Berlin. Deutsche ISAF-Spezialkräfte haben gemeinsam mit afghanischen Sicherheitskräften einen Taliban-Führer festgenommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums ist der Festgenommene verantwortlich für mehrere Anschläge, darunter auch der auf eine deutsche Patrouille am 26. Juni 2008.
Die Bundeswehr kann einen wichtigen Erfolg in Afghanistan verbuchen. Das Bundesverteidigungsministerium bestätigte am Donnerstag einen Bericht von «Spiegel Online», wonach deutsche ISAF-Spezialkräfte gemeinsam mit afghanischen Sicherheitskräften am Donnerstag im Raum Faisabad einen hochrangigen Taliban-Führer festnehmen konnten. Dabei soll es sich um Abd al-Racik handeln, der in der Provinz Badakshan als Kommandeur der Taliban gilt.
Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) zeigte sich erfreut über die Festnahme. «Mit dieser erfolgreichen Operation, die lange vorbereitet war und bei der ein hochrangiger Terrorverdächtiger festgenommen wurde, haben die deutschen Spezialkräfte ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt», sagte der Minister am Donnerstag in Berlin. «Jeder, der unsere Soldaten und die unserer Alliierten in Afghanistan angreift, muss wissen, dass er bekämpft und zur Verantwortung gezogen wird», betonte Jung.
Für mehrere Anschläge verantwortlich
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums ist der Festgenommene verantwortlich für mehrere Anschläge, darunter auch der auf eine deutsche Patrouille am 26. Juni 2008. «Spiegel Online» berichtete darüber hinaus, dass ihm enge Verbindungen zu den Taliban in Pakistan und zur Drogenkriminalität nachgesagt werden. Nach Informationen des Online-Magazins liegt ein umfangreiches Dossier gegen ihn vor, das Ermittler von Bundeswehr, Nachrichtendiensten und Bundeskriminalamt (BKA) zusammengestellt haben.
Wie «Spiegel Online» weiter berichtete, wurde der Taliban-Führer bereits seit mehreren Monaten von Spezialkräften der Bundeswehr beobachtet. Offenbar sollte er bereits in der Nacht zu Donnerstag festgenommen werden, bemerkte die Hubschrauber der Bundeswehr aber rechtzeitig und konnte fliehen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums konnte er später gestellt und von den afghanischen Streitkräften festgenommen werden. Er werde unverzüglich der Schwerpunktstaatsanwaltschaft des afghanischen Inlandsgeheimdienstes NDS überstellt.
Bei der Operation ist nach Angaben des Ministeriums ein deutscher Soldat verletzt worden. Er befinde sich in Behandlung, sein Zustand sei stabil.
Wieder Angriff auf deutsche Patrouille bei Kundus
In Nordafghanistan ist am Donnerstag erneut eine Bundeswehr-Patrouille unter Beschuss geraten. Wie das Einsatzführungskommando in Potsdam mitteilte, wurden die 29 Soldaten, die zwölf Kilometer westlich von Kundus in Transportpanzern und gepanzerten Fahrzeugen unterwegs waren, mit Handfeuerwaffen und Panzerabwehrwaffen zweimal beschossen. Deutsche Soldaten seien nicht verletzt worden, hieß es.
In der Gegend von Kundus werden deutsche Soldaten in jüngster Zeit fast täglich angegriffen. In der vergangenen Woche starb ein Soldat bei einem Überfall. Seit Beginn des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan ließen dort 32 Soldaten ihr Leben. (ap/ddp)