Tokio. . Knapp acht Wochen nach der Tsunami-Katastrophe in Japan haben am Donnerstag zwölf Arbeiter erstmals einen der havarierten Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima betreten. Sie installierten dort Belüftungsmaschinen.
Erstmals seit Beginn der Atomkatastrophe in Fukushima haben wieder Menschen den Unglücksreaktor I betreten. Die Betreibergesellschaft Tepco schickte am Donnerstag zwölf Arbeiter für kurze Zeit in das verstrahlte Gebäude. Dort schlossen sie Rohrleitungen an Ventilatoren an, die radioaktive Partikel zu 95 Prozent aus der Luft filtern, wie das Unternehmen mitteilte. Nach Angaben der japanischen Atomsicherheitsbehörde wurde die Apparatur in Betrieb gesetzt. Sie soll nun zwei bis drei Tage laufen, wie ein Tepco-Sprecher erläuterte. "Danach wollen wir damit beginnen, das Kühlsystem zu installieren." Bislang erfolgt die Kühlung per Notbehelf durch Meerwasser.
Die Arbeiten zogen sich über anderthalb Stunden hin. Dabei wechselten sich kleinere Gruppen ab, um die Strahlenrisiken zu begrenzen. Zwei der Männer kamen von Tepco, die restlichen zehn waren Auftragsarbeiter von außen. Sie trugen Schutzanzüge, Masken und Sauerstoffflaschen. Nach Firmenangaben waren sie bei der Operation Radioaktivität in Höhe von je etwa drei Millisievert ausgesetzt. Nach japanischen Recht dürfen Beschäftigte in einem Zeitraum von fünf Jahren nicht mehr als 100 Millisievert ausgeliefert werden. Im Zuge der Fukushima-Katastrophe hob das Gesundheitsministerium diese Höchstgrenze für Notfälle allerdings auf 250 Millisievert an. Ein Roboter hatte die Radioaktivität im Reaktor Mitte April mit 49 Millisievert je Stunde gemessen.
Einen Tag nach dem Jahrhundertbeben und dem anschließenden Tsunami im Nordosten Japans am 11. März hatte eine Wasserstoffexplosion das Dach des Reaktors weggesprengt. Seitdem war das Gebäude nicht mehr betreten worden. Die radioaktive Verseuchung durch das Atomkraftwerk in Fukushima, das 240 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tokio liegt, ist die größte seit der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl im Jahr 1986. Die Gegend um Fukushima ist in einem Umkreis von 20 Kilometern evakuiert.Das Erdbeben und der Tsunami kosteten mehr als 25.000 Menschen das Leben. Wegen des Atomunglücks in Fukushima, bei dem vier der sechs Reaktoren durch Explosionen schwer beschädigt wurden, mussten 80.000 Menschen im Umkreis von 20 Kilometern im die Anlage ihre Häuser verlassen.
Meerwasser um Atomkraftwerk stark radioaktiv
Im Meerwasser nahe des beschädigten japanischen Atomkraftwerks Fukushima hatte der Kraftwerksbetreiber Tepco kürzlich stark erhöhte Radioaktivitätswerte festgestellt. Die Proben seien etwa 15 Kilometer von der Anlage entfernt entnommen worden und hätten um das 600-fache erhöhten Wert radioaktiven Cäsiums 137 aufgewiesen, teilte Tepco am Dienstagabend mit. Zudem seien erhöhte Werte von Cäsium 134 und Jod 131 gemessen worden. Diese Werte seien zuvor derart niedrig gewesen, dass sie nicht hätten bestimmt werden können, hieß es. Das Unternehmen machte keine Angaben dazu, ob die Werte eine Gefahr darstellten.
„Nach nur einer Probe können wir noch nichts Konkretes sagen“, erklärte eine Tepco-Sprecherin. Es seien weitere Messungen geplant. Am Dienstag hatte auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit unabhängigen Tests vor der japanischen Nordostküste begonnen. Die Messungen finden allerdings entsprechend der Vorgaben Japans außerhalb des 20-Kilometer-Radius“ der japanischen Hoheitsgewässer statt. (afp/rtr/dapd)
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