Edathy, ADAC, Steuerhinterziehung - Wird Deutschland zur Skandal-Republik? Vielleicht hat man einfach erkannt, dass es zwar schmerzlich ist, Skandale öffentlich aufzuarbeiten, aber immer noch besser als zu glauben, es gebe diese vor allem bei den anderen. Das wäre eine kluge Erkenntnis.

Ein Minister plaudert ein Dienstgeheimnis aus? Skandal! Prominente lassen ihr Geld auf Schweizer Banken für sich arbeiten und sparen sich so die Steuern? Skandal! Der ADAC belügt und betrügt seine gutgläubigen Mitglieder? Skandal! Wohin man auch blickt, es wimmelt nur so von Affären, Eklats, Ärgernissen und – eben – Skandalen. Was geschieht da? Wird Deutschland zur Skandal-Republik?

Nicht, dass es in der Bundesrepublik in früheren Zeiten keine Skandale gegeben hätte, doch die Häufung in den letzten Jahren ist auffallend – und die Palette ist bunt. Sie reicht von erschlichenen Doktortiteln prominenter Politiker bis hin zur Steuerhinterziehung, von sündhaft teuren Planungsdesastern um Prestigeprojekte bis zu unfassbaren Pannen und Fehleinschätzungen bei der Polizei. Alles nur Zufall?

Elbphilharmonie, Nurbürgring, Berliner Flughafen, falsche Doktortitel, Steuerhinterziehung ......

Lange wurde hierzulande gern mit dem Finger auf andere gezeigt, wenn es mal wieder skandalös zuging. Milliarden, deren Spur sich in Bauruinen verlor? Typisch Österreich! Inzwischen wissen wir, dass die Deutschen dem nicht nachstehen – siehe Elbphilharmonie, Freizeitpark Nürburgring, Flughafen Berlin. Hauptsache ein schicker Titel vor dem Namen? Typisch italienische Blender! Dann kamen Guttenberg, Koch-Mehrin, Schavan. Immer stöhnen, aber fleißig Steuern hinterziehen? Diese Griechen! Inzwischen kommen die deutschen Steuerfahnder kaum nach damit, Tausende von Selbstanzeigen ach so reuiger Steuersünder zu bearbeiten.

Sicher gab es manches von dem auch früher. Aber vieles blieb unter der Decke, wurde vertuscht, verharmlost, geräuschlos erledigt. Man wollte es lieber nicht so genau wissen. Wie hätte man sich sonst noch über die anderen aufregen können?!

Öffentliche Aufarbeitung ist notwendig

Dass Affären vielfach nicht mehr im Verborgenen abgehandelt, sondern in den Medien und damit vor den Augen aller Welt ausgebreitet werden, hat womöglich nicht allein mit Quoten- und Auflagendruck der Medien zu tun. Vielleicht hat man in Deutschland erkannt, dass es zwar schmerzlich ist, Skandale öffentlich aufzuarbeiten, aber immer noch besser als zu glauben, es gebe diese vor allem bei den anderen. Das wäre eine kluge Erkenntnis – und überhaupt kein Skandal.