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Die erhoffte Hilfe aus Australien bleibt für den Essener Baukonzern Hochtief aus. In Essen kommt der Konzern bei einem Prestigeprojekt nicht zum Zug.

Florentino Perez kommt seinem Ziel, beim Essener Traditionsunternehmen Hochtief die Kontrolle zu übernehmen, einen weiteren Schritt näher. Der Präsident des Fußballclubs Real Madrid und Chef des spanischen Baukonzerns ACS erzielte einen wichtigen Etappensieg: Die australische Übernahmekommission schmetterte einen Antrag ab, mit dem der Essener Baukonzern den Konkurrenten ACS dazu zwingen wollte, auch für die Hochtief-Tochter Leighton zu bieten.

Das australische Bauunternehmen gilt als wertvolle Ertragsperle des Essener Konzerns. Ein eigenes Übernahmeangebot für Leighton hätte den Kauf für ACS um mehr als drei Milliarden Euro verteuern können, ein Betrag, der den Angreifer möglicherweise überfordert hätte. Der Antrag in Australien galt als wichtige „Giftpille“ von Hochtief-Vorstandschef Herbert Lütke­stratkötter, der unternehmensintern den Spitznamen „Dr. Lü“ hat. Hochtief hatte argumentiert, das eigentliche Ziel von ACS sei die Übernahme der Mehrheit an der Firma Leighton, an der Hochtief knapp 55 Prozent hält.

„Australien war ein Nebenkriegsschauplatz“

Lütkestratkötter kündigte an, Berufung gegen die Entscheidung in Australien einzulegen. Hochtief wolle „den Weg im Interesse der Aktionäre bis zum Ende zu gehen“. Ein Konzernsprecher verglich die Situation mit einer Tunnelbohrung: „Wenn Sie auf Widerstand stoßen und Rückschläge erleiden, darf man nicht direkt aufgeben. Notfalls braucht es schweres Gerät und Beharrlichkeit, um erfolgreich zu sein.“

Nach Einschätzung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat Hochtief trotz der Niederlage in Australien nach wie vor Chancen im Übernahmekampf. „Die Schlacht ist noch nicht geschlagen“, sagte DSW-Experte Marco Cabras dieser Zeitung. „Australien war ein Nebenkriegsschauplatz.“

Denkbar sei nach wie vor eine Kapitalerhöhung bei Hochtief, um den ACS-Anteil von derzeit knapp 30 Prozent zu verwässern. Auch ein sogenannter „weißer Ritter“ könnte Hochtief noch Rettung bringen – ein interessierter Aktionär, der den Kampf gegen ACS aufnimmt und zumindest eine Sperrminorität von mehr als 25 Prozent erwirbt. „Die Spanier sind noch nicht am Ziel“, sagte Cabras.

Hochtief darf RWE-Turm nicht mehr betreuen

Allerdings wird die Zeit für Hochtief knapp. Bemühungen, Hilfe durch die Politik zu erlangen, waren bislang kaum von Erfolg gekrönt.

Auch an einer anderen Stelle erlitt der Revierkonzern eine Schlappe. Das Gebäudemanagement für die Essener RWE-Konzernzentrale übernimmt zum Jahreswechsel das Saarbrücker Unternehmen Famis, eine RWE-Tochter. Hochtief hatte die Firmenzentrale – das höchste Gebäude im Ruhrgebiet – gebaut und seit 1996 betreut. Der „Turm“ gilt in der Branche als ein Prestigeobjekt.