Montevideo. .
Außenminister Guido Westerwelle wehrt seine Kritiker aus der SPD ab. Er will auch in Zukunft bei Auslandsreisen nicht auf Lebenspartner Michael Mronz verzichten. SPD-Generalsekretärin Nahles muss sich derweil vorwerfen lassen, Vorurteile gegen Homosexuelle zu schüren.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) will sich trotz kritischer Töne auch bei künftigen Auslandsreisen bewusst von seinem Lebenspartner Michael Mronz begleiten lassen. Vor Ankunft in Montevideo (Uruguay), der dritten Station seiner Südamerika-Reise, ließ Westerwelle den mitreisenden Journalisten im Regierungs-Airbus mitteilen: „Ich freue mich, dass sich Herr Mronz die Zeit nimmt, mich auf eigene Kosten zu begleiten, um sich in der Region über soziale Projekt zu informieren und sich dafür zu engagieren. Das wollen und werden wir fortsetzen.“
Westerwelle begegnete damit aufkeimendem Argwohn insbesondere bei der SPD. Generalsekretärin Andrea Nahles hatte die leise Vermutung geäußert, der Sportveranstalter und PR-Manager Mronz könne versucht sein, die ab morgen anstehenden Besuche in Brasilien auch für geschäftliche Zwecke zu nutzen. Sie bezeichnete Westerwelles Verhalten als „diffus“, zumal er sein Amt auf die Funktion eines „Außenwirtschaftsministers“ beschränkt habe.
Steinmeier: Staats- und Privatgeschäfte trennscharf auseinander halten
Wie berichtet, will Westerwelle sich in Brasilien insbesondere mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiel 2016 informieren. Details? Noch offen. Mronz ist in Deutschland unter anderem als Organisator des CHIO-Reitturniers in Aachen und durch verschiedene Leichtathletik-Veranstaltungen bekannt geworden.
Für die SPD betonte Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, dass sowohl die Begleitung durch Wirtschaftsführer wie auch durch Ehefrauen wie Lebenspartner bei Auslandsreisen von Regierungsmitgliedern nicht grundsätzlich zu beanstanden sei. Allerdings müsse genau darauf geachtet werden, Staats- und Privatgeschäfte trennscharf auseinander zu halten, so der ehemalige Chef des Auswärtigen Amtes. Steinmeier riet seinem Nachfolger zu mehr Zurückhaltung.
Keinen Grund zu Beanstandungen sieht dagegen die Linkspartei. Wolfgang Gehrke, Mitglied der Bundestagsfraktion und einer von fünf Parlamentariern im Westerwelle-Tross, sagte der WAZ-Mediengruppe, er könne nicht erkennen, dass Herr Mronz „den Aufenthalt in Südamerika für privatwirtschaftliche Zwecke“ nutzt.
„Nahles verstärkt niederste Vorurteile gegen Homosexuelle“
Die FDP-Politikerin und Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Silvana Koch-Mehrin, warf SPD-Generalsekretärin Nahles unterdessen vor, niederste Vorurteile gegen Homosexuelle zu verstärken. „Anstatt zu begrüßen, dass Bundesaußenminister Guido Westerwelle seinen Lebensgefährten mitnimmt und so ein grandioses Zeichen für ein aufgeklärtes Europa setzt, bedient sie die niedersten Vorurteile gegen Schwule“, so Koch-Mehrin. Mronz selbst äußerte sich zu den Vorwürfen nicht.
Abseits der Causa Mronz verteidigte Westerwelle am Dienstag abermals die Zusammenstellung der ihn begleitenden Wirtschafts- Delegation. „Für mich ist die Förderung der deutschen Wirtschaft im Ausland eine außenpolitische Priorität, weil es um unsere Arbeitsplätze geht. Deswegen ist es gut, dass mich eine hochrangige Wirtschaftsdelegation begleitet“, ließ er durch einen Sprecher ausrichten.
In Uruguay traf Westerwelle seinen schillerndsten Gesprächspartner
Vor seinem Abstecher nach Uruguay besuchte Westerwelle das VW-Werk in Pacheco nahe Buenos Aires. „Dieses Werk zeigt, wie vernetzt die deutsche Wirtschaft ist und wie unsere Arbeitsplätze zuhause auch vom Erfolg deutscher Unternehmen im Ausland wie zum Beispiel hier in Argentinien abhängen“, erklärte der Außenminister. Gemeinsam mit dem Chef von VW-Südamerika, dem früheren österreichischen Bundeskanzler Viktor Klima, signierte der Vizekanzler ein Exemplar des (ihn sichtlich beeindruckenden) neuen Amarok-Pickups; eine Art Pritschenwagen. Die Modellreihe, die auf den Weltmarkt zielt, wurde in Hannover entwickelt und wird nur in Argentinien hergestellt. Das signierte Fahrzeug soll demnächst einem Kinderheim gespendet werden.
In Uruguay traf Westerwelle auf den wohl schillerndsten Gesprächspartner seiner Reise: Präsident José Mujica, seit März im Amt, war Mitbegründer der Tupamaros, die in den 60er Jahren mit Bombenattentaten und Entführungen die Regierung bekämpft hatte und damit auch in Teilen der bundesdeutschen Studentenbewegung auf Sympathie stieß.