Düsseldorf/Ascheberg. .
Als erster Schule in NRW erteilte Schulministerin Sylvia Löhrmann der Profilschule Ascheberg die Genehmigung für einen Betrieb als Gemeinschaftsschule. Kritik aus der Opposition und vom Philologen-Verband wies sie erneut zurück.
Die erste Gemeinschaftsschule in Nordrhein-Westfalen kann starten. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) erteilte der Profilschule Ascheberg am Mittwoch als erster Schule im Land die Genehmigung für einen Betrieb als Gemeinschaftsschule. Kritik aus der Opposition und vom Philologen-Verband, wonach die Genehmigung verfassungswidrig sein soll, wies die Grünen-Politikerin erneut zurück. CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann kündigte jedoch an, seine Fraktion werde in den kommenden Tagen eine Klage prüfen.
Gegner der Gemeinschaftsschule kritisieren, dass die rot-grüne Landesregierung die Entscheidung über die zukünftige Schulorganisation Schulen und Kommunen überlassen und das Parlament in Düsseldorf damit umgehen wolle. Löhrmann betonte hingegen, dass es sich um einen Versuch handele, der vom Schulgesetz gedeckt sei. Sollte sich die Nachfrage nach Genehmigungen für Gemeinschaftsschulen als sehr groß erweisen, solle zudem der Landtag eingeschaltet werden. Löhrmann selbst rechnet eigenem Bekunden nach damit, dass maximal 50 Gemeinschaftsschulen zugelassen werden.
„Lösung für den demografischen Wandel“
Der Bürgermeister der Gemeinde Ascheberg, Bert Risthaus (CDU), sagte, mit der nun genehmigten Gemeinschaftsschule präsentiere sein Ort eine Lösung für den demografischen Wandel. Denn obwohl es künftig voraussichtlich weniger Schüler geben wird, sei die Versorgung mit unterschiedlichen Bildungsgängen im Ort nun gewährleistet. Die Kinder müssten dadurch keine längeren Schulwege in Nachbargemeinden auf sich nehmen.
Die Gemeinschaftsschule in Ascheberg, die die Jahrgangsstufen fünf bis zehn anbieten wird, will Angaben des Bürgermeisters zufolge mit drei weiterführenden Schulen kooperieren. Gespräche gebe es mit einem Berufskolleg, einem Gymnasium und einer Gesamtschule. Allerdings seien die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen.
Nachbargemeinde befürchtet Abwanderung von Schülern
Kritik kam vom Bürgermeister der benachbarten Stadt Lüdinghausen, Richard Borgmann (CDU). Er befürchtet durch das neue Angebot in Ascheberg eine Abwanderung von Schülern aus seiner Stadt. Dabei sei in den vergangenen Jahren noch einmal in den Ausbau der Schulen in Lüdinghausen investiert worden, sagte Borgmann. So seien die Haupt- und Realschule erweitert und Mensen in Gymnasien eingerichtet worden. Wäre klar gewesen, dass in der unmittelbaren Umgebung eine Gemeinschaftsschule entstehen würde, wären diese Investitionen nicht getätigt worden, sagte Borgmann.
Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, Klaus Kaiser, spielt die Schulministerin die Kommunen gegeneinander aus. CDU-Fraktionschef Laumann sagte, im Münsterland herrsche nun kein Schulfrieden mehr. In den kommenden Tagen solle daher geprüft werden, ob rechtliche Schritte gegen die Genehmigung der Gemeinschaftsschule möglich seien. Wenn es eine realistische Chance gebe, das Schulprojekt der rot-grünen Landesregierung per Gericht zu stoppen, werde seine Fraktion diesen Weg gehen.
FDP will klagen
Die FDP hatte bereits am Dienstag angekündigt, notfalls zu klagen. Die Genehmigung der Gemeinschaftsschule nannte die bildungspolitische Sprecherin der Liberalen-Fraktion, Ingrid Pieper-von Heiden, einen Fehler. Sie warf der Landesregierung vor, ihr Schulprojekt „auf Biegen und Brechen“ an den Start bringen zu wollen.
Laut Löhrmann ist Ascheberg nicht nur die erste Gemeinde, die eine Zulassung für eine Gemeinschaftsschule erhält, sondern es wird in diesem Jahr auch die einzige Gemeinde bleiben. Weitere Genehmigungen sollen erst im kommenden Jahr erteilt werden. Nach Angaben der Ministerin gibt es derzeit in rund 50 Kommunen „intensive Beratungen“ über weitere Anträge für Gemeinschaftsschulen. Mit dem neuen Schultyp sollen längeres gemeinsames Lernen sowie eine wohnortnahe Schulversorgung in verschiedenen Bildungsgängen sichergestellt werden. Laut Löhrmann ist der Schulversuch zunächst auf sechs Jahre angelegt. (dapd)