Witten. Scholz gegen Merz: der Tag danach. Was hat beim TV-Duell funktioniert, was nicht? Ein Wittener Politikexperte analysiert Kanzler und Herausforderer.

  • Wittener Politik-Experte analysiert das TV-Duell von Scholz und Merz
  • Professor Lukas Stötzer sagt, welche Themen ihm gefehlt haben
  • Außerdem zeigt er auf, welche rhetorischen Tricks zum Einsatz kamen

Politikwissenschaftler Professor Lukas Stötzer von der Universität Witten/Herdecke glaubt nicht daran, dass das TV-Duell zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Herausforderer Friedrich Merz (CDU) entscheidenden Einfluss auf den Ausgang der Bundestagswahl am 23. Februar hat. Dennoch werde die von ARD und ZDF übertragene Redeschlacht Folgen haben.

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Laut Stötzer haben die beiden Spitzenkandidaten vor allem bekannte Unterschiede herausgearbeitet – gerade in der Wirtschaftspolitik. Beide wollen die Wirtschaft wieder in Gang bringen. Der Experte bemängelt aber, dass Scholz wie Merz zu viel auf Vergangenes zurückgeblickt hätten. Mit Blick auf die Zukunft seien von beiden bestenfalls kurzfristige Maßnahmen angekündigt worden. Stötzer vermisst eine langfristige Strategie.



Professor Lukas Stötzer von der Uni Witten/Herdecke analysiert das TV-Duell zwischen Kanzler Scholz und CDU-Herausforderer Merz.
Professor Lukas Stötzer von der Uni Witten/Herdecke analysiert das TV-Duell zwischen Kanzler Scholz und CDU-Herausforderer Merz. © Universität Witten/Herdecke | Universität Witten/Herdecke

Scholz gegen Merz im TV-Duell: Wittener Politikwissenschaftler vermisst Themen

Stötzer beklagt zudem, dass das Thema Migration einen nach seiner Ansicht zu breiten Raum eingenommen habe. Themen wie Bildung, Familie, Soziales und Klima seien kaum oder gar nicht erst angesprochen worden.

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Scholz liegt in Umfragen derzeit deutlich hinter Merz. Deshalb habe der Kanzler angriffslustig auftreten müssen. Das sei ihm gelungen. Nicht gelungen sei es dem Amtsinhaber, Merz zu aufbrausenden Reaktionen zu provozieren. Der Oppositionsführer habe seine Emotionen gut unter Kontrolle gehabt. Funktioniert habe bei Scholz allerdings ein anderer Kniff. Er habe Erfolgsbilanzen als Zeichen seiner Regierungserfahrung vorgetragen. Merz hat bisher keinem Kabinett angehört.

TV-Duell: Wittener Professor glaubt an höhere Wahlbeteiligung durch Fernsehdebatte von Scholz und Merz

Stötzer zeigt sich überzeugt, dass das TV-Duell durchaus Wirkung auf das Wahlvolk habe – weil Briefwahl zeitnah möglich ist. So könne die Fernsehdebatte zu einer höheren Wahlbeteiligung beitragen. Das TV-Duell dürfte aber keinem der beiden Politiker deutliche Vorteile bringen, analysiert Stötzer. Denn weder Scholz noch Merz hätten schwerwiegende Fehler gemacht. „Ein richtiges Duell war die Sendung nicht. Beide Parteien werden wahrscheinlich miteinander koalieren müssen. Klar ist allerdings, dass eine der beiden Personen dann nicht mehr dabei ist.“

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