Witten. Bei Hoppe gibt‘s zum Fest nichts auf die Gabel. Wittens À-la-carte-Restaurant ist schon seit längerem zu. Es gibt aber Ausnahmen - und das Hotel.

Die Recherche, wo man an Weihnachten in Witten essen gehen kann, hat es erst jetzt ans Tageslicht gebracht. Das Traditionsgasthaus Hoppe in Annen hat den klassischen Restaurantbetrieb eingestellt.

„Wir haben das À-la-Carte-Restaurant schon seit über einem Jahr geschlossen“, sagt Betreiber Bernd Hoppe. „Coronabedingt usw.“, erklärt der 51-Jährige, nach den Gründen gefragt. Im März 2022 hieß es in der Wittener WAZ noch, dass Hoppe nach zwei schweren Pandemiejahren wieder durchstartet. „Eine neue Speisekarte, renovierte Hotelzimmer: Nach viel Corona-Frust blickt Gastronom Bernd Hoppe in Witten-Annen optimistisch nach vorne“, schrieb Redakteurin Jutta Bublies damals. Doch leicht wurde es auch dann nicht. Der gelernte Koch erinnert aktuell an das Problem „Personalmangel“, das die Gastronomie besonders trifft.

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So entschied Hoppe, sich „gemeinsam mit unserem Team“ (Internetseite) auf das Hotel mit zwölf Zimmern zu konzentrieren. Dort, im Netz, erfahren Gäste ebenfalls, dass das Restaurant „bis auf Weiteres“ geschlossen ist. Nicht davon betroffen ist wie gesagt der Hotelbetrieb. „Darauf sind wir stolz: Schon seit über 135 Jahren wird das Hotel in vierter Generation geführt“, heißt es. Gästen wird auch ein Frühstücksbüfett geboten.

Zu besonderen Anlässen stellt sich Bernd Hoppe noch mal selbst an den Herd. Er öffnet das Restaurant beispielsweise für Beerdigungskaffees, Konfirmationen oder Kommunionen - dann auch auf Wunsch mit Essen. „Wir haben da jemanden, der uns hilft.“ Viele Jahre gehörte Hoppe fest zur Gastroszene in Witten und Umgebung. Sein Betrieb war besser bekannt unter „Hoppe‘s sinn.esslust“.

Carl Hoppe begann 1884 mit einer Schankwirtschaft in Witten-Annen

Nun aber will sich der gebürtige Wittener, der das Gasthaus an der Bahnschranke von seinen Eltern übernommen hat und „schon immer hier ist“ , erst einmal auf das Hotel konzentrieren. „Wir sind zufrieden, wenn wir weiterhin nette Gäste haben“, sagt er. Ob es noch mal eine Rückkehr zu dem klassischen À-la-Carte-Restaurant geben wird? „Sag niemals nie“, antwortet Hoppe verschmitzt.

2009 feierte er noch groß 125-Jähriges. Damals erinnerte die WAZ an die Anfänge des Gasthauses an der Schranke. „Carl Hoppe, man muss wegen der vielen Carls in der Familie sagen: Carl I., begann 1884 mit einer Schankwirtschaft. Zuvor, so erzählt Carl III. Hoppe, war in dem Haus an der Stockumer Straße eine Art Gemischtwarenladen, in dem unter anderem auch Bier verkauft wurde. Außerdem beherbergte das Geschäft damals auch noch die Annener Post“, schrieb seinerzeit Redakteur Bernd Kassner. Und weiter:

Ein Bild aus alten Tagen, als der Familienbetrieb Hoppe noch von Vater Carl geführt wurde, Restaurant inklusive.
Ein Bild aus alten Tagen, als der Familienbetrieb Hoppe noch von Vater Carl geführt wurde, Restaurant inklusive. © WAZ | Tanja Schneider

„Gemischtwaren und Post wichen dem reinen Gaststättenbetrieb, der so gut florierte, dass die Hoppes bereits 1889 das Haus kaufen konnten. Und seitdem blieb es bis zum heutigen Tag in der Familie. Carl Hoppe hatte großes Glück mit der Lage seines Wirtshauses: Vom Ardey kamen die Bergleute zu Fuß und gingen zur Zeche nach Oespel. Hoppe: „In der Gaststätte haben sie sich auf dem Weg immer ihren Flachmann mit Schnaps füllen lassen. Nicht so etwas Hochprozentiges wie heute, der Schnaps damals hatte 25 Prozent.“

Hinter der Schänke war das Kläppchen

Und hinter der Schänke war das Kläppchen: „Daran wurde von draußen geklopft. Frauen reichten eine Kanne herein, und darin wurde Bier zum Mitnehmen nach Hause eingefüllt.“ Vier Zapfhähne für Bier hatte die Kneipe damals in der Vorflaschenbierzeit, und einen für Schnaps. Jeden Abend wurde im Keller kräftig gepumpt, damit der Schnapshahn am nächsten Morgen genug Druck hatte.

Auch von den Annener Gussstahlwerken kamen die Leute zu Hoppes. 1947 wurden Mahlzeiten angeboten, 1,25 Reichsmark kostete das erste Gericht. Wer es gerne etwas üppiger haben wollte: Ein komplettes Menü mit Suppe, Rinderfilet à la Meier und Dessert war für 3,25 Reichsmark zu haben. „Wenn wir mal mittags keine 40 bis 45 Essen hatten, dann war das ein schlechter Tag.“

„Die Engländer haben bei uns Wohnzimmer gegessen“

Dann kamen die Engländer, schrieb der Redakteur 2009, die das Gussstahlwerk nach dem Krieg unter Kontrolle hatten. „Die haben bei uns im Wohnzimmer gesessen und gegessen“, erinnert sich der heute 84-jährige Carl III. Hoppe. „Als sie sich aber überlegt hatten, unser Haus zum Offizierskasino zu machen, habe ich auf alle Fluren Schmutz und Asche gestreut, um sie abzuschrecken. So ist uns das Haus geblieben.“

Bernd Hoppe und sein Team führten den Betrieb später in die „moderne“ Zeit, mit Schwerpunkten auf mediterraner und deutscher Küche, Außer-Haus-Catering etwa für Saalbau oder das Dortmunder Konzerthaus sowie Gastspielen auf Gourmetmeilen wie „Genuss am Fluss“ oder „Bochum Kulinarisch“. In diesem Jahr würde das Annener Gasthaus Hoppe 140 Jahre alt. Eigentlich ein Grund zum Feiern.

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