Berlin. Bei Guttenberg hatte Merkel noch erklärt, sie habe ihn als Minister bestellt, nicht als wissenschaftlichen Assistenten. Bei der Bildungsministerin ist so viel Lässigkeit nicht möglich. Die Kanzlerin sollte sich schon mal nach einer neuen Ministerin umsehen. Ein Kommentar.

Als der damalige Verteidigungsminister zu Guttenberg wegen seiner erschummelten Doktorarbeit unter Druck geriet, fällte Annette Schavan als erste Kabinettskollegin ein vernichtendes Urteil: Sie schäme sich für seine Plagiate nicht nur heimlich. Das harte Wort fällt nun auf die Bildungsministerin zurück, nachdem sich ihre eigene Plagiatsaffäre zuspitzt. Guttenberg musste bekanntermaßen zurücktreten, ob Schavan das gleiche Schicksal ereilt, ist noch offen. Einiges spricht aber schon jetzt dafür, dass die Ministerin nicht zu halten ist.

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Gewiss, ihr Fall liegt deutlich anders als der des plump-dreisten Plagiators Guttenberg, der Verdacht ist für sich gesehen auch weniger gravierend. Aber Schavan ist auch viel verletzlicher als der Verteidigungsminister, für sie gelten andere Maßstäbe: Denn sie trägt in ihrem Amt eine besondere Verantwortung für den Ruf von Wissenschaft und Forschung in Deutschland. Die Hochschulen haben nach den jüngsten Plagiatsaffären alle Mühe, den Reputationsverlust wieder auszugleichen. Vor diesem Hintergrund ist der Vorwurf einer leitenden Täuschungsabsicht – erhoben von einem Wissenschaftler, nicht von einem Plagiatsjäger – für die Bildungsministerin vernichtend.

Wenn Schavan ihren Doktortitel verliert, ist ihr Rücktritt zwingend. Aber selbst wenn sie am Ende mit einem blauen Auge davon kommt, ist schwer vorstellbar, wie sie mit dem Makel einer Täuschung noch glaubwürdig als Ministerin agieren kann.

Bei Guttenberg hatte Merkel noch erklärt, sie habe ihn als Minister bestellt, nicht als wissenschaftlichen Assistenten. Bei der Bildungsministerin ist so viel Lässigkeit nicht möglich. Die Kanzlerin sollte sich schon mal nach einer neuen Ministerin umsehen.