wasserwiederaufbereitungsanlage war erst am Freitagabend in Betrieb genommen worden. Kurz nach Mitternacht musste ihr Einsatz wegen eines defekten Teils aber schon wieder gestoppt werden, wie ein Vertreter des Unternehmens vor Journalisten sagte. Diese Systemkomponente habe unerwartet bereits die Grenzen ihrer Kapazität erreicht und müsse nun ausgetauscht werden. Eigentlich hätte das Teil einen Monat lang einsatzbereit sein sollen.
Messgeräte sollen überprüft werden
Vermutlich waren hohe Strahlenwerte oder Schlamm für die Panne verantwortlich. Unklar war zunächst, wann die Reinigung des Wassers weitergehen kann. Die Anlage soll die bis zu 100.000 Tonnen Wasser reinigen, die nach der Havarie zur Kühlung der Reaktoren eingesetzt wurden. Absorbiert werden sollen neben radioaktiven Materialien auch Öl und Meersalz. Das aufbereitete Wasser soll anschließend wieder zur Kühlung verwendet werden. Erst dann können die langfristigen Reparaturen der Kühlsysteme beginnen.
Vergangenen Monat hatten Arbeiter erstmals Zugang zu Reaktor 1 in Fukushima erhalten. Ab Sonntagabend sollte schrittweise ein zweiter Reaktor für Reparaturmaßnahmen geöffnet werden, wie Tepco erklärte. Arbeiter sollen dort dann Messgeräte überprüfen und möglicherweise Stickstoff einbringen, um eine Explosion zu verhindern.
Nachbeben der Stärke 5,9
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) warf den japanischen Behörden vor, nicht richtig auf die Atomkatastrophe reagiert zu haben. Zu diesem Schluss kam die IAEA in einem Untersuchungsbericht, der am Montag zum Auftakt einer Konferenz zur Atomsicherheit in Wien vorgestellt werden soll. Das Land habe nicht auf ein IAEA-Übereinkommen für Hilfsleistungen zurückgegriffen und von der Behörde empfohlene Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Bedrohungen von außen nicht richtig umgesetzt. Diese sind für die IAEA-Mitgliedstaaten allerdings nicht bindend.
Seit dem Erdbeben und der Tsunami-Katastrophe vom 11. März, die zu dem Atomunglück in Fukushima führten, stehen 35 der 54 Atomreaktoren in Japan wegen Erdbebenschäden oder Routine-Inspektionen still. Seither wurde die Region immer wieder von Nachbeben erschüttert. Erst am Samstagabend ereignete sich ein weiteres Beben der Stärke 5,9.
Alle anderen Reaktoren seien sicher
Abgesehen von den Meilern in Fukushima seien alle anderen Reaktoren aber sicher, sagte Industrieminister Banri Kaieda. Er bat die lokalen Behörden um Zusammenarbeit, um diese Anlagen nach einer Überprüfung wieder ans Netz nehmen zu können.
Die japanische Bevölkerung steht der Atomkraft seit der Atomkatastrophe allerdings skeptisch gegenüber. Einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage zufolge sprechen sich 82 Prozent der Japaner für einen Ausstieg aus der Atomenergie aus. Die Regierung von Ministerpräsident Naoto Kan hat eine Energiewende angekündigt und will künftig mehr auf erneuerbare Energien setzen. Industrieminister Kaieda betonte jedoch, wie wichtig auch die Atomkraft sei, um die Industrie und die Haushalte mit Strom zu versorgen. (afp)