Bochum.

Trotz der Krise ist das Pleitenrisiko in Bochum gesunken. Damit steht die Stadt gegen den Trend in der Region und im Land. Trotzdem ist das Ausfallrisiko für Unternehmen immernoch höher wie in anderen Regionen Deutschlands, vor allem im Süden.

Pleiten sind nicht nur für die betroffenen Unternehmen ein Alptraum, oft steht ein ganzer „Rattenschwanz“ an abhängigen Firmen ebenfalls vor dem drohenden Aus. Gerade in Krisenzeiten ist das Pleiterisiko natürlich hoch – sollte man meinen. Bochum steht im regionalen Vergleich aber gar nicht so schlecht da. Als Wirtschaftsauskunftei und Inkasso-Dienstleister veröffentlichte die Creditreform Bochum nun die „schwarzen“ Zahlen von 2009.

Im Vergleich zum Vorjahr ist das Pleiterisiko in Bochum von 3,32 auf 2,96 Prozent leicht gesunken. In Herne und im Kreis Recklinghausen sowie in ganz NRW und Deutschland ist das Risiko dagegen gestiegen. „Das ist allerdings eine Entspannung der Lage auf hohem Niveau“, räumte Thomas Glatzel der Geschäftsführer der Creditreform ein.

Durchschnittlich liegt das Kreditrisiko in NRW bei 2,57, in ganz Deutschland bei 2,30 Prozent. „Bochum bekommt damit die Schulnote vier für ein erhöhtes Risiko“, erklärte Glatzel, „die Region bekommt eine fünf: hohes Ausfallrisiko!“ Im Süden Deutschlands, besonders in Bayern sieht die Lage entspannter aus, dort gibt es oft nur ein geringes Pleiterisiko. Gerade im Nordosten der Bundesrepublik haben aber viele Regionen nun ein sehr hohes Ausfallrisiko.

Insgesamt 42 056 Unternehmen waren Ende 2009 in der ganzen Region registriert, 1401 davon sind mittlerweile durch Pleiten vom Markt verschwunden. „Der große Verlierer ist dabei das Baugewerbe“, meinte Glatzel. Nach Branchen aufgeschlüsselt liefert es im Vergleich mit anderen die schlechtesten Werte. Außer auf Deutschland bezogen liegt das Pleiterisiko im Bausektor bei „sehr hoch“. Im Kreis Recklinghausen und Herne ist zusätzlich noch der Handel und das Dienstleistungsgewerbe in dem Bereich. Fokussiert man in die Teilbereiche der Branchen fallen vor allem Verkehrs- und Lagerei-Betriebe negativ auf. „Viele Spediteure drängen ihre Fahrer in die Selbstständigkeit“, versuchte Glatzel das Risiko zu erklären.

„Im Trend kann man sagen, je umsatzstärker ein Unternehmen ist, desto geringer ist auch das Pleiterisiko“, so Glatzel. Das spiegelt sich auch in der Region wieder: Bei 3,29 Prozent liegt das Pleiterisiko der Bochumer Firmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 500 000 Euro. Bei Unternehmen mit mehr als fünf Millionen Euro Umsatz liegt das Risiko nur bei 0,27 Prozent.

Trotz der Krise ist das Ausfallrisiko in Deutschland nur moderat gestiegen – „Ein Zeichen dafür, dass Maßnahmen wie Kurzarbeit anschlagen“, schätzte Glatzel. Man müsse bessere Rahmenbedingungen schaffen, statt zu subventionieren. In der Prognose der Creditreform steigt das Pleiterisiko für Bochum auf 3,05 Prozent, im Achtjahresvergleich also im Mittelfeld.