Seoul/Washington. .

China steht nach dem Artillerieangriff Nordkoreas auf Südkorea unter Druck. Die USA forderten die chinesische Regierung auf, ihren Einfluss auf Nordkorea zu nutzen. Berlin bestellte derweil den nordkoreanischen Botschafter ein.

Nach dem Artillerieangriff Nordkoreas auf eine südkoreanische Insel ist der Druck auf China als engstem Verbündeten des kommunistischen Nordens gestiegen. Die USA forderten die chinesische Regierung am Mittwoch auf, ihren Einfluss auf Nordkorea zu nutzen und dem Land eine „direkte Botschaft“ zu senden. China „bedauerte“ den Angriff, bei dem vier Menschen starben, und rief Seoul und Pjöngjang zu gemeinsamen Gesprächen auf.

„China spielt eine bedeutende Rolle dabei, Nordkorea zu einem radikalen Richtungswechsel zu bewegen“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley. Peking müsse sich daher „ebenso klar äußern wie wir.“ Nötig sei eine mit den USA und anderen Ländern abgestimmte „klare und direkte Botschaft“ an Nordkorea. Auch Japans Ministerpräsident Naoto Kan rief China dazu auf, den Einfluss auf Nordkorea geltend zu machen.

„Klare Haltung der Bundesregierung“

China gilt als engster Verbündeter Nordkoreas. Am Dienstag hatte das Land sich lediglich „besorgt“ gezeigt und beide Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen. Am Mittwoch erklärte Peking nun, den Vorfall genau zu beachten. „Wir bedauern die Opfer und die Schäden und sind angesichts der Situation beunruhigt“, zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua aus einer Erklärung des Sprechers des chinesischen Außenministeriums.

Südkoreas Verteidigungsminister Kim Tae Young sagte im Parlament, vermutlich habe Nordkorea den Angriff ausgeführt, um dem Sohn des Machthabers Kim Jong Il den Status eines starken Anführers zu verleihen. Kim Jong Un gilt als designierter Nachfolger Kims. Auch US-Generalstabschef Mike Mullen sah Verbindungen des Angriffs zu der Machtfrage.

Das Auswärtige Amt bestellte den nordkoreanischen Botschafter ein. Dem Botschafter sei die „klare Haltung der Bundesregierung“ dargelegt worden, sagte Ministeriumssprecher Andreas Peschke. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Pjöngjang solle weitere „Provokationen“ unterlassen.

Militärmanöver als Machtdemonstration geplant

In einem Telefonat mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak verurteilte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Angriff „auf das Schärfste“. Sie sprach Lee ihr Beileid für die Opfer aus und würdigte das „besonnene Vorgehen“ der südkoreanischen Regierung.

Seoul und Washington planen als Machtdemonstration nun ein gemeinsames Militärmanöver. US-Präsident Barack Obama versicherte am Dienstag in Washington, dass sein Land in dem Konflikt mit Pjöngjang „Schulter an Schulter“ mit Südkorea stehe. Die viertägige Militärübung solle am Sonntag im Gelben Meer beginnen, teilte das US-Truppenkontingent in Südkorea mit.

Nordkorea hatte nach südkoreanischen Angaben am Dienstag 170 Granaten in Richtung Yeonpyeong geschossen. Durch den Angriff kamen zwei Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. (afp)