Berlin. Die Regierung hat den an einer möglichen Opel-Rettung Beteiligten ein Ultimatum bis Freitag gestellt. Donnerstagnacht war ein Spitzentreffen zwischen potenziellen Investoren und Politikern gescheitert, weil General Motors unerwartet zusätzlichen Finanzbedarf von 300 Millionen Euro gestellt.

Opel muss weiter um sein Schicksal bangen. Nach ergebnislosen Gesprächen zwischen Bund und US-Regierung über eine Opel-Übernahme durch einen Investor forderte die Bundesregierung die Beteiligten am Donnerstag auf, bis Freitag eine Lösung zu finden. Die Gespräche scheiterten, da die Opel-Mutter General Motors (GM) überraschend zusätzlichen Finanzbedarf von 300 Millionen Euro angemeldet hatte.

Finanzbedarf erst am Mittwochabend angemeldet

Die Bundesregierung weigere sich, die nun genannten 300 Millionen Euro zu übernehmen, sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) nach dem fast zwölfstündigen Spitzentreffen. GM habe den neuen Finanzbedarf erst am Mittwochabend angemeldet, kritisierte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Zudem habe die US-Regierung nicht ausreichend garantiert, dass Opel nach einer Brückenfinanzierung durch den deutschen Staat eine Zukunft hat.

Schlaflos in Berlin: Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, links) und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) am Donnerstagmorgen vor dem Kanzleramt. Foto: ddp
Schlaflos in Berlin: Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, links) und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) am Donnerstagmorgen vor dem Kanzleramt. Foto: ddp © ddp

Bis zur Fortsetzung der Gespräche am Freitag müsse die US-Seite nun die nötigen Sicherheiten bieten, sagte Guttenberg. Ansonsten drohe Opel die Insolvenz. Mit der geplanten Zwischenfinanzierung will der Bund die Zeit zwischen der bevorstehenden GM-Insolvenz und der Übernahme durch einen Investor überbrücken. Der Opel-Betriebsrat kritisierte das ergebnislose Treffen als einen «herben» Rückschlag».

Nur noch Fiat und Magna im Rennen

Im Rennen um Opel sind nach dem Krisentreffen nur noch der italienische Autokonzern Fiat und der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna übrig. Der US-Finanzinvestor Ripplewood und ein chinesischer Bieter sind nicht mehr im Rennen. Fiat-Chef Sergio Marchionne flog nach den Verhandlungen in Berlin in die USA zu Gesprächen über einen Einstieg beim ebenfalls insolventen GM-Konkurrenten Chrysler.

Die Magna-Führung traf sich indes einem Medienbericht zufolge am Donnerstag zu vertraulichen Gesprächen mit GM-Vertretern. Bei den Verhandlungen im Berliner Luxushotel Adlon ging es darum, einen Vorvertrag für die Übernahme von Opel durch Magna zu formulieren, wie die Internet-Ausgabe der «Bild»-Zeitung berichtete. Magna-Chef Frank Stronach hatte zuvor angeboten, die strittigen 300 Millionen Euro vorzufinanzieren.

Magna macht den Beschäftigten Versprechungen

Im Kanzleramt ging das Licht nicht aus Donnerstagnacht. Foto: ap
Im Kanzleramt ging das Licht nicht aus Donnerstagnacht. Foto: ap © AP

Der Magna Ko-Vorsitzende Siegfried Wolf sicherte den Opel-Beschäftigten zu, im Fall einer Übernahme auf Kündigungen zu verzichten. «Es gibt bei Opel keine betriebsbedingten Kündigungen», sagte Wolf der «Rheinischen Post» (Freitagsausgabe). Anpassungen würden im Einvernehmen mit dem Betriebsrat vorgenommen.

Unterdessen einigte sich die US-Regierung mit den GM-Gläubigern auf eine Entschädigung. Die Gläubiger erhielten zunächst zehn Prozent an einem neu zu gründenden GM-Konzern und bekämen das Anrecht auf weitere 15 Prozent, teilte die US-Finanzaufsicht am Donnerstag mit. (afp)