Wilhelm Fisse dokumentiert auf 250 Seiten die Geschichte des damaligen Amtes Annen zwischen den Jahren 1918 und 1929. Die Eingemeindung nach Witten war eine Folge der nachlassenden Wirtschaftskraft.
Mit seiner Publikation „Vom selbstständigen Amt zum Vorort – Annen 1918 – 1929“ hat Wilhelm Fisse (79) nach den Worten der Vorsitzenden des Geschichtsvereins Annen, Hildegard Priebel, „eine längst überfällige Lücke in der Aufarbeitung des selbstständigen Amtes Annen geschlossen“. Eine am Montag eröffnete kleine Ausstellung in der Sparkasse Annen macht Appetit auf die 250 Seiten starke Schrift.
„Mit berechtigtem Stolz konnten die Vertreter der alten Bauernschaft Annen mit einem ausgeglichenen Haushalt die Lebensfähigkeit eines selbstständigen Amtes 1874 begründen“, schreibt Wilhelm Fisse zur Vorgeschichte. Annen war seitdem eigenständige Stadt mit Gemeinderat und Amtmann (Bürgermeister), zunächst zugehörig zum Landkreis Dortmund, dann zum Landkreis Hörde. Über die Zeit bis 1914 und Annen im 1. Weltkrieg hatte Fisse schon Schriften vorgelegt.
„Aus Liebe zu Annen“, wie er freimütig bekennt, hat sich der frühere Lehrer, der seit 1963 in Annen lebt, erneut durch alte Verwaltungsberichte und Bände der Annener Zeitung, des Hörder Volksboten und der Wittener Volkszeitung sowie weitere Quellen gearbeitet. Die Periode bis 1929 ist gekennzeichnet durch einen wirtschaftlichen Niedergang des Amtes Annen. „Annen schwächelte, was die Finanzen anging“, erläutert Fisse. Den letzten ausgeglichenen Haushalt gab es 1923. Gemeinderatsprotokolle aus dieser Zeit erscheinen bedrückend aktuell, wusste man sich doch auch damals nicht anders zu helfen als mit höheren Grund- und Gewerbesteuern und mit Schulden. Kommunen, die aus eigener Kraft nicht lebensfähig waren, wurden bei der Neugliederung 1929 eingemeindet. Da gleichzeitig der „zu schwache“ Landkreis Hörde aufgelöst wurde, fielen viele Gemeinden an Dortmund. Annen und Rüdinghausen wurden indes nach Witten eingemeindet. Anderes als manche Annener bis heute meinten, „war das ein Glücksfall für Annen“, betont Fisse. „Witten war kleiner und übersichtlicher, sonst wäre Annen nur ein Anhängsel von Dortmund geworden.“
Die Kriegsreparationen und die Ruhrbesetzung trafen auch andere. Mit Annen ging es auch deshalb bergab, weil es mit dem Annener Gussstahlwerk (800 Beschäftigte) und der Krupp AG auf dem späteren Wickmann-Gelände (1800) große Rüstungsbetriebe hatte, deren Produkte nicht mehr gefragt waren. Die Katastrophenmeldungen über die Schließung der Zeche Hamburg (1500 Beschäftigte) fiel ins selbe Jahr wie die der Krupp AG – 1925.
Wilhelm Fisse beleuchtet auch die Entwicklung der Reichstagswahlergebnisse. Die Arbeitergemeinde Annen war „sozialdemokratisch gefärbt“, hatte aber auch einen stabiles bürgerliches Lager, allen voran mit der Zentrumspartei. Und mit seiner voll ausgebauten Mittelschule verfügte Annen über eine Bildungseinrichtung, die über Annens Grenzen hinaus Ansehen und Bedeutung hatte.
Hier gibt es die Publikation
Herausgeber der Publikation „Vom selbstständigen Amt zum Vorort, Annen 1918 – 1929“, verfasst von Wilhelm Fisse, ist der Geschichtsverein Annen e.V. Sie ist für 9,90 Euro erhältlich bei: Sparkasse Annen, Adler Apotheke, Milan Apotheke und Kath. Öffentliche Bücherei St. Joseph (alle Annen), Buchhandlung Gronau, Hörder Str. 340, Lehmkul, Marktstr. 5.
Der Motorsegler „Annen“ lief im August 1920 in Kiel vom Stapel. 1940 übernahm diesen die italienische Marine unter dem Namen „Fratelli Garreé“. Er wurde am 23. August 1941 von einem englischen Torpedo im Mittelmeer versenkt.