Seoul. .

Nordkorea hat mehrere Dutzend Artilleriegeschosse auf eine südkoreanische Insel abgeschossen. Laut Medienberichten seien 60 bis 70 Häuser in Brand geraten, mindestens ein Soldat wurde getötet. Südkorea erwiderte das Feuer.

Der seit Monaten schwelende Konflikt zwischen Nord- und Südkorea hat sich am Dienstag weiter zugespitzt. Pjöngjang feuerte nach südkoreanischen Angaben Dutzende Artilleriegeschosse an der umstrittenen Seegrenze ab, dabei wurde Militärangaben zufolge mindestens ein Soldat getötet. Ein Generalstabsvertreter erklärte, zahlreiche Geschosse seien auf der Insel Yeonpyeong und ins Gelbe Meer nahe der Westgrenze eingeschlagen. Südkorea habe das Feuer erwidert.

Der Fernsehsender YTN berichtete, mehrere Häuser auf Yeonpyeong seien in Brand geraten. Nach Militärangaben wurden 13 Soldaten zum Teil schwer verletzt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie dicker schwarzer Rauch von der Insel aufstieg, auf der zwischen 1.200 und 1.300 Menschen leben.

Südkorea ordnete eine „ernste“ Antwort an

Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak ordnete eine „ernste“ Antwort auf den nordkoreanischen Beschuss an, wie aus seinem Umfeld verlautete. Zugleich solle sichergestellt werden, dass die Situation nicht eskaliere. Der Staatschef habe eine Sicherheitskonferenz einberufen.

Die südkoreanischen Streitkräfte riefen nach Angaben aus Militärkreisen den Norden auf, weitere Provokationen zu unterlassen. Der Zwischenfall ereignete sich während eines südkoreanischen Manövers in der Region. Die nordkoreanischen Streitkräfte hätten den Süden am Dienstagmorgen aufgefordert, die Übung zu stoppen, erklärte ein Generalstabsvertreter.

Seegrenze von UN nach Koreakrieg gezogen

Die Regierung in Pjöngjang erkennt die von den Vereinten Nationen zum Ende des Koreakrieges 1953 einseitig gezogene Seegrenze zwischen beiden Staaten nicht an. In den vergangenen Jahren haben sich die beiden Länder drei blutige Gefechte geliefert, zuletzt im November vergangenen Jahres.

Die Spannungen hatten sich im März nach dem Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffs „Cheonan“ zugespitzt, bei dem 46 Seeleute ums Leben kamen. Internationalen Ermittlern zufolge wurde die „Cheonan“ von einem nordkoreanischen Torpedo versenkt. Nordkorea hat jede Verantwortung für den Zwischenfall zurückgewiesen.

Erst vor wenigen Tagen hatte Pjöngjang einem amerikanischen Atomexperten zufolge die Fertigstellung einer neuen Anlage zur Urananreicherung verkündet. Der frühere Leiter des US National Laboratory in Los Alamo, Siegfried Hecker, erklärte am Samstag, er habe das Werk im Kernforschungszentrum in Yongbyon kürzlich besichtigt. In der Anlage seien erst vor kurzem 2.000 Zentrifugen installiert worden. Nordkorea produziere dort nach eigenen Angaben auf niedrigem Niveau angereichertes Uran für einen neuen Reaktor. (dapd)