Witten. Am 31. Oktober ist wieder Saisonschluss für die Wittener Ruhrtalfähre. Im nächsten Jahr könnte die Hardenstein womöglich deutlich länger pendeln.

Jedes Jahr wundern sich Radfahrer und Spaziergänger aufs Neue, wenn sie Ende Oktober plötzlich vergeblich am Fähranleger auf die „Hardenstein“ warten. Es muss sich immer erst herumsprechen, dass die Saison dann zuende ist. Der 31. Oktober ist der letzte Fahrtag. Im nächsten Jahr geht das Schiff vielleicht erstmals in die Verlängerung. Der Klimawandel lässt grüßen.

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„Es wird ja immer wärmer“, sagt Mark Kohlberger, Geschäftsführer der Beschäftigungsgesellschaft Wabe, die sowohl die Fähre als auch die Ruhrtalgastronomie betreibt. Er schließt nicht aus, das Elektroboot 2025 länger von Ufer zu Ufer pendeln zu lassen. „Wir gucken, ob es bis Dezember geht oder ob wir sogar ganz durchfahren, wenn es das Wetter hergibt.“

„Die Wabe ist auf dem Weg der Konsolidierung“: Mark Kohlberger ist seit knapp zwei Jahren Geschäftsführer der Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung in Witten.
„Die Wabe ist auf dem Weg der Konsolidierung“: Mark Kohlberger ist seit knapp zwei Jahren Geschäftsführer der Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung in Witten. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Dieser Sommer war unterm Strich durchwachsen, nicht nur wettermäßig. Wegen Hochwasser und Motorschäden konnte die „Hardenstein“ an einigen Tagen wieder nicht auslaufen. Teilweise standen Radfahrerinnen und Radfahrer an der Haltestelle am Anleger, ohne zu wissen, was los ist. Trotzdem ist „Oberskipper“ Helmut Schönekess zuversichtlich, die Fahrgastzahlen vom Vorjahr noch zu erreichen.

130.000 Passagiere waren es 2023. Aktuell zählt er 122.000 (Stand Mittwoch, 9.10.). Bis Monatsende, also bis zum finalen Saisonschluss, könnten die fehlenden 8000 Passagiere noch zusammenkommen, „wenn‘s nicht dauernd regnet“.

Wittener Ruhrtalfähre momentan bei gut 122.000 Fahrgästen

Pech hatte die Wabe mit ihrem Personal für die Ruhrtalgastronomie. „Wir hatten einen neuen Küchenmeister, der nach einem Monat schon wieder aus persönlichen Gründen aufgehört hat“, sagt Mark Kohlberger. Insgesamt seien sechs Kräfte für das Schleusenwärter- und das Zollhaus eingestellt worden, drei davon erkrankten langfristig.

Die Wabe hat versucht, das mit Studierenden und anderen Aushilfen einigermaßen aufzufangen. Weiterhin stand wegen der Haussanierung nach dem Hochwasser 2021 am Schleusenwärterhäuschen nur ein Verkaufsfenster zur Verfügung. Da bildeten sich an schönen Tagen schnell längere Schlangen.

Wegen hoher Pegelstände und eines Motorschadens warteten die Fahrgäste in diesem Jahr an einigen Tagen vergeblich auf die Wittener Ruhrtalfähre.
Wegen hoher Pegelstände und eines Motorschadens warteten die Fahrgäste in diesem Jahr an einigen Tagen vergeblich auf die Wittener Ruhrtalfähre. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Umsatzzahlen seien zwar „noch in Ordnung gewesen“, so Wabe-Geschäftsführer Kohlberger, „hätten aber besser sein können“. Nun blickt er aber optimistisch nach vorn. Für das Königliche Schleusenwärterhaus und das Zollhaus an der Lakebrücke wurden im Oktober zwei neue Hausleiter sowie zwei weitere Kollegen eingestellt. „Wir haben ihnen feste Verträge geben können. Ich denke, wir sind jetzt für das nächste Jahr ganz gut aufgestellt.“

Man habe nun auch einen Direktvertrag mit der Fiege-Brauerei und bekomme neues Mobiliar wie Zelte oder einen neuen Pavillon für den Bühnenbereich am Schleusenwärterhaus. Ob dort allerdings am Samstag (12.10.) der „Italienische Abend“ mit Häppchen und Musik wie geplant um 18 Uhr stattfindet, hängt vom Wetter ab. Am besten auf die Internetseite der Wabe gucken.

Direktvertrag zwischen Wittener Wabe und Fiege in Bochum

Die Wittener Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung, deren Einnahmen in der Coronazeit einbrachen, ist zwar noch nicht ganz raus aus den Miesen, sieht sich aber auf einem guten Weg hin zur Konsolidierung. Durch neue Aktivitäten konnten laut Kohlberger in diesem Jahr 700.000 Euro zusätzlich verbucht werden. Allerdings gehen die laufenden Sanierungen von Schleusenwärterhaus und Bethaus mächtig ins Geld.

Die Wabe hofft, dass die Sanierung des Schleusenwärterhäuschens (hier ein Bild von Mitte Juli) bis zur neuen Saison komplett abgeschlossen ist. Derzeit laufen noch Arbeiten im Inneren.
Die Wabe hofft, dass die Sanierung des Schleusenwärterhäuschens (hier ein Bild von Mitte Juli) bis zur neuen Saison komplett abgeschlossen ist. Derzeit laufen noch Arbeiten im Inneren. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Den Hausschwamm im Schleusenwärterhäuschen ist man nach der Jahrhundertflut 2021 inzwischen los. Balken wurden ausgetauscht, Hochwasser-Schotts werden eingebaut. „Wir wollen zum Saisonstart 2025 fertig sein“, kündigt der Wabe-Chef an, dann auch wieder mit zwei Verkaufsfenstern. Die Sanierungskosten haben sich bekanntlich auf über 200.000 Euro verdoppelt.

Den ganzen Herbst und Winter über wird auch das Bethaus im Muttental instandgesetzt. Kohlberger: „Hier ist der Holzwurm drin. Es gibt eine 50-seitige Sanierungsliste. Damit hätten wir nicht gerechnet.“ Mit der Eigentümerfamilie Oberste-Frielinghaus will die Wabe das Projekt stemmen, um dann „im März oder April“ endlich wieder öffnen zu können.

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