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Die elektronische Spionage gegen deutsche Staatseinrichtungen nimmt drama­tische Formen an. Von Januar bis September 2010 hat die Spionageabwehr 1600 Angriffe auf PC und Rechner festgestellt.

Die elektronische Spionage gegen deutsche Staatseinrichtungen nimmt drama­tische Formen an. Von Januar bis September 2010 hat die Spionageabwehr nach WAZ-Informationen 1600 Angriffe auf PC und Rechner von Bundesministerien und anderen Behörden festgestellt. Das sind fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum 2009. Da­mals wurden 900 Attacken er­kannt. Die Angreifer ver­suchen, an interne politische, militärische und wirtschaft­liche Daten zu gelangen.

Hinter den Angriffen steckten zum größten Teil staatliche Stellen in China, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Verfassungsschutz der WAZ. Die Behörde beobachtet diese Entwicklung bereits seit 2005. Sie glaubt an eine „hohe Dunkelziffer“.

Chinas Spionageattacken, deren Technik verfeinert wird, erfolgen per E-Mail. Werden Anhänge geöffnet, installiert sich ein Spionageprogramm im deutschen Rechner und baut eine Verbindung nach China auf, um die abgefischten Daten zu übermitteln. Der jüngste Verfassungsschutz­bericht räumt indirekt Erfolge der Angreifer ein: „Der ­Gewinn für die chinesische Seite scheint zu überwiegen.“

Cyber-Abwehr geplant

Die Spähattacken auf die staatlichen Computersysteme machen Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) zunehmend Sorge. Er will 2011 gemeinsam mit dem ­Verteidigungsministerium ein „Cyber-Abwehrzentrum“ aufbauen. Außerdem starten Bund, Länder und Gemeinden und der Katastrophenschutz im nächsten Jahr erstmals eine gemeinsame Großübung „Lükex 2011“, bei der die Abwehr der Cyber-At­tacken in Mittelpunkt steht.

Der Alptraum der Sicherheitsexperten ist schon 2007 im Baltikum Wirklichkeit ge­worden. Hacker legten damals Regierungscomputer und die Rechner von Banken in Estland für 20 Tage lahm. Auch das US-Verteidigungsministerium war schon Angriffsziel.

Sorge vor Sabotage

Berlin fürchtet, dass Hacker künftig nicht nur Informationen beschaffen, sondern Versorgungssysteme abschalten – in Raffinerien, Pipelines, Stromnetzen oder auch Kraftwerken. Im Juni war mit „Stuxnet“ erstmals ein solcher Virus aufgetreten, der äußerst professionell eingesetzt wurde, dessen Urheber nach wie vor unbekannt ist.