München. Die Pagiatsvorwürfe setzen Bildungsministerin Annette Schavan immer stärker unter Druck. Mehrere Wissenschaftler halten ihr vor, sie habe in ihrer Doktorarbeit schwere Fehler begangen. Auch einen Verlust des Titels schließen die Experten nicht aus. Ihre Partei stärkt Schavan den Rücken.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan steht wegen Plagiatsvorwürfen im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit weiter in der Kritik. Mehrere Rechtsprofessoren sehen die Vorhaltungen als gerechtfertigt an. Unterdessen meldete sich am Samstag der anonyme Schavan-Ankläger zu Wort, ohne sich jedoch zu erkennen zu geben.
Der Blogger wirft der Ministerin auf der eigens angelegten Internetseite "schavanplag" vor, vor 32 Jahren an mehreren Stellen ihrer Doktorarbeit abgeschrieben und Quellen nicht genannt zu haben. Schavan versprach nach Bekanntwerden der Vorwürfe Aufklärung. Eine Kommission der Universität Düsseldorf will in den anstehenden Woche Schavans Dissertation unter die Lupe nehmen.
Blogger wollte "das nicht unter den Tisch fallen lassen"
Der Initiator des Blogs äußerte sich auf "Spiegel online" in einem schriftlich geführten Interview. Die Person, die sich in Faxen "Robert Schmidt" nenne, ist demnach seit längerem Mitglied im Recherchenetzwerk "VroniPlag", das die Schavan-Dissertation bereits unter die Lupe genommen hatte. Da es dort für ein Bloßstellen der Ministerin keine Mehrheit gab, hatte sich der Blogger dazu entschlossen, den Fall selbst publik zu machen.
"Ich halte es aber für belegbar, dass Frau Schavan plagiiert hat, wenn auch in geringerem Ausmaß als andere. Ich wollte das nicht unter den Tisch fallen lassen", sagte der anonyme Betreiber von "schavanplag". Als Beweggründe gab er den "Spaß an der Detektivarbeit" wie auch das Motiv an, "dass Leute mit einem akademischen Betrug nach Möglichkeit nicht durchkommen sollten".
Rechtsprofessor sieht "gravierendes wissenschaftliches Fehlverhalten"
Der Berliner Rechtsprofessor Gerhard Dannemann, der ebenfalls zum Team gehörte, das auf "VroniPlag" Schavans Dissertation prüfte, sieht bei der Ministerin "ein gravierendes wissenschaftliches Fehlverhalten", wie er dem Nachrichtenmagazin "Focus" sagte. Der österreichische Medienwissenschaftler und Plagiatsexperte Stefan Weber sagte: "Sollten die präsentierten Vorwürfe berechtigt sein, dann handelt es sich um ein glasklares, absichtliches Plagiat." Der Umfang bekannt gewordener Textstellen aus Schavans Dissertation genüge, um die Arbeit "wissenschaftlich wertlos" zu machen, sagte Weber ebenfalls dem "Focus".
Aus Sicht des Münchner Jura-Professors Volker Rieble könnte Schavan ihren Doktortitel verlieren. "Wenn die Textstellen auf 'schavanplag' korrekt wiedergegeben wurden, dann reicht das nach der geltenden Rechtsprechung für einen Promotionsentzug", sagte Rieble der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Qualitativ seien in Schavans Arbeit alle möglichen Arten von Plagiaten zu finden. "Das ist kein Zufall und auch kein Irrtum, sondern Absicht", sagte Rieble.
CDU stärkt Ministerin Schavan den Rücken
Die Union stärkte derweil der aus Baden-Württemberg stammenden Politikerin den Rücken. Der CDU-Landeschef Thomas Strobl sagte dem "Focus": "Ich habe keinen Grund, anzunehmen, dass irgendetwas faul ist an der Doktorarbeit von Annette Schavan."
Schavan promovierte vor 32 Jahren an der Universität Düsseldorf. Der Titel ihrer 1980 veröffentlichten Arbeit lautet "Person und Gewissen. Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung". Schavan wurde 2009 zur Honorarprofessorin der Freien Universität Berlin ernannt und führt deshalb auch einen Professorentitel.