Bochum/Berlin. Der geplante Jobabbau bei Opel dürfte deutlich größer ausfallen als bislang angekündigt. So will der neue Mehrheitseigener Magna nach Medienberichten insgesamt 10.500 Stellen abbauen, davon etwa 4500 in Deutschland.
Bei Opel sollen unter den neuen Eigentümern einem Pressebericht zufolge insgesamt 10.500 Stellen abgebaut werden. In Deutschland seien von der Kürzung etwa 4500 Arbeitsplätze betroffen, berichtet die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» unter Berufung auf einen Sprecher des österreichisch-kanadischen Zulieferers Magna.
«Der Stellenabbau wird auch an der Hauptverwaltung in Rüsselsheim nicht spurlos vorübergehen», sagte Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) dem Blatt. Daran habe auch Betriebsratschef Klaus Franz nie einen Zweifel gelassen. Der Stellenabbau werde sich jedoch im überschaubaren Rahmen abspielen, «ganz sicher ohne betriebsbedingte Kündigungen», fügte Koch hinzu.
Hessens Ministerpräsident wandte sich gegen Befürchtungen, die EU könnte die Staatshilfe im Fall Opel angreifen. «Das Konzept ist absolut europatauglich.» Es gebe keine prinzipiellen europarechtlichen Hürden. Der CDU-Politiker rechnet zudem damit, dass ein Teil der 4,5 Milliarden Euro Bürgschaften von anderen europäischen Staaten übernommen werden, die ebenfalls Opel-Standorte besitzen. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich auch Briten und Spanier an der Finanzierung beteiligen», sagte Koch.
Autoexperten sind unterschiedlicher Meinung
Autoexperten äußerten sich unterschiedlich über die Zukunft des Rüsselsheimer Autobauers. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen nannte ihn durchaus zukunftsfähig. Opel habe mit dem Insignia gezeigt, dass man die Fähigkeit besitze, sehr wettbewerbsfähige Fahrzeuge zu bauen, erklärte Dudenhöffer. Von Januar bis August habe Opel im Mittelklasse-Segment einen Anteil von 8,7 Prozent erreicht - den höchsten seit 1999.
Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch-Gladbach machte noch «relativ große Stolpersteine» für Opel aus. Er sagte im NDR, die 35-prozentige Beteiligung von GM bleibe eine «Fußfessel». Er rechne mit einigen Wochen Verhandlungsmarathon. Der Mutterkonzern hätte Opel lieber behalten wollen, habe allein aber die Sanierung nicht leisten können. Womöglich könnte nach einer Sanierung ein anderer globaler Automobilhersteller einsteigen.
Trittin: Noch nichts gerettet
Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin warf Kanzlerin Angela Merkel angesichts der Meldungen über weitere Stellenstreichungen falsches Krisenmanagement vor. «Hätte sich die Bundesregierung per Teilverstaatlichung an Opel beteiligt, könnte sie nun direkten Einfluss nehmen.» Bei Opel sei «leider noch gar nichts gerettet». Der stellvertretende Vorsitzende der Linken-Fraktion, Klaus Ernst, gab der Bundesregierung eine Mitverantwortung für den drohenden Stellenabbau. «Es darf kein einziger Euro fließen, solange nicht eine Bestandsgarantie für Jobs und Standorte abgegeben worden ist», verlangte er.
Die Spitzen der Koalition wiesen die Kritik zurück. Merkel sagte der «Süddeutschen Zeitung»: «Wir retten keine Unternehmen, sondern wahren ihnen in der Finanzkrise eine Chance.» Vizekanzler und SPD-Spitzenkandidat Frank-Walter Steinmeier sah in der «Super-Illu» keine Anhaltspunkte für einen Arbeitsplatzabbau über die 3000 angekündigten Stellen hinaus. «Natürlich werden Restrukturierungen nötig sein. Aber mit dem Magna-Konzept erhalten wir nicht nur alle deutschen Standorte, sondern auch die größtmögliche Anzahl von Arbeitsplätzen», zitierte ihn das Blatt. Der «Welt am Sonntag» sagte er, er freue sich, «dass die Unsicherheit der Mitarbeiter von Opel jetzt zu Ende geht». (ap)