Seoul. .

Nach dem Artilleriebeschuss einer südkoreanischen Insel vermeldet eine südkoreanische Zeitung, dass der Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il den Militärstütztpunkt zuvor besucht haben soll und den Anschlag befohlen haben könnte.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il und sein als Nachfolger gehandelter Sohn Jong Un sollen Medienberichten zufolge wenige Stunden vor dem Artilleriebeschuss einer südkoreanischen Insel die betroffene Militärbasis des kommunistischen Landes besucht haben. Der Angriff sei wahrscheinlich von Kim Jong Il persönlich befohlen worden, berichtete die südkoreanische Zeitung „Joongang“ am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise.

Eine offizielle Stellungnahme dazu lag nicht vor. Südkoreanische Medien berichteten zudem, Vater und Sohn hätten den zuständigen General Kim Kyok Sik kurz vor dem Beschuss getroffen. Andere Medien berichteten, es werde nun versucht herauszufinden, ob der Besuch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem späteren Beschuss gestanden habe. „Joongang“ zitierte eine Person mit den Worten, die Berichte legten den Eindruck nahe, dass der Angriff minuziös geplant gewesen sei.

Des Weiteren hat Nordkorea mit weiteren Militärschlägen gegen das Nachbarland gedroht. „Nordkorea wird, ohne zu zögern, eine zweite oder sogar eine dritte Runde von Anschlägen starten, sollten die Kriegstreiber in Südkorea erneut rücksichtslos provozieren“, zitierte die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag aus einer Mitteilung des Militärs in Pjöngjang.

Chinas Regierungschef Wen Jiabao hat derweil zu einem Ende militärischer Provokationen zwischen Süd- und Nordkorea aufgerufen. Sein Land wolle den Frieden und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel aufrechterhalten und spreche sich gegen „jegliche provozierenden militärischen Aktivitäten“ aus, sagte Wen laut einer am Donnerstag verbreiteten Mitteilung des chinesischen Außenministeriums am Vortag bei einem Besuch in Moskau.

Südkorea will Präsenz im Gelben Meer verstärken

Ob Wens Äußerungen sich auf Nordkoreas Beschuss der südkoreanischen Insel Yeonpyeong am Dienstag oder auch auf die für das kommende Wochenende angekündigte gemeinsame Militärübung Südkoreas und der USA im Gelben Meer bezogen, ging aus der Mitteilung nicht hervor. Chinas Ministerpräsident mahnte demnach aber eine baldige Wiederbelebung der Sechs-Parteien-Gespräche über Nordkoreas Atomprogramm an.

Südkorea kündigte eine Verstärkung seiner Militärpräsenz auf fünf Inseln entlang der Grenze zum Norden an. Das Militär wolle seine „eher passive“ Haltung aufgeben und einen „Paradigmenwechsel“ herbeiführen, sagte ein Sprecher von Präsident Lee Myung Bak in Seoul, ohne nähere Einzelheiten zu nennen. Es solle insgesamt mehr Geld für die Landesverteidigung ausgeben werden.

Zwei Soldaten und zwei Zivilisten getötet

Nordkorea beschuldigte den Süden unterdessen abermals, für den Angriff auf die Insel verantwortlich zu sein. Dieser sei erfolgt, weil die südkoreanische Armee bei einer Militärübung in nordkoreanisches Hoheitsgewässer vorgedrungen sei, hieß es in einer Mitteilung der nordkoreanischen Regierung. Die Insel Yeonpyeong liegt auf der Seegrenze der beiden Länder, die jedoch von Nordkorea nicht anerkannt wird.

In der Mitteilung warnte Nordkorea den Süden, dass es erneut „zum Feuer bereit“ sei. Sollte Südkorea weiterhin Manöver in umstrittenen Gewässern abhalten, sei Nordkorea „gezwungen, sich zu rächen“. Die Reaktion des Nordens vom Dienstag zeige, dass es sich dabei nicht um „leere Worte“ handle.

Nordkorea hatte nach südkoreanischen Angaben am Dienstag 170 Granaten in Richtung Yeonpyeong geschossen. Durch den Angriff kamen zwei Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. (rtr/afp)