Teheran. Teheran ist am Wochenende von den bislang schwersten Unruhen seit Beginn der Oppositionsproteste erschüttert worden: Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Milizen und Demonstranten starben mehrere Menschen, wie das Staatsfernsehen am Sonntag berichtete.

Bei den Unruhen in der iranischen Hauptstadt Teheran sind nach einem Bericht des staatlichen Fernsehens 13 Menschen ums Leben gekommen. Die Menschen seien bei Auseinandersetzungen zwischen Polizei und «Terroristen» getötet worden, berichtete der Sender Press-TV am Sonntag. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Zuvor hatte das Staatsfernsehen berichtet, durch einen von Demonstranten gelegten Brand in einer Teheraner Moschee seien mehrere Menschen getötet worden.

Tausende Anhänger der Opposition im Iran hatten sich über ein Demonstrationsverbot und die Aufforderungen des obersten geistlichen Führers Ayatollah Ali Chamenei offen hinweggesetzt und am Samstag weiter gegen das offizielle Ergebnis der Präsidentenwahl vom 12. Juni protestiert. Dabei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften.

Mindestens zwei Tote bei Selbstmordanschlag

Ein staatlicher Fernsehsender berichtete zudem von einem Selbstmordanschlag am Imam-Chomeini-Mausoleum, bei dem mindestens zwei Menschen getötet und acht verletzt worden seien. Der Schrein liegt rund 20 Kilometer südlich der Innenstadt. In einem anderen Sender war nur von drei Verletzten die Rede. Auch für diese Berichte waren keine Bestätigungen von unabhängiger Seite zu bekommen.

Mit einem massiven Polizeiaufgebot versuchten die Behörden das Demonstrationsverbot durchzusetzen. Wie Augenzeugen berichteten, ging die Polizei mit Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor, die «Tod der Diktatur» und «Tod dem Diktator» riefen. Bereitschaftspolizei riegelte das Gelände der Universität ab. Bei den Auseinandersetzungen wurden etliche Menschen so schwer verletzt, dass sie in Krankenhäusern behandelt werden mussten, wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur AP sagten.

In den Kliniken wurden verletzte Demonstranten von Sicherheitskräften festgenommen, wie die Organisation Kampagne für Menschenrechte im Iran berichtete. Die Ärzten seien aufgefordert worden, jeden zu melden, der Verletzungen aufgrund von Auseinandersetzungen hatte.

Regierung droht Mussawi mit Festnahme

Die iranische Regierung drohte am Samstag Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi mit Verhaftung, sollten Demonstrationen stattfinden. Der Sekretär des Sicherheitsrats, Abbas Mohtadsch, erklärte, Mussawi werde «für die Folgen illegaler Versammlungen» verantwortlich gemacht. Der geistliche Führer des Irans, Ayatollah Ali Chamenei, hatte am Freitag die Opposition aufgefordert, den offiziell erklärten Wahlsieg von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad zu respektieren und die Proteste zu beenden. Andernfalls werde sie die Verantwortung für «Blutvergießen und Chaos» tragen müssen. Ahmadinedschad dankte Chamenei am Samstagabend für die klaren Worte an die Adresse der «Arroganten».

Mussawi fordert Annullierung der Präsidentenwahl

Mussawi denkt aber offenbar nicht daran aufzugeben und forderte erneut die Annullierung der Präsidentenwahl. Auf seiner Webseite wurde am Samstagabend ein entsprechender Brief an die obersten Wahlbehörden veröffentlicht. Darin nannte Mussawi mehrere Belege, die seiner Ansicht nach den Vorwurf des Wahlbetrugs bestätigen, weshalb die Wahl wiederholt werden sollte.

Um die Vorwürfe der Opposition zu entkräften, will der für die Bestätigung der Wahl uzständige Wächterrat zehn Prozent der Urnen überprüfen. Es gebe keine rechtliche Verpflichtung dazu, aber der Rat sei bereit, stichprobenartig zehn Prozent der Urnen zu überprüfen, erklärte Sprecher Abbas Ali Kadchodaei. Vertreter der anderen Kandidaten seien dazu eingeladen.

Kritik der USA wird deutlicher

Die Kritik der USA am Vorgehen der iranischen Regierung wird unterdessen immer deutlicher. Präsident Barack Obama forderte die Führung des Landes auf, auf die Proteste der Opposition nicht länger mit «ungerechten Aktionen» zu reagieren. «Wir rufen die iranische Regierung auf, alle gewaltsamen und ungerechten Aktionen gegen ihr eigenes Volk zu stoppen», hieß es am Samstag in der bislang deutlichsten Stellungnahme des Weißen Hauses. (ap/afp)

Lage im Iran eskaliert: Tote und Verletzte bei Unruhen

Teheran ist am Wochenende von den bislang schwersten Unruhen seit Beginn der Oppositionsproteste erschüttert worden.
Teheran ist am Wochenende von den bislang schwersten Unruhen seit Beginn der Oppositionsproteste erschüttert worden. © AFP
Teheran ist am Wochenende von den bislang schwersten Unruhen seit Beginn der Oppositionsproteste erschüttert worden.
Teheran ist am Wochenende von den bislang schwersten Unruhen seit Beginn der Oppositionsproteste erschüttert worden. © AFP
Teheran ist am Wochenende von den bislang schwersten Unruhen seit Beginn der Oppositionsproteste erschüttert worden.
Teheran ist am Wochenende von den bislang schwersten Unruhen seit Beginn der Oppositionsproteste erschüttert worden. © AFP
Teheran ist am Wochenende von den bislang schwersten Unruhen seit Beginn der Oppositionsproteste erschüttert worden.
Teheran ist am Wochenende von den bislang schwersten Unruhen seit Beginn der Oppositionsproteste erschüttert worden. © AFP
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