Essen.

April 2007. Auf den Computern des estnischen Außenministeriums herrscht Chaos. Die PC im Präsidentenpalast werden lahmgelegt. Die IT-Systeme werden mit Millionen sinnloser Anfragen bombardiert. Nach 20 Tagen ist der elektronische Horror vorbei. Bis heute ist unklar, wer die Angreifer waren.

Was das kleine Land erlebte, ist Blaupause für die große Furcht in Berlin. Auf breiter Front will die Bundesregierung mit einem „Cyber- Abwehrzentrum“ und einer Großübung mobil machen ge­gen die dramatisch gestiegene Zahl von Attacken. Außerdem werden jährlich 70 Millionen Euro in die Netzsicherheit des Bundes investiert.

Können „finstere feindliche Mächte“ (Ex-BND-Chef Hanning) Deutschlands ­Infra- struktur – Stromnetze, Raffinerien, Reaktoren – stören? Im Juni 2010 tauchte „Stuxnet“ auf, ein Computervirus gezielt gegen Siemens-Programme, der technische Großanlagen hoch- und runterfahren kann, ohne dass Kontrollmannschaften dies merken.

„Eine Gefahr für die Sicherheit der Kernkraftwerke ist derzeit nicht zu erkennen“, sagt das Bundesumweltministerium. Sicherheitsempfind­liche Reaktorteile würden mit alter analoger Technik gesteuert. Immerhin listet Berlin jetzt auf, wo die spezielle angreif­bare Technik genutzt wird.

Un­angreifbar dagegen: der Informationsverbund zwischen Mi­nisterien in Bonn und Berlin. Er wird unabhängig vom Internet betrieben.