Tokio. .
Die Schäden am havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima sind größer als bisher angenommen. Teilweise geschmolzene Brennstäbe sind auf den Boden gefallen, der Wasserpegel ist niedriger als gedacht.
Die Schäden am japanischen Unglücksreaktor Fukushima sind größer als bisher angenommen. Die Atomaufsichtsbehörde des Landes erklärte am Donnerstag, nach Reparaturen an den Messgeräten deute sich an, dass in Reaktor 1 teilweise geschmolzene Brennstäbe auf den Boden des Reaktordruckbehälters gefallen seien. Möglicherweise seien sie auch in den Sicherheitsbehälter gelangt.
Die Behörde erklärte, es bestehe keine Gefahr, dass Teile der Brennstäbe noch heiß seien oder dass sie durch den Betonboden des Reaktors schmelzen könnten. Weiter hieß es, die Wasserpegel im Kern der Einheit seien deutlich niedriger als zunächst angenommen. Die Temperaturen lägen jedoch nicht im gefährlichen Bereich. Die neuen Erkenntnisse bedeuten, dass sich eine Lösung der Krise noch länger hinziehen könnte.
Außerdem ist im havarierten Atomkraftwerk nach Angaben des Betreibers Tepco ein neues Leck im ersten der sechs Reaktoren entdeckt worden. Wie Tepco am Donnerstag mitteilte, wurde es von Arbeitern in Schutzanzügen entdeckt, als diese neue Messgeräte installierten. Durch die undichte Stelle trete Wasser aus, das zur Kühlung in den Reaktor gepumpt worden ist. Die Außentemperatur des Reaktors von 100 bis 120 Grad Celsius lasse jedoch darauf schließen, dass es im Inneren bislang nicht zu einer Überhitzung gekommen sei und die Kühlung weiterhin funktioniere, hieß es.
Arbeiten im Problem-Reaktor
Radioaktiv verseuchtes Wasser fließt wieder in den Pazifik
Aus dem dritten Reaktor des Kraftwerks tritt zudem erneut radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik aus. Proben hätten ergeben, dass die Belastung des Meerwassers mit strahlendem Cäsium 137 den zulässigen Grenzwert um das 18.000-Fache übersteige. Die undichte Stelle an dem Reaktor sei geschlossen worden, die Gründe dafür und der Verlauf des Wassers würden aber noch untersucht, hieß es. Der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge überstieg die Strahlenbelastung in Proben von Seetang mit 10.000 Becquerel pro Kilogramm deutlich zulässige Grenzwerte. Diese liegen für Cäsium 137 bei 500 und für Jod 131 bei 2000 Becquerel pro Kilogramm.
Die Behörden der Präfektur Kanagawa im Südwesten von Tokio teilten mit, in dort geernteten Teeblättern eine Cäsium-137-Belastung von 570 Becquerel pro Kilogramm gemessen zu haben. Für die Pflanzen aus Minamiashigara sei eine Rückrufaktion eingeleitet worden. Die Stadt liegt etwa 280 Kilometer von Fukushima entfernt. Den Behörden zufolge ist die gemessene Strahlung nicht gesundheitsschädlich. Sie sei mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Unglück in Fukushima zurückzuführen.
Japans Regierung hat überraschend die Entscheidung über eine milliardenschwere Finanzspritze für den Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima verschoben. Das Kabinett habe noch weiteren Gesprächsbedarf am Freitag, sagte Ministerpräsident Naoto Kan am Donnerstag. Er wolle diese Diskussionen abwarten. Abgeordnete hatten damit gerechnet, dass der umgerechnet rund 43 Milliarden Euro schwere Fonds für Tokyo Electric Power (Tepco) bereits am Donnerstag abgesegnet wird. Die Regierung will den Konzern vor dem finanziellen Ruin bewahren. (afp/rtr/dapd)