Witten. Die Alte Feuerwache präsentiert sich in neuem Gewand: Helle Räume, ein Tanzatelier und eine Schreinerei sind schon da - und bald auch ein Café.
Vor fast genau einem Jahr hat die Alte Hauptfeuerwache in Witten den Besitzer gewechselt. Und ist jetzt kaum noch wiederzuerkennen - von innen wohlgemerkt. Wo man einst durch schmale, dunkle Gänge lief, finden sich heute helle und großzügige Räume. Das neue Quartiers- und Begegnungszentrum nimmt Form an. Und auch die ersten Mieter sind ins historische Haupthaus eingezogen.
Das sieht von außen fast noch aus wie seit eh und je. Denn dass die historische Klinkerfassade der Wache erhalten bleiben soll, war eine Bedingung der Stadt. Im Erdgeschoss sind von acht Rolltoren nur noch zwei geblieben - ersetzt wurden sie durch bodentiefe Fenster, die den Blick in die dort ansässige Holzwerkstatt ermöglichen. Auch im ersten Stock sind die Fenster erneuert worden. Sonst ahnt man von außen nicht, wie sich das Gebäude im Inneren verwandelt hat.
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Schreinerei statt Löschfahrzeuge
Statt Löschfahrzeugen und Spinden füllt nun Philip Asshauer, einer der vier Investoren, mit seiner Schreinerei rund 250 Quadratmeter im Erdgeschoss. Zuvor war sie im Wiesenviertel im Hinterhof vom Knut‘s angesiedelt. „Wir fühlen uns superwohl mit den vielen Fenstern und dem Licht“, sagt der 45-Jährige, der sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
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Die Offenheit gehört zum Konzept. „Warum zeigt man Handwerk nicht mal ganz bewusst?“, fragt Henry Beierlorzer rhetorisch. Der 65-Jährige hat zusammen mit Asshauer sowie Sohn Arne und Ehefrau Gabriele Heidner den Zuschlag für die Feuerwache erhalten. Im Sommer sollen denn auch die großen Glastüren der Werkstatt offen stehen. Wer zufällig vorbeikommt, kann gerne hereinkommen. Denn schließlich sollen in der neuen Alten Feuerwache Gemeinschaft und Zusammenhalt gelebt werden.
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Orte, an denen man sich begegnen kann
„Dazu haben wir auch überall kleine Räume geschaffen, in denen man sich begegnet, sich unterhalten kann“, so Asshauer. Etwa eine Gemeinschaftsküche im „Starterhaus“, dem Anbau zur Hauptstraße hin, in dem früher das Rechnungsprüfungsamt untergebracht war. Dieser Teil der Wache war als Erster saniert, das Gebäude ist bis auf eine Bürofläche schon vermietet. Es mangelt nicht an Interessenten, aber die Richtigen sollten es eben sein, die das gemeinschaftliche Konzept mittragen, erklärt Beierlorzer. Bislang finden sich dort viele Start-ups, etwa ein kleines Plattenlabel, ein Büro für Grafikdesign und Illustration oder Coaches.
Ganz frisch eingezogen ist Annika Weber mit ihrem Tanzatelier. Ihr 62 Quadratmeter großer Saal liegt im ersten Stockwerk. Hier unterrichtet die 32-Jährige klassisches Ballett, aber auch modernen Tanz. Besonders beliebt sind derzeit die „Tanzkäfer“, eine Mischung aus Turnen und Tanzen schon für die Kleinsten ab zwei Jahren. Anfängerkurse im Ballett für Erwachsene stehen ebenfalls hoch im Kurs.
„Diese Location ist so cool“
„Ich finde diese Location so cool“, schwärmt die ausgebildete Tanzpädagogin. „Besonders, dass man sich dieses alten Gebäudes so annimmt, es nicht verkommen lässt.“ Als die dreifache Mutter vor einem Jahr von den Umbauplänen erfuhr, nahm sie direkt Kontakt auf. Und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. In einem angemieteten Tanzraum in der Franziskuskirche unweit vom Hauptbahnhof baute sie einen Kursplan auf und fand viele Schülerinnen und Schüler. Vor einer Woche sind nun alle in die Feuerwache umgezogen.
„Das war die richtige Entscheidung“, sagt Annika Weber. Schon jetzt schwärmt sie von der kleinen Gemeinschaft, die sich bereits entwickelt habe. So hat die Schreinerei von Philip Asshauer etwa die Stangen für den Tanzsaal hergestellt. Auch bei der Befestigung der großen Spiegel ging man ihr zur Hand. Pakete von einem anderen Mieter annehmen lassen oder mal eben fragen, wenn ein Werkzeug fehlt: In der alten Feuerwache alles kein Problem. „Das ist ganz toll und ich hoffe, dass es mit den anderen Mietern, die noch kommen, so weitergeht.“
Nur noch zwei Flächen zur Vermietung
Da bleiben nicht mehr allzu viele. Neben der etwa 72 Quadratmeter großen Bürofläche im „Starterhaus“ ist nur noch ein gerade frisch fertig sanierter weiterer Raum im Obergeschoss frei. Einst befanden sich hier mehrere kleine Räume links und rechts entlang eines schmalen Ganges. Heute öffnet sich die Tür zu einem einzigen hellen, leicht verwinkelten Raum mit hohen Decken und schönem Holzparkett. Die Mietersuche soll bald starten.
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Gefunden ist die Betreiberin für das geplante Café, das in den Anbau rechts einziehen wird. Den Namen verraten will die Investoren-Gemeinschaft aber nicht. Nur so viel: Die Frau sei keine völlig Unbekannte in Witten, bislang aber noch nicht in der Gastronomie tätig gewesen. Die Spezialität des Cafés sollen besondere Kreationen aus Sauerteig sein. Die Eröffnung ist für Mai geplant. Auch dieser Raum erhält gerade seinen letzten Schliff.
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Während die Sanierung und Vermietung des alten Gebäudes auf die Zielgerade einbiegt, blicken die Investoren schon weiter. Ende des Sommers sollen die Bauarbeiten für das Studentenwohnheim beginnen, das gegenüber der Feuerwache entstehen soll. Der Bauantrag sei eingereicht. Man gehe davon aus, bald eine positive Rückmeldung zu erhalten, sagt Henry Beierlorzer. Bleibt zu hoffen, dass beim Neubau alles so reibungslos verläuft wie bei der Sanierung.
Von historisch zu modern: Viele Bilder der Alten Feuerwache
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