Witten. . Petra und Reinhard Rodtmann leiten seit 22 Jahren das Freizeitheim Wartenberg. Hagebuttentee gibt’s bei ihnen nicht. Sie setzen auf Anderes.

  • Petra und Reinhard Rodtmann leiten seit 22 Jahren das Freizeitheim Wartenberg
  • Das Haus mit 60 Betten gehört dem Bund Freier Evangelischer Gemeinden
  • Doch nicht nur Gemeindegruppen können dort nächtigen und die Natur genießen

Die Tische im schlicht möblierten Speisesaal sind schon fürs Mittagessen gedeckt. Gebackene Bohnen wird es geben. Klingt nicht so wahnsinnig verlockend für eine hungrige Horde Kinder. „Schmeckt aber gut“, sagt Reinhard Rodtmann (58). Er muss es wissen. Denn wenn einer Erfahrung hat mit dem, was junge Leute mögen, dann ist es der Hausvater des Freizeitheims Wartenberg. Seit 22 Jahren leitet er mit seiner Frau Petra (56) das mitten im Wald gelegene Anwesen.

Wer den Weg nach oben hinter sich hat, der kommt gleich in Urlaubsstimmung. Freundlich leuchten die beiden Häuser in knallgelb und rot den Besuchern entgegen. Noch liegt eine wunderbare Ruhe über diesem Ort. Doch sobald der Regen aufhört und die Sonne zwischen den Wolken hervorlugt, trauen sich ein paar Jungs aus dem Haus und beginnen, auf der großen Wiese zu bolzen.

Sie sind mit einer Jugendgruppe vom Bund Freier Evangelischer Gemeinden, dem das Freizeitheim gehört, zu Besuch. Hier können sie in freier Natur klettern und balancieren, Hütten bauen, kickern und Tischtennis spielen, am überdachten Lagerfeuer Stockbrot backen oder – und das ist schon was Besonderes – auf einem riesigen Hüpfkissen toben. Die Idee hat Reinhard Rodtmann, leidenschaftlicher Dänemark-Fan, aus seinen Urlauben im hohen Norden mitgebracht. Die 6000 Euro dafür hat er in acht Monaten zusammenbekommen – dank spendenfreudiger Gäste.

60 Schlafplätze gibt’s im roten Gästehaus, aufgeteilt auf Sechs- bis Acht-Bett-Zimmer und immerhin vier einzelne für erwachsene Begleiter. „Wir sind nicht das modernste Haus“, sagt Rodtmann. „Aber drei Sachen müssen stimmen.“ Er zählt auf: die Sauberkeit des Gästehauses („wenn man reinkommt, soll’s nicht gleich nach Toilette riechen“), die Atmosphäre und das Essen.

Grünkohl und dicke Bohnen sind tabu, das meiste kommt frisch auf den Tisch, Marmeladen werden selbst gemacht. „Ja, das Essen ist sehr lecker“, sagt Lydia Stumpe (23), die gerade als Gruppenleiterin zu Gast ist, aber schon während der eigenen Grundschulzeit hier auf Klassenfahrt war. Schon damals gab’s keinen fertig gesüßten Hagebutten- und Pfefferminztee, die Klassiker aus früheren Jugendherbergszeiten. Den hat der Hausvater als Erstes abgeschafft, als er das Heim 1995 übernahm.

Bis dahin hatte Reinhard Rodtmann als Werkstattleiter in einer Maschinenbaufabrik gearbeitet. Und in seiner Gemeinde eine Jungschargruppe betreut. „Ich bin jemand, der gerne Kinder um sich hat.“ Und da reichen ihm die drei eigenen und neun Enkelkinder beileibe nicht. Gemeinsam hatte der Familienrat damals beschlossen, das Angebot anzunehmen und auf den Wartenberg zu ziehen.

In den Urlaub geht’s mit dem Wohnmobil

Auch wenn der Job Berufung sei: Den Urlaub verbringen die Rodtmanns, die im gelben Haus wohnen, gerne auf einem Campingplatz ohne Animation. Ein Wohnmobil haben sie sich angeschafft. „Das ist immer fahrbereit, wenn Gruppen mal spontan absagen und wir plötzlich Zeit haben.“ Obwohl – eigentlich sei immer was zu tun. Wenn nicht gerade Hochsaison ist, werkelt Rodtmann hier und dort. Damit seine Gäste es schön haben.

>> INFORMATIONEN

  • Seit 1924 gibt es das Freizeitheim Wartenberg. Der Bund Freier Evangelischer Gemeinden hatte das Gelände mit dem gelben Haus, das einst eine Bergmannskate war, gekauft.
  • Seitdem dient es als Gästehaus – nicht nur für Gemeindegruppen, auch für alle Kindergärten und Grundschulen. Kontakt: 963540.