Düsseldorf. .
Die Krise ist für viele Unternehmen noch nicht vorbei. Die Wirtschaftauskunftei Creditreform sieht nach dem Wirtschaftseinbruch rund 113.000 Unternehmen in ihrer Existenz gefährdet.
Auch mit dem Konjunkturaufschwung ist die Krise für viele deutsche Unternehmen nicht vorbei. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform sind rund 113.000 Unternehmen in ihrer wirtschaftlichen Stabilität derzeit so stark geschwächt, dass ihre geringe Zahlungsfähigkeit ihre Existenz gefährdet. Rund 3,5 Prozent der insgesamt 3,3 Millionen Firmen in Deutschland werden von der Wirtschaftsauskunftei wegen ihrer angeschlagenen Bonität in die höchste Risikogruppe eingeordnet. Das sind 6,4 Prozent mehr als zu Beginn der Rezession, wie Creditreform in Düsseldorf berichtete. Der Anteil der Unternehmen, denen eine sehr gute Zahlungsfähigkeit bescheinigt wurde, sank sogar um 14 Prozent.
Eine rasche Besserung ist nach Einschätzung der Experten in den nächsten zwölf Monaten nicht in Sicht. Zwar sei seit dem zweiten Quartal dieses Jahres dank der fortschreitenden wirtschaftlichen Erholung wieder eine leichte Besserung zu erkennen. Nach wie vor sei aber ein gehöriger Teil der deutschen Unternehmen zu schwach kapitalisiert. „Bei Verschärfungen in den Finanzierungs- und Kreditbedingungen droht diesen Unternehmen schnell eine handfeste Krise“, sagte Volker Ulbricht von Creditreform. Erst das Jahr 2011 werde für diese Unternehmen das „Jahr der Wahrheit“ werden, sagte Ulbricht. Denn dann müsse sich der Aufschwung nach Auslaufen der Konjunkturpakete selbst tragen.
Für die Untersuchung hatte Creditreform aktuelle Bonitätsdaten von rund 3,3 Millionen Unternehmen sowie die Geschäftsbilanzen von 900.000 Unternehmen ausgewertet. Die schlechtesten Noten gab es dabei für die Unternehmen des Gastgewerbes. Hier weise fast jede zehnte Firma Instabilitäten auf, berichteten die Experten. Überdurchschnittlich hoch sei der Anteil gefährdeter Unternehmen aber auch im Baugewerbe und in einigen Dienstleistungsbereichen. „Ohne den Rückenwind einer nachhaltigen wirtschaftlichen Belebung- insbesondere der Binnenkonjunktur - dürften viele Firmen Schwierigkeiten haben, ihre finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen“, heißt es in der Studie mit Blick auf diese Branchen. Als vergleichsweise stabil beurteilen die Experten dagegen Chemie- und Pharmaunternehmen, Betriebe der Elektrotechnik und Finanzdienstleister.
Der kräftige Konjunkturaufschwung sorgt nach Einschätzung von Creditreform nur für geringe Entlastung. Die Zahl der als gefährdet eingestuften Unternehmen werde zwar in den kommenden zwölf Monaten nicht weiter steigen. Allerdings sei auch mit keiner durchgreifenden Besserung der Lage zu rechnen. Dazu bedürfe es einer längeren Aufschwungphase. (ddp)