Berlin. Das Zittern um die Zukunft von Opel geht weiter. Bei einem fast zwölfstündigen Spitzentreffen konnten sich Deutschland und die USA nicht auf den Rahmen für eine Übernahme durch einen Investor einigen. Der Krisengipfel hat zudem überraschend neue Finanzierungslücken ans Tageslicht gebracht.

Die Rettung des deutschen Autobauers Opel hängt weiter am seidenen Faden. In einer dramatischen achtstündigen Sitzung in der Nacht zum Donnerstag gelang es der Bundesregierung nicht, eine Überbrückungsfinanzierung zu zimmern, wie Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am frühen Morgen mitteilte. Auch wurde kein Investor ausgewählt. Allerdings schied das US-Unternehmen Ripplewood aus dem Bieterkampf aus. Im Rennen sind nun noch Fiat und Magna. Die Regierung setzte eine neue Frist für eine Lösung bis Freitag.

Opel-Finanzierungsbedarf noch viel größer als erwartet

Ziel des «Supergipfels» im Kanzleramt mit allen an der Opel-Rettung Beteiligten war eine Zwischenfinanzierung für den deutschen Autobauer für den Fall, dass der US-Mutterkonzern Insolvenz anmeldet. Dies wird für die nächsten Tage erwartet. Doch scheiterte eine Lösung nach Guttenbergs Worten zunächst daran, dass General Motors überraschend neuen Finanzbedarf angemeldet hat. Finanzminister Peer Steinbrück bezifferte ihn auf 300 Millionen Euro, die sehr kurzfristig zu decken wären.

Damit müsste der Bund nicht nur mit den erwarteten 1,5 Milliarden Euro Überbrückungskredit einspringen, sondern mit 1,8 Milliarden, wie Steinbrück erläuterte. Dazu ist die Regierung aber nicht bereit. Das Geld soll General Motors nun kurzfristig anderweitig auftreiben. Der Investor Magna sei bereit, hier zu einer Lösung beizutragen, sagte Steinbrück. «Das scheint mir sehr attraktiv zu sein, was dieser Investor da vorgesehen hat», sagte der SPD-Politiker.

Weiterer Knackpunkt waren aber laut Guttenberg und Steinbrück fehlende Sicherheiten für den vom Bund vorgesehenen Kredit. Hier griff vor allem der Wirtschaftsminister das US-Finanzministerium an. Man habe weitere Forderungen an die US-Seite gestellt. Aber auch die Interessenten müssten weitere Hausaufgaben machen, sagte Guttenberg.

Er wiederholte, dass auch eine Insolvenz von Opel weiter im Raum stehe. Steinbrück äußerte sich aber optimistisch, dass doch noch eine Rettung des deutschen Autobauers möglich sein werde.

Steinbrück enttäuscht über Verhandlungsführung

Steinbrück zeigte sich in diesem Zusammenhang äußerst enttäuscht über die Verhandlungsführung der USA. Man sei «unangenehm überrascht» gewesen. Dies sei «eine gewisse Zumutung» gewesen. Auch Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) war enttäuscht über die Verhandlungsweise der USA.

Der zusätzliche Liqiditätsbedarf habe zu Verzögerungen in den Verhandlungen geführt. Daher einigten sich die Beteiligten weder auf die angestrebte Überbrückungsfinanzierung, die die Existenz Opels im Falle einer GM-Insolvenz sichern sollte, noch legte sich die Bundesregierung auf einen bevorzugten Bieter für Opel fest.

Um doch noch zu einer Lösung zu kommen, werden nun offenbar der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna und der italienische Fiat-Konzern favorisiert. Von beiden erwarte man bis Freitag Nachbesserungen an ihren Konzepten für einen Einstieg bei Opel. Der US-Investor Ripplewood sei aus dem Rennen und vom chinesischen Autohersteller BAIC gebe es bislang erst eine zweiseitige Absichtserklärung. (ap/afp/ddp)