Ruhrgebiet. .
Nur wenige Kommunen wollen schon zum Sommer 2011 eine Gemeinschaftsschule einrichten. Man ist nicht desinteressiert, will sich aber mehr Zeit lassen.
Interessiert, aber besonnen reagieren die meisten Kommunen im Ruhrgebiet auf das Angebot des Landes, die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen schon zum kommenden Schuljahr beantragen zu dürfen. Zwar haben kleine Kommunen wie Ascheberg und Billerbeck den Antrag längst gen Düsseldorf geschickt, gibt es in weiteren Gemeinden im Siegerland klare Ratsbeschlüsse, will auch Neuenrade starten. Die großen Städte im Ruhrgebiet jedoch wollen den Versuch lieber in Ruhe vorbereiten.
Bochum will 2011 starten
Die Stadt Dortmund zum Beispiel. Dort sei man sehr interessiert am Modell Gemeinschaftsschule, betont Stadtsprecherin Anke Widow. Aber so etwas müsse mit Ruhe und Augenmaß vorbereitet werden, wenn es gut werden solle. Erst müssten Schulausschuss und Rat sich eindeutig äußern, dann würden Eltern und Schulleitungen befragt, danach in Ruhe geplant. Bis zum Jahresende sei das nicht zu schaffen.
Die Stadt Bochum hält das durchaus für machbar. Schulverwaltungsamtsleiter Ulrich Wicking: „Zurzeit befragen wir die Eltern von Dritt- und Viertklässlern zu ihren Wünschen. Mit Schulleitungen haben wir im Vorfeld schon gesprochen, um die Neigungen zu ermitteln. Jetzt warten wir die Voten der Lehrer- und Schulkonferenzen ab. Und wenn es dann von Schulen und Eltern den Wunsch nach einer Gemeinschaftsschule gibt, werden wir sie beantragen. Für Sommer 2011.“
„Auch für Großstädte langfristig unverzichtbar“
Auch in Duisburg ist man bereits in konkreten Vorbereitungen. Mitte November wird die Verwaltung auf Antrag dem Schulausschuss Vorschläge unterbreiten, wo die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen denkbar und machbar wäre. Wenn es dann einen entsprechenden Beschluss gibt, werden die Eltern der Infrage kommenden Bezirke befragt. Ob man all das für den Start 2011 schafft, ist aber offen.
Gelsenkirchen möchte drei Gemeinschaftsschulen einrichten; ab 2013/14. Schuldezernent Dr. Manfred Beck (Grüne): „Wir sind mitten in der Schulentwicklungsplanung. Damit wollen wir Ende 2011 fertig sein. Dann gehen wir in die Vorbereitungen mit Eltern und Schulen. Ich finde die Strategie des Landes gut, alles freiwillig anzubieten, um alle mitnehmen zu können.“ Beck glaubt, dass Gemeinschaftsschulen auch für Großstädte langfristig unverzichtbar sind. „Schulen sind wichtig für Stadtteilentwicklung. Und auch in Stadtteilen brechen Schülerzahlen ein, ist der Bestand aller weiterführenden Schulformen gefährdet.“ Eine Gemeinschaftsschule soll in Gelsenkirchen aus der Kooperation eines Gymnasiums und einer Hauptschule entstehen.
Viele diskutieren noch
In Oberhausen ist die Gemeinschaftsschule zurzeit kein Thema. In Essen wird es 2011 wohl auch keine geben. Die Weichen für später könnten in der nächsten Schulausschusssitzung gestellt werden. Castrop-Rauxel arbeitet am neuen Schulentwicklungsplan, will 2011 auf keinen Fall einsteigen. In Herne findet man das Modell zwar reizvoll, die kurzfristige Umsetzung sei aber nicht geplant. Ähnlich sieht man das in Herten.
Im münsterländischen Horstmar, das vor drei Jahren als erste eine Gemeinschaftsschule beantragte, aber nur die Verbundschule genehmigt bekam, ist kein neuer Antrag auf eine Gemeinschaftsschule geplant. Das Verbundmodell samt gymnasialem Zweig werde von Eltern, Schülern und Lehrern sehr gut angenommen, betonte der Bürgermeister gegenüber dieser Zeitung. Und auch in Schalksmühle, wo seit Sommer im Verbund gelernt wird, obwohl eine Gemeinschaftsschule das Ziel war, will man jetzt erst mal Ruhe einkehren lassen.