Witten. Mitten in der Grippesaison scheint es in Witten wieder knapp mit Medikamenten zu werden. Besonders für Kinder ist die Lage zum Teil kritisch.
Überall schnupft und niest es. Die Erkältungssaison nimmt auch in Witten weiter an Fahrt auf. Das Problem: Medikamente sind weiter schwierig zu bekommen, überall scheint es Engpässe zu geben – und zwar auf allen Ebenen. Ein Wittener Apotheker fordert nun mehr Unterstützung seitens der Politik.
Erol Yilmaz weiß, wovon er spricht. Er ist nicht nur Inhaber der Central-Apotheke an der Hörder Straße, sondern ist auch als Coach für andere Apothekerinnen und Apotheker in ganz Deutschland unterwegs. „Es gibt immer noch viele Probleme. Nicht nur bei uns, sondern in fast allen Apotheken.“ Derzeit sei insbesondere wieder Antibiotika ein Problem. „Die Säfte haben wir jetzt, aber jetzt fehlen zum Beispiel antibiotische Augensalben oder -tropfen“, so Yilmaz.
Apotheke in Witten: Zu Spitzenzeiten fehlten 200 Medikamente
Vor allem für Kinder sei das eine schwierige Situation. „Sie haben oft Bindehautentzündungen, aber es fehlen dann die Arzneimittel. Leider müssen wir Kundinnen und Kunden oft wegschicken.“ Doch wie akut ist die Lage wirklich? Yilmaz rechnet vor: „Auf der Defektliste (Medikamente, bei denen es Lieferengpässe gibt. Anm. d. Red) stehen alleine bei uns derzeit 120 bis 130 Produkte.“ Zu Spitzenzeiten seien es sogar 200 gewesen.
Für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet das Mehrarbeit. „Wir versuchen immer, Alternativen zu finden. Das kostet aber auch Zeit. Wir wollen unsere Kunden ja versorgen und nicht verlieren.“ Erol Yilmaz fordert deshalb mehr Unterstützung aus der Politik. Zeitweilige Schließungen im vergangenen Jahr scheinen noch nicht viel gebracht zu haben.
Auch Arztpraxen leiden unter Lieferengpässen
„Es liegt nicht in unserer Hand, wenn nicht geliefert werden kann.“ Insbesondere Gesundheitsminister Karl Lauterbach kritisiert er. „Er soll sich selbst mal hier an die Front stellen und sehen, was für Probleme es gibt.“ Für Yilmaz wäre es ein erster Schritt, wenn man die Produktion aus China oder Indien wieder nach Deutschland holen würde.
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In den Arztpraxen gibt es ähnliche Probleme. Wittens Ärztesprecher Arne Meinshausen machen vor allem seine Diabetes-Patienten Sorge. „Teilweise müssen Patienten vier Monate lang auf ihre Wochenspritzen warten.“ Bei einigen Patienten hat er deshalb schon Verschlechterungen gesehen. „Wir sehen ja die Langzeitwerte, die schlechter werden. Das liegt nur daran, dass es diese Medikamente nicht gibt.“
Auch beim Antibiotikum „Doxycyclin“ gibt es Engpässe. Dieser Wirkstoff wird vor allem bei Zeckenbissen eingesetzt. „Der ist seit drei Wochen nicht lieferbar“, sagt Meinshausen. Zwar könne man auf andere Präparate ausweichen, diese seien jedoch nicht so wirksam. Auf der anderen Seite kann auch der Allgemeinmediziner bestätigen, dass zumindest antibiotische Säfte wieder besser erhältlich seien. Meinshausen sagt aber auch: „Die Probleme haben sich einfach nur verlagert.“
Wittener Apotheker installiert 24-Stunden-Automaten
Übrigens: Um seine Kundinnen und Kunden bestmöglich zu versorgen, hat Erol Yilmaz einen 24-Stunden-Automaten an seiner Apotheke installiert. „Die Patienten können die Medikamente dann auch außerhalb der Öffnungszeiten abholen.“ Dafür muss einfach nur ein Pin eingegeben werden, und das Arzneimittel kann dann aus einem Fach mitgenommen werden. Wenn es denn zur Verfügung steht.
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