Großeinsatz der Feuerwehr in Witten-Annen: Das war der Grund
•
Lesezeit: 4 Minuten
Witten. Großbrand im alten Hallenbad Witten-Annen. Jede Menge Feuerwehr ist vor Ort. Die gute Nachricht: Es ist nur eine Übung. So ist sie gelaufen.
Plötzlich quillt Rauch aus jeder Öffnung des Hallenbades in Witten-Annen. Stundenlang. Wer sich dem Eingang nährt, hört Hilfeschreie aus dem Inneren – und innerhalb von nur wenigen Minuten treffen drei Löscheinheiten der Freiwilligen Feuerwehr Witten ein. Blaulicht flutet die Umgebung, genauso wie die Funkgeräte nicht still stehen... Was ist da am Samstagnachmittag (23.11.) im stillgelegten Hallenbad los?
Es zeichnet sich vor Ort ein spektakuläres Bild ab. Eigentlich lässt kaum erahnen, dass die Einsatzkräfte eben nicht vor einem absoluter Ernstfall stehen – wären da nicht die hin und wieder fröhlichen, ja lachenden Gesichter der Feuerwehrleute und Rettungssanitäter. „Es macht sehr Spaß, auf jeden Fall. Es ist ein lehrreiches Abenteuer. Wir wissen, was wir besser machen müssen und was nicht so gut lief“, sagt hinterher Feuerwehrmann Moritz Günther.
Wenn er sich einen Schritt weit in das Gebäude wagt, ist er sofort blind. Bereits in der Eingangstür sieht er die Hand vor Augen nicht mehr. Das einzige, was er und seine Kameraden wahrnehmen: die Hilfeschreie aus dem Inneren. Die kommen von Dummys, die mit Lautsprechern sowie Zetteln ausgestattet in den Räumen versteckt sind. Die Botschaften lauten dann zum Beispiel: „Dennis, bedingt ansprechbar, wimmert, Ruß im Gesicht, Atmung vorhanden, leichte Verbrennung am Oberkörper.“
Schlauch markiert Rückweg im Qualm
Die Dummys zu finden, ist bei nicht vorhandener Sicht schwierig. Die Einsatzkräfte orientieren sich vor allem an den Wänden. „Wenn ich rechtsseitig eine Wand habe, taste ich mich mit der rechten Hand an der Wand entlang und gucke, ob dort eventuell eine Tür oder ein Eingang ist. Mit dem Fuß kann ich vorfühlen, ob ich Platz habe“, sagt Günther.
Schleppen müssen er und seine Kameraden auch den Wasserschlauch, der prall gefüllt ist und über 80 Kilo wiegt. Damit spritzen sie nicht nur auf Leuchten, die das Feuer darstellen sollen, sondern der Schlauch markiert auch den Rückweg nach draußen: ein wenig wie die Brotkrumen bei „Hänsel und Gretel“.
Feuerwehr übt in Witten-Annen: die besten Bilder
1/35
Weil das Gebäude abgerissen werden soll, halten sich die Einsatzkräfte nicht zurück. Sie treten Türen ein, benutzen Hämmer und Äxte – wie bei einem echten Einsatz. Als die Dummys und auch die echten Menschen, die in den wenigen rauchfreien Bereichen platziert waren, gerettet sind, kommt ein Hochleistungslüfter zum Einsatz. Der bläst den Rauch aus dem Gebäude.
Neun Personen haben die Feuerwehrleute gerettet. „Die Übung ist sehr wichtig, um für den Realfall zu üben. Es kann jeden Tag passieren, dass wir zu so einem Einsatz alarmiert werden“, meint Günther. Er ist mit den Löscheinheiten Stockum, Rüdinghausen und Schnee im Einsatz gewesen.
Sie alle vorher nur gewusst, dass es eine Übung geben wird, mehr nicht.
Auf dem Parkplatz stehen etliche Einsatzfahrzeuge. Auch ein Lazarett ist aufgebaut. Dort sind die Dummys auf Tragen und haben große Schilder mit den Infos zu ihrem Gesundheitszustand umgehängt, die je nach Schwere der Verletzungen entweder rot, gelb oder grün sind - genauso wie im Ernstfall.
In Kommunikationszentrale laufen Drähte heiß
Mittelpunkt auf dem Parkplatz ist ein großes rotes Fahrzeug. Hier sind Einsatzleitung und Kommunikationszentrale. Ein Konferenzraum ist ganz hinten im Wagen. An der Wand sind unter anderem ein Lageplan, der provisorisch mit der Hand gezeichnet wurde, und eine Personenübersicht.
Weiter vorne sitzen zwei Männer, die mehrere Bildschirme vor sich haben - und Headsets auf dem Kopf. Sie stehen mit der Kreisleitstelle in Kontakt. „Wir sind der Dreh- und Angelpunkt zwischen Einsatzleitung und Leitstelle“, sagt einer von ihnen.
Als die Übung endet, sind alle Beteiligten in doppelter Hinsicht beruhigt. Der Geräuschpegel sinkt - genau wie der Adrenalinspiegel.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.