Witten. .

Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Über 125 Jahre besteht das Annener Traditions-Gasthaus Hoppe, das inzwischen in der vierten Generation in Familienbesitz ist.

Das wurde seit Anfang März 2009 über ein Jahr lang gefeiert, und gestern richtete die Familie das offizielle Abschlussfest im Gasthaus an der Annener Schranke aus.

Carl Hoppe, man muss wegen der vielen Carls in der Familie sagen: Carl I., er begann 1884 mit einer Schankwirtschaft. Zuvor, so erzählt Carl III. Hoppe, war in dem haus an der Stockumer Straße eine Art Gemischtwarenladen, in dem unter anderem auch Bier verkauft wurde; „außerdem beherbergte das Geschäft damals auch noch die Annener Post“.

Gemischtwaren und Post wichen dem reinen Gaststättenbetrieb, der so gut florierte, dass die Hoppes bereits 1889 das Haus kaufen konnten. Und seitdem blieb es bis zum heutigen Tag in der Familie. Carl Hoppe hatte großes Glück mit der Lage seines Wirtshauses: Vom Ardey kamen die Bergleute zu Fuß und gingen zur Zeche nach Oespel. Hoppe: „In der Gaststätte haben sie sich auf dem Weg immer ihren Flachmann mit Schnaps füllen lassen. Nicht so etwas Hochprozentiges wie heute, der Schnaps damals hatte 25 Prozent.“

Und hinter der Schänke war das Kläppchen: „Daran wurde von draußen geklopft, Frauen reichten eine Kanne herein, und darin wurde Bier zum Mitnehmen nach Hause eingefüllt.“ Vier Zapfhähne für Bier hatte die Kneipe damals in der Vorflaschenbierzeit, und ei-nen für Schnaps. Jeden Abend wurde im Keller kräftig gepumpt, damit der Schnapshahn am nächsten Morgen genug Druck hatte.

Auch von den Annener Gussstahlwerken kamen die Leute zu Hoppes. 1947 wurden Mahlzeiten angeboten, 1,25 Reichsmark kostete das erste Gericht. Wer es gerne etwas üppiger haben wollte: Ein komplettes Menü mit Suppe, Rinderfilet à la Meier und Dessert war für 3,25 Reichsmark zu haben. „Wenn wir mal mittags keine 40 bis 45 Essen hatten, dann war das ein schlechter Tag.“

Dann kamen die Engländer, die das Gussstahlwerk nach dem Krieg unter Kontrolle hatten. „Die haben bei uns im Wohnzimmer gesessen und gegessen“, erinnert sich der heute 84-jährige Carl III. Hoppe. „Als sie sich aber überlegt hatten, unser Haus zum Offizierskasino zu machen, haben ich auf alle Fluren Schmutz und Asche gestreut, um sie abzuschrecken. So ist uns das Haus geblieben.“

Bis 1965 hatte Hoppe nicht einmal ein Telefon, war aber an das Werkstelefon des benachbarten Gussstahlwerks angeschlossen. Die 60er Jahre, das war die Zeit der großen Gesellschaften, der feiernden Sportvereine und Verbände. Carl Hoppe: „Wir hatten Wert darauf gelegt, Familienpublikum zu haben, in der Gaststätte waren immer gut gleich viele Frauen und Männer.“

Mit Bernd und Stefanie Hoppe ist jetzt die vierte Generation der Familie im Traditionshaus und bringt ein zeitgemäßes Konzept mit. Restaurant mit Schwerpunkten auf mediterraner und deutscher Küche, „zweierlei vom Schwein ist eine Spezialität, die vor allem bei auswärtigen Gästen gut ankommt“, sagt die Chefin. Der Hotelbereich mit 32 Betten ist frisch renoviert, Außer-Haus-Catering und Aktionen wie „Genuss am Fluss“ und „Bochum kulinarisch“ sind dazugekommen. Geblieben ist die Freude an der Bewirtung - und das nun schon über vier Generationen.