Seoul.

Nordkorea schürt die Kriegsfurcht: Die Truppen des Regimes feuerten Dutzende Artilleriegeschosse auf eine südkoreanische Insel. Zwei Menschen sterben. Der Beschuss markiert eine neue Stufe der Eskalation in dem seit langem schwelenden Konflikt

Seit Monaten ist die Spannung zwischen Nord- und Südkorea gewachsen, nun hat sie sich entladen. Der Beschuss der Insel Yeonpyeong markiert eine neue Stufe der Eskalation. Zwar kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Scharmützeln, aber der Artilleriebeschuss ist die eindeutigste und schwerste Verletzung des Waffenstillstands seit langem. Fest steht: Nordkorea hat am Dienstag Dutzende Artilleriegeschosse an der umstrittenen Seegrenze mit Südkorea abgefeuert. Bei dem Beschuss wurden südkoreanischen Militärangaben zufolge mindestens zwei Soldaten getötet. Südkorea habe das Feuer erwidert.

Nordkorea ist der dunkle Stern Asiens

weitere Videos

    Der Fernsehsender YTN berichtete, mehrere Häuser auf Yeonpyeong seien in Brand geraten. Nach Militärangaben wurden 16 Soldaten zum Teil schwer verletzt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie dicker schwarzer Rauch von der Insel aufstieg, auf der zwischen 1.200 und 1.300 Menschen leben.

    Artillerieangriff während südkoreanischem Manöver

    Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak ordnete eine „ernste“ Antwort auf den nordkoreanischen Beschuss an, wie aus seinem Umfeld verlautete. Zugleich solle sichergestellt werden, dass die Situation nicht eskaliere. Der Staatschef habe eine Sicherheitskonferenz einberufen. Der „unmenschliche“ Angriff auf zivile Ziele verletze den Waffenstillstand von 1953, hieß es aus Seoul.

    Die südkoreanischen Streitkräfte riefen nach Angaben aus Militärkreisen den Norden auf, weitere Provokationen zu unterlassen. Der Zwischenfall ereignete sich während eines südkoreanischen Manövers in der Region. Die nordkoreanischen Streitkräfte hätten den Süden am Dienstagmorgen aufgefordert, die Übung zu stoppen, erklärte ein Generalstabsvertreter.

    Nach Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA drohte das Oberkommando der nordkoreanischen Streitkräfte mit einer Fortsetzung der Angriffe, sollte Südkorea die umstrittene Seegrenze „auch nur um einen Millimeter“ verletzen.

    Seegrenze von UN nach Koreakrieg gezogen

    Die Regierung in Pjöngjang erkennt die von den Vereinten Nationen zum Ende des Koreakrieges 1953 einseitig gezogene Seegrenze zwischen beiden Staaten nicht an. In den vergangenen Jahren haben sich die beiden Länder drei blutige Gefechte geliefert, zuletzt im November vergangenen Jahres.

    Die Spannungen hatten sich im März nach dem Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffs „Cheonan“ zugespitzt, bei dem 46 Seeleute ums Leben kamen. Internationalen Ermittlern zufolge wurde die „Cheonan“ von einem nordkoreanischen Torpedo versenkt. Nordkorea hat jede Verantwortung für den Zwischenfall zurückgewiesen.

    Erst vor wenigen Tagen hatte Pjöngjang einem amerikanischen Atomexperten zufolge die Fertigstellung einer neuen Anlage zur Urananreicherung verkündet. Der frühere Leiter des US National Laboratory in Los Alamo, Siegfried Hecker, erklärte am Samstag, er habe das Werk im Kernforschungszentrum in Yongbyon kürzlich besichtigt. In der Anlage seien erst vor kurzem 2.000 Zentrifugen installiert worden. Nordkorea produziere dort nach eigenen Angaben auf niedrigem Niveau angereichertes Uran für einen neuen Reaktor.

    US-Regierung verurteilt Beschuss

    Kriegsdrohungen aus dem inneren Kreis

    weitere Videos

      Die mit Seoul verbündete US-Regierung verurteilte den Artillerieangriff Nordkoreas. Pjöngjang müsse sein aggressives Handeln beenden und sich an die Vorgaben der nach dem Koreakrieg getroffenen Waffenstillstandsvereinbarung halten, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs. Die USA seien der Verteidigung ihres Bündnispartners und der Aufrechterhaltung von Frieden und Stabilität in der Region verpflichtet.

      China, der engte Verbündete Nordkoreas in der Region, rief zur Besonnenheit auf. Beide Seiten müssten mehr zum Frieden und zur Stabilität auf der Halbinsel beitragen, forderte ein Sprecher des Außenministeriums auf einer Pressekonferenz in Peking. (dapd)