Essen. . Fast in ganz Deutschland geht es für Unternehmen aufwärts – nur in der Rhein-Ruhr-Region müssen immer mehr Insolvenz anmelden. Verhältnismäßig gut geht es Firmen in Mülheim und im Ennepe-Ruhr-Kreis.

Eine Unternehmensgründung im Ruhrgebiet ist riskant: Nirgendwo verschwinden mehr Firmen vom Markt als hier. Diese Bilanz zieht die aktuelle Untersuchung „Pleiterisiko 2010“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform.

Allein 2010 mussten 3,09 Prozent der insgesamt knapp 160 000 Unternehmen schließen – das waren 4918 Firmen. Im Vergleich zum Vorjahr (2,98 Prozent) hat sich diese Quote sogar noch leicht erhöht. In Nordrhein-Westfalen sank das Pleiterisiko hingegen von 2,57 Prozent auf 2,52 Prozent; deutschlandweit verringerte es sich von 2,3 Prozent 2009 auf 2,25 Prozent 2010. „Wenn wir das Ruhrgebiet als Bundesland einbeziehen würden, wäre nur noch Sachsen-Anhalt schlechter“, bringt Thomas Glatzel, Ge­schäftsführer bei Creditreform Bochum, die Statistik auf den Punkt.

Den Grund für das schlechte Abschneiden des Ruhrgebiets sieht Glatzel vor allem in der hohen Arbeitslosigkeit: „Der Kleinunternehmer sucht seinen Kunden vor Ort; der braucht Privatpersonen, die Kohle in der Tasche haben.“

Mülheim, Oberhausen und Dortmund entwickeln sich positiv

Ausreißer im positiven Sinne sind Mülheim und der Ennepe-Ruhr-Kreis: Hier schätzt Creditreform das Pleiterisiko mit unter 2,5 Prozent als „mittel“ ein. Auch im Vergleich zum Vorjahr sieht es hier relativ gut aus: Ebenso wie in Oberhausen und Dortmund sank die Quote. Alle anderen Städte und Kommunen verzeichneten mehr Pleiten als 2009; in Herne, Gelsenkirchen und Bottrop stieg das Risiko sogar um mehr als 0,5 Prozentpunkte. Gerade Herne und Gelsenkirchen sowie der Kreis Recklinghausen sind die Sorgenstädte des Ruhrgebiets: Mit über 3,5 Prozent ist das Pleiterisiko hier laut Creditreform „sehr hoch“.

Zumindest etwas mehr „Kohle in der Tasche“ erwartet der Fachmann für 2012 und 2013. „Dann könnte sich das derzeitige konjunkturelle Hoch auswirken“ – zum Wohle nicht nur des Einzelnen, sondern auch der Unternehmen.