Witten. Wird es der nächste Dauerleerstand in Witten? Das Freizeitheim Wartenberg steht seit über einem Jahr zum Verkauf. Woran es bislang scheiterte.
Nach den Sommerferien im vergangenen Jahr war Schluss mit dem Freizeitheim Wartenberg in Witten. Nach über hundert Jahren. Denn die Herbergseltern Petra und Reinhard Rodtmann sind in Rente gegangen, Nachfolger waren nicht in Sicht. Seitdem sucht der Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG), dem das Haus gehört, nach einem Käufer. Bislang vergeblich.
Bei Immowelt findet man das ehemalige Jugendheim weiterhin inseriert - einmal als Einfamilienhaus, einmal als Gewerbeimmobilie. „Denn die Nutzungsmöglichkeiten sind ja sehr vielfältig“, sagt Makler Peter Schlüter, der das Objekt seit Anfang des Jahres betreut. 650.000 Euro sind als Verhandlungsgrundlage angesetzt.
- Witten: Deshalb schließt Freizeitheim Wartenberg nach 100 Jahren
- Ehepaar leitet seit 22 Jahren das Freizeitheim Wartenberg
11.000 Quadratmeter großes Grundstück am Wartenberg in Witten
Dafür würde ein möglicher Käufer oder eine Käuferin ein über 11.000 Quadratmeter großes Grundstück bekommen - inklusive Bettenhaus mit 60 Schlafplätzen (500 m2) und einem weiteren großen Gebäude (130 m2) , in dem sich die Groß- und Spülküche und der Speisesaal befinden. Hinzu kommt ein sich daran anschließender Wohnbereich, die einstige „Betriebswohnung“ für die Herbergseltern. Sie bietet auf zwei Etagen fünf Zimmer, Küche, Diele, Bad und Gäste-WC. Insgesamt sind das noch mal 84 m2.
An Interessenten mangelt es nicht. Rund 40 Personen haben sich auf die Anzeige hin gemeldet. Doch die Nutzung des Heims am Wartenberg ist eingeschränkt. „Wohnen ist derzeit nur im Rahmen des Betriebs „Jugend- und Freizeitheim“ möglich“, erklärt die Stadt. Deshalb scheiterte direkt zu Beginn des Leerstandes die Idee der Freien Ev. Gemeinde (FeG), das Haus an ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt aus Bochum zu verkaufen.
Umnutzung zu freien Wohnzwecken ist nicht möglich
Doch die Stadt lehnte eine entsprechende Nutzungsänderung ab. „Eine Umnutzung zu „freien“ Wohnzwecken ist hier im sogenannten Außenbereich planungsrechtlich nicht zu rechtfertigen“, sagt Sprecherin Lena Kücük. Das Baugesetz, genauer gesagt der Paragraf 35 (Bauen im Außenbereich), lasse da leider keinerlei Spielräume.
Lesen Sie auch
- Wittener findet Reste von alter Burg in seinem Garten
- Herbeder froh: Metzger Kruse kehrt nach Witten zurück
- Appell von Tierschützerinnen aus Witten: „Die Tauben leiden“
- Paket vor Haustür: Wittener Vermieter startet neuen Service
Ein Projekt hätte nach städtischem Dafürhalten nur Aussicht auf Erfolg, wenn es sich möglichst nah an der bestehenden Baugenehmigung orientierend als Freizeitheim geplant ist. Also wenn man dort etwa Seminarräume einrichtet, es als Hostel oder Jugendherberge betreiben möchte.
Idee für Waldkita
Dafür gab es bei Makler Schlüter bislang aber nur wenige Anfragen, die alle im Sande verlaufen sind. Eine Initiative hatte sich gemeldet, die das Grundstück gerne für eine Wald-Kita genutzt hätte. Doch auch für dieses Vorhaben senkte die Stadt den Daumen - wegen Unfallgefahr. „Das wäre toll gewesen. Eine Kita in so einer Lage gibt es sonst nicht“, schwärmt Schlüter von dem Grundstück. Aber er verstehe die Entscheidung.
Trotz der Einschränkungen sieht der 38-jährige Immobilienexperte viel Potenzial am Wartenberg. Er könnte sich auch ein Café oder Restaurant vorstellen. „Denn hier sind viele Wanderer und Fahrradfahrer unterwegs.“ Ganz in der Nähe gibt es auch eine beliebte Downhill-Strecke.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass das hier gut laufen würde und man schnell schwarze Zahlen schreibt“, sagt Schlüter. Auch die Stadt zeigt sich für alternative Nutzungen offen. „Je nachdem, was man plant, sollte man eine Bauberatung bei der Stadt machen, um mögliche Nutzungskombinationen zu klären“, sagt Sprecherin Lena Kücük.
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Der Makler ist weiterhin guter Dinge, dass noch der passende Investor oder die passende Investorin kommt: mit dem richtigen Konzept und Mut und Kraft, das Projekt anzugehen. Denn je nachdem, wie das Heim künftig genutzt wird, müsste ordentlich Geld in den Umbau fließen. Auch generell sind die Gebäude aus den 50er Jahren großteils sanierungsbedürftig. Sie werden derzeit noch über eine Ölheizung versorgt. Dafür ist die Lage ideal: Idylle pur im Grünen.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.