Guido Westerwelle wollte in Südamerika als feinfühliger Diplomat auf vernachlässigtem Territorium und als oberster Wirtschaftsförderer der Republik glänzen. Und so viel kann man sagen: Das ist ihm so schlecht nicht gelungen. Aber wen interessiert das noch?
Bei der Rückkehr am Samstag in die innenpolitischen Niederungen werden die Pluspunkte aufgezehrt sein. Der Bundesaußenminister wird verdächtigt, zu tun, was ein Bundesaußenminister niemals tun darf. Er hat den Anschein erweckt, Privat und Staat nicht messerscharf getrennt zu haben. Das böse Wort dafür heißt Günstlingswirtschaft. Es steht im Raum. Und die wütenden Trotzreaktionen, mit denen Westerwelle es aus der Welt reden will, machen es nur noch schlimmer.
Sollte sich – nur ein Beispiel – bestätigen, dass Vertreter von Firmen bei Dienstreisen des Vizekanzlers mit an Bord waren, an denen Verwandte Westerwelles beteiligt sind, bekäme der provokante Satz von der „spätrömischen Dekadenz“, in der Westerwelle die Besitzstandswahrer des hiesigen Sozialstaates wähnt, eine ganz neue, eine hässliche Note. Der FDP-Chef hat Deutschland eine „geistig-politische Wende“ versprochen. Ob das damit gemeint war?