Witten. Die Diskussionen rund um das ehemalige Kaufhof-Gebäude in Witten halten weiter an. Stadt und Kreis reagieren nun auf die Kritik des Eigentümers.

„Es läuft alles sehr zäh.“ So hatte sich Josef Saller, Eigentümer des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes in Witten, in der vergangenen Woche gegenüber der Redaktion zum weiteren Prozess rund um den Komplex mitten in der Innenstadt geäußert. Insbesondere die Entscheidungsfindung der öffentlichen Partner würde nur langsam vorangehen. Die Stadt und auch der Ennepe-Ruhr-Kreis haben zu der Kritik nun Stellung genommen und ihre Pläne konkretisiert.

Immobilienentwickler Saller (Weimar) hatte gegenüber der Redaktion erklärt, dass man den öffentlichen Partnern Vorschläge unterbreitet habe, die deren Flächenwünsche genau aufgenommen hätten. Eine Rückmeldung sei bislang jedoch ausgeblieben. „Wir haben noch keinen Konsens über die Miethöhe sowie sonstige Vertragsbedingungen. Es läuft alles sehr zäh“, so der Unternehmer.

Stadt Witten will sich im Oktober erneut mit Saller austauschen

Die Stadt Witten bestätigt auf WAZ-Anfrage nun, dass die Pläne von Saller bei der Stadt, der Kreisverwaltung, der VHS und dem Kulturforum zur inhaltlichen Prüfung vorliegen. Auch das Bauordnungsamt werfe einen Blick auf das Formelle. Doch so einfach sei der Prozess nicht.

Es wäre schön, „wenn in Nullkommanix die eierlegende Wollmilchsau gefunden wäre“, heißt es aus dem Rathaus. „Aber angesichts der verschiedenen Nutzungsinteressen ist es nun mal auch ein komplexer Aushandlungsprozess“, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Die Stadt will den Vorwurf des langsamen Prozesses jedenfalls nicht auf sich sitzen lassen.

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„Wir sind mittendrin, den nächsten Vorschlag für diese Schlüsselimmobilie der Innenstadterneuerung zu erarbeiten“, erklärt der Baudezernent. Dabei skizziert er auch einen möglichen Zeitplan. Rommelfanger: „Im Oktober wollen wir unsere neuen Erkenntnisse zusammenführen und dann in den nächsten gestaltenden Austausch mit Herrn Saller eintreten.“ Den öffentlichen Nutzern liege weiterhin viel an einem gemeinsamen Planungsprozess, um die Innenstadt lebendiger zu gestalten.

Wie geht es mit dem ehemaligen Kaufhof-Komplex weiter? Diese Frage scheint auch vier Jahre nach der Schließung noch immer nicht geklärt.
Wie geht es mit dem ehemaligen Kaufhof-Komplex weiter? Diese Frage scheint auch vier Jahre nach der Schließung noch immer nicht geklärt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

EN-Kreis will mit Jobcenter in ehemaligen Kaufhof ziehen

Wie berichtet, sind unter anderem die VHS, das Stadtarchiv und der EN-Kreis als mögliche Mieter aus dem öffentlichen Raum für den ehemaligen Kaufhof-Komplex im Gespräch. Stadtbaurat Stefan Rommelfanger hat die Pläne konkretisiert. So ist etwa vorgesehen, dass die VHS ihren jetzigen Standort an der Holzkampfstraße in Annen aufgibt und komplett in die City ziehen soll. Offenbar geht es um das Obergeschoss.

„Die Vermietung im Erd- und Untergeschoss läuft gut“, hatte Josef Saller jüngst zur Redaktion gesagt. Es gäbe mehrere Interessenten. Wer genau das ist, wollte er noch nicht verraten. Zuletzt war die Rede von Lebensmittelgeschäften und Drogeriemärkten.

Als Mieter ist auch die Kreisbehörde interessiert. „Der Ennepe-Ruhr-Kreis kann sich vorstellen, mit der Regionalstelle Witten/Wetter/Herdecke des Jobcenters EN in das Gebäude einzuziehen und so an dieser Stelle zu einer Belebung beizutragen“, sagt Sprecher Ingo Niemann. Man sei derzeit in Gesprächen. Zu den Inhalten wolle und werde man sich derzeit aber nicht öffentlich äußern.

Nur so viel: „Wie die Stadt Witten beurteilt auch die Kreisverwaltung den Aushandlungsprozess angesichts der verschiedenen Nutzungsinteressen als komplex. Auch dem Kreis als potenziellen Nutzer liegt weiterhin viel an einem gemeinsamen Planungsprozess“, heißt es aus Schwelm.

Wittener Ex-Pirat kritisiert Investor

Auf der Facebook-Seite dieser Redaktion wird das Thema erneut fleißig diskutiert. So kritisiert etwa Stefan Borggraefe, ehemaliges Ratsmitglied der Piraten, dass Saller möglichst hohen Profit erlangen will. „Die Entwicklung der Innenstadt insgesamt scheint ihm herzlich egal zu sein.“ Der frühere Kommunalpolitiker befürchtet, dass es insgesamt zu viele Gewerbeflächen und eine reine Verlagerung des Leerstands geben wird.

„Vielleicht sollte sich die öffentliche Hand da lieber erstmal ganz mit möglichen Mietverträgen zurückziehen, um ein schlechtes Konzept nicht noch zu unterstützen“, so Borggraefe, der Vorsitzender der Klima-Allianz ist. Bis sich alle Parteien geeinigt haben, wird es offensichtlich weiterhin viel Klärungs- und Diskussionsbedarf geben.

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