Seoul. .

Südkoreas Verteidigungsminister Kim Tae Young ist nach heftiger Kritik an der Reaktion auf den Beschuss durch den Norden zurückgetreten. Das Präsidialamt in Seoul bestätigte am Donnerstag die Annahme des Rücktritts.

Auf der koreanischen Halbinsel spitzt sich die Lage weiter gefährlich zu. Nordkorea drohte am Donnerstag mit weiteren Angriffen auf den Süden, Seoul kündigte die Verstärkung seiner Truppen entlang der umstrittenen Seegrenze an. Nach Kritik an der Reaktion der Regierung auf den tödlichen nordkoreanischen Artilleriebeschuss vom Dienstag trat der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Tae Young zurück. Staatschef Lee Myung Bak entließ außerdem seinen Berater für Verteidigungsfragen.

Die nordkoreanischen Streitkräfte kündigten laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA an, man sei „ohne Zögern bereit, starke zweite und dritte physische Vergeltungsschläge durchzuführen, sollten die südkoreanischen Kriegstreiber weitere verwegene militärische Provokationen unternehmen“. In der Erklärung wurden südkoreanisch-amerikanische Militärübungen zu Beginn der Woche für den Artillerieangriff mit vier Toten am Dienstag verantwortlich gemacht.

Die Lage zusätzlich verschärfen dürfte daher ein ab Sonntag geplantes gemeinsames Manöver Seouls und Washingtons. Dazu wird auch der atomgetriebene Flugzeugträger „USS George Washington“ im Gelben Meer erwartet. Die Übung findet nur rund 110 Kilometer südlich der am Dienstag beschossenen Insel Yeonpyeong statt.

Wie viele zusätzliche Soldaten Südkorea auf die fünf Inseln nahe der Seegrenze zum Norden schicken will, war zunächst nicht bekannt. Bislang sind dort rund 4.000 stationiert. Seoul müsse sich „auf weitere Provokationen durch Nordkorea vorbereiten“, erklärte Präsident Lee.

Peking reagiert zurückhaltend

Nach Angaben seines Büros nahm der Staatschef den Rücktritt von Verteidigungsminister Kim am Donnerstag an. Dessen Nachfolger soll am (morgigen) Freitag bekannt gegeben werden. Kim hatte bereits nach dem Untergang des Kriegsschiffs „Cheonan“, bei dem im Frühjahr 46 Seeleute ums Leben kamen, seinen Rücktritt angeboten. Der Präsident habe sich mit seiner Entscheidung darüber bis zum Donnerstag Zeit gelassen und Kims Angebot nun wegen der jüngsten Zwischenfälle angenommen. Außerdem habe Lee seinen Berater für Verteidigungsfragen entlassen.

Die Reaktion der südkoreanischen Regierung auf den Beschuss der Insel Yeonpyeong war auf heftige Kritik gestoßen. Die amtliche Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, Abgeordnete sowohl der Regierungspartei als auch der Opposition hätten die Entlassung des Verteidigungsministers und mehrerer ranghoher Militärs gefordert.

China hat bislang nur zurückhaltend auf den Zwischenfall vor seiner Haustür reagiert. US-Präsident Barack Obama forderte Peking auf, seine Verbündeten in Pjöngjang an die Zügel zu nehmen und den Angriff zu verurteilen. Stattdessen forderte der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao von beiden Seiten maximale Zurückhaltung, ohne Nordkorea für die Eskalation verantwortlich zu machen. Außerdem sprach er sich für eine Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche aus, die seit Ende 2008 ruhen. (dapd)