Seoul. .
Nordkorea hat Südkorea und die USA abermals mit martialischen Worten vor einer gemeinsamen Militärübung gewarnt. Die Manöverpläne brächten die koreanische Halbinsel an „den Rand eines Krieges“.
Nahe der Grenze von Nord- und Südkorea sind am Freitag erneut Artillerie-Geschosse abfeuert worden. Dem südkoreanischem Militär zufolge gingen keine Geschosse auf eigenem Gebiet nieder. Das Artilleriefeuer sei offenbar aus dem Gebiet des kommunistischen Landes gekommen. Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, er habe Schüsse nahe der südkoreanischen Insel Yeonpyeong gehört.
Wenige Tage vor einem gemeinsamen Militärmanöver der USA und Südkoreas hat die kommunistische Führung in Pjöngjang unterdessen vor einer weiteren Eskalation gewarnt. Das See- und Luftmanöver der „amerikanischen Imperialisten und ihrer südkoreanischen kriegstreiberischen Marionette“ werde die koreanische Halbinsel „an den Rande des Krieges“ bringen, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag aus einer offiziellen Erklärung.
Die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea erreichten einen neuen Höhepunkt, nachdem Nordkorea am Dienstag die südkoreanische Insel Yeonpyeong beschossen hatte. Dabei wurden zwei südkoreanische Soldaten und zwei Zivilisten getötet, 18 weitere Menschen wurden verletzt. Südkorea erwiderte den Beschuss.
Neuer Verteidigungsminister
Die USA bekräftigten am Mittwoch ihre Unterstützung für die Regierung in Seoul und erklärten, dass sie an dem seit längerem geplanten Manöver im Gelben Meer festhielten. Die viertägigen Übungen, die am Sonntag beginnen sollen, seien „defensiver Natur“. Derzeit ist der Flugzeugträger „USS George Washington“ auf dem Weg in die Region.
Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag berichtete, wurde in Südkorea der bisherige Sicherheitsberater des Präsidenten, Lee Hen Won, zum neuen Verteidigungsminister ernannt. Dagegen erklärte das Büro von Staatschef Lee Myung Bak, die Entscheidung über die Nachfolge des am Vortag zurückgetretenen Kim Tae Young sei noch nicht gefallen. Es gebe mehrere Kandidaten. Anlass für Kims Rücktritt war die Kritik vieler Landsleute, die Reaktion ihrer Regierung auf den nordkoreanischen Angriff sei zu lasch gewesen.
Südkorea hatte nach weiteren Drohungen Nordkoreas verschärfte Einsatzregeln für sein Militär angekündigt. Es würden verschiedene Stufen von Gegenangriffen festgelegt, erklärte Staatschef Lee am Donnerstag in Seoul. Dadurch solle die Armee auf „nordkoreanische Provokationen“ künftig härter reagieren können. Die Bodentruppen entlang der Grenze zwischen Nord- und Südkorea sollen den Angaben zufolge „drastisch“ verstärkt werden. Ein Beschluss von 2006 zur Truppenreduzierung bei den Marineinfanteristen werde rückgängig gemacht.
Menschenrechtler warnen vor weiterer Isolation Nordkoreas
Die südkoreanische Presse forderte die Regierung ihres Landes auf, bei einer neuerlichen Attacke Nordkoreas mit Härte zu reagieren. Der Rücktritt von Verteidigungsminister Kim müsse den Beginn für eine Reform des nationalen Sicherheitssystems markieren, schrieb etwa die Zeitung „Chosun Ilbo“ am Freitag. Die Zeitung „Dong A Ilbo“ kommentierte, Südkorea und die USA müssten Nordkorea „wecken und eine starke Botschaft senden, dass wir es ihnen heimzahlen werden“, wenn es die umstrittene Grenze im Gelben Meer überschreite. Kritik wurde zudem an der Zurückhaltung Chinas geübt, das den nordkoreanischen Angriff nicht offen verurteilt hatte.
Der UN-Menschenrechtsgesandte für Nordkorea, Marzuki Darusman, warnte Pjöngjang vor einer weiteren Isolation. In Zeiten, in denen Nordkorea angesichts der Menschenrechtslage und der humanitären Bedürfnisse im Lande die Hilfe der internationalen Gemeinschaft brauche, sei dies ein Fehler, sagte Darusman am Freitag in der südkoreanischen Hauptstadt. Dort war er zu seinem ersten Besuch seit seinem Amtsantritt. Eine Einreiseerlaubnis für Nordkorea erhielt Darusman nicht. Er betonte, dass Südkorea nach den schweren Überschwemmungen im Norden 5000 Tonnen Reis und 250.000 Säcke Zement angeboten habe. Nach dem Angriff vom Dienstag wurde jedoch alle humanitäre Hilfe bis auf weiteres gestoppt. (afp/rtr)