Berlin. .

Die Sicherheitsbehörden in Deutschland haben keine Informationen auf konkrete Anschlagsziele. Das erklärte BKA-Chef Ziercke am Samstag nach einem Medienbericht. Bundeskanzlerin Merkel warnt die Bürger vor Hysterie.

Das Bundeskriminalamt hat nach eigenen Angaben keine Informationen über konkrete Anschlagsziele islamistischer Terroristen in Deutschland. „Es gibt keine Hinweise auf bestimmte Orte, Personen oder Zeitpunkte“, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke am Samstag in Hamburg. Damit reagierte er auf einen Bericht des „Spiegel“, wonach eine Terrorzelle den Berliner Reichstag im Visier habe.

Der Bericht des Magazins, wonach islamistische Attentäter bereits in Berlin seien und ein Anschlag auf den Reichstag geplant sei, nannte er „hochspekulativ“. Derartige Medienberichte halte er für grenzwertig. Auf entsprechende Nachfrage sagte er, wenn es konkrete Hinweise gäbe, würde die deutsche Öffentlichkeit darüber informiert werden. Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen und den Schutz von Informanten könne im Moment aber nicht mehr gesagt werden, als Innenminister Thomas de Maizière (CDU) bereits am Mittwoch mitgeteilt habe.

Merkel mahnt Bürger zur Ruhe

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat angesichts der aktuellen Terrordrohungen zur Ruhe gemahnt. „Wir wollen in Deutschland frei und ohne Angst leben - keine terroristische Drohung wird uns davon abbringen“, sagte die CDU-Politikerin der „Bild am Sonntag“. Sie fügte hinzu: „Die Bürger können gewiss sein: Die Sicherheitskräfte tun alles Erdenkliche für unseren Schutz.“ Merkel dankte Polizei und Geheimdiensten. „Wir alle sollten ihnen für diesen Einsatz dankbar sein und sie unterstützen“, sagte sie.

Am Samstag waren mögliche Anschlagsziele von Terroristen konkreter geworden. Der Spiegel berichtete, dass Al Kaida angeblich einen Anschlag auf das Reichstagsgebäude in Berlin plant. Das Bundeskriminalamt (BKA) wollte sich am Samstag nicht zu dem Bericht äußern. „Wir kommentieren das nicht“, sagte ein Sprecher.

Raum Köln/Bonn gehört zu potenziellen Anschlagszielen

Das Münchner Magazin „Focus“ meldete, Bundesinnenminister Thomas de Maiziere habe den Innenministern der Länder berichtet, mit Anschlägen sei am ehesten in „Berlin, Hamburg, München, im Rhein-Main-Gebiet und im Raum Köln/Bonn“ zu rechnen. Mit einer Art Rasterfahndung versuchten die Sicherheitsbehörden, die Einreise eines mutmaßlichen Terror-Kommandos nach Deutschland zu verhindern. Überprüft würden alle Visa, die in den vergangenen Monaten in Indien, Pakistan und den Vereinigten Arabischen Emiraten erteilt worden seien.

Laut „Focus“ soll eine Terrorgruppe in einem dieser Länder mit Schengen-Visa und vermutlich auch mit falschen Pässen ausgestattet worden sein. Ihr sollen zwei Pakistaner, zwei Inder sowie möglicherweise ein Deutsch-Syrer und ein Deutsch-Marokkaner angehören.

Das Bundeskriminalamt hält es laut „Focus“ für möglich, dass Al-Kaida für einen Anschlag in Deutschland ein Team formiert, das aus Angehörigen mehrerer Staaten Europas besteht. Das Magazin berief sich unter anderem auf eine aktuelle, vertrauliche Analyse des BKA. „Den schengenweiten Reisebewegungen“ von in Terrorlagern ausgebildeten Islamisten komme „besondere Bedeutung“ zu.

Spezialeinheiten observieren Wohnungen in NRW

Nach Informationen des Magazins beteiligt sich auch die Eliteeinheit GSG 9 am Anti-Terror-Kampf: Beamte observierten Wohnungen in Hessen und Nordrhein-Westfalen, die potenziellen Terroristen als Unterschlupf dienen könnten.

De Maiziere hatte am Mittwoch erstmals konkret vor einem Anschlag gewarnt: Nach Hinweisen aus dem Ausland planten radikale Islamisten bis Ende November Anschläge in Deutschland. Die Sicherheitskräfte haben seitdem ihre Kontrollen an Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen und Flughäfen verschärft.

Merkel plädierte in ihrer wöchentlichen Videobotschaft zudem für einen radikalen Umbau der Bundeswehr, um die Armee für neue Herausforderungen wie den internationalen Terrorismus zu rüsten. „Terrorismus, zerfallene Staaten, das sind die Herausforderungen der Zukunft, gegen die wir uns wappnen müssen“, sagte Merkel. Die neuen Aufgaben der Bundeswehr lägen sehr häufig außerhalb Europas. (dapd/afp/rtr)